Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
Vom Netzwerk:
entlädt er sich in sie. Später sinken beide wieder zu Boden und lassen sich zur Seite rollen. Die junge Frau schmiegt sich dicht an ihn. Feine Schweißperlen bedecken ihre Haut. Ihren Brüsten und Achselhöhlen entströmt ein Duft nach Anis. Sie flüstert den Namen ihres Geliebten.

13
    »Ekos?«
    Im Schlaf stößt der Jäger ein dumpfes Knurren aus. Er ist auf dem bloßen Waldboden eingeschlafen, das Gesicht an die feuchte Erde gepresst, damit kein Lufthauch seine Anwesenheit verrät. Es riecht nach Moos, Harz, kalter Asche und Morgengrauen. Dieser ganz besondere Geruch begleitet an jedem neuen Morgen den Tod der Finsternis. Das Morgengrauen riecht angenehm, nach Steinen, Tau und Blüten, die sich öffnen. Es wird nicht lange dauern, bis das leuchtende Vatergestirn aufsteigt und sein weißes Licht die großen Ebenen versengt. Noch befindet es sich jenseits der Krümmung der Erdmutter, lediglich vereinzelt erhellen feine silberne Strahlen nach und nach die Dunkelheit. Gerade, als sich Eko wieder hinlegen will, spürt er, wie sich Nägel tief in seine Schultern graben.
    »Ekos! Alziami nalz alzila! Lelzelz sialom!«
    Lekek sialom. Die Wölfe kommen. Der Jäger fährt hoch, seine Muskeln spannen sich. Angst schwingt in der Stimme, die ihm die Worte ins Ohr flüstert. Eko öffnet die Augen.
Graues Licht dringt jetzt durch die Bäume. Er streckt den Arm aus und legt die Hand dorthin, wo er vor einigen Stunden die Glut mit Erde bedeckt hat. Die Feuerstelle ist kalt. Trotzdem riecht es noch warm, oder besser gesagt, nach Fleisch, das am Feuer gebraten wurde. Das hat Neera gerochen und ist wenige Minuten vor Eko aus dem Schlaf hochgefahren. Einige Minuten zu spät.
    Seine Finger suchen in der Asche und schließen sich um ein Stück Knochen, an dem sich noch ein mit Erde vermengtes Stück Fleisch befindet. Er versucht, ihn einzugraben, doch ist ihm klar, dass der Geruch schon vor Stunden über dem Lager aufgestiegen ist und es sehr lange dauern wird, bis er sich in der Luftströmung des Waldes so weit verdünnt, dass man ihn nicht mehr wahrnehmen kann. Er ärgert sich über sich selbst. Er und Neera haben einander so sehr geliebt, dass sie eingeschlafen sind, ohne die nötige Vorsichtsmaßnahme zu ergreifen.
    Seit vier Tagen sind sie, die einzigen Überlebenden des ersten Stammes der Mondleute, gemeinsam mit anderen Jägern auf der Flucht. Es ist Neeras Stamm. Die Flucht führt sie immer weiter nordwärts, ohne Pause.
    Angefangen hatte es, als der Mond im letzten Viertel stand, mit einem Regen, der das Ende der Welt zu bedeuten schien. Tagelang war die Wasserflut über den weiten Ebenen niedergegangen, so mächtig, dass ein Jäger die Hand vor den eigenen Augen nicht sehen konnte. Eine Unmenge von Wasser hatte die Flüsse anschwellen lassen, bis viele von ihnen über die Ufer traten. Als dann der Regen nach sieben Tagen so urplötzlich aufgehört hatte, wie er gekommen war, hatten sich unter einer dichten Decke schwarzer Wolken zahlreiche sonderbare Erscheinungen gezeigt.
    Die Fledermäuse, die sich bis dahin die Höhlen mit den Mondleuten geteilt und stets in vollkommenem Einklang
mit ihnen gelebt hatten, waren dazu übergegangen, Frauen und Kinder anzugreifen, wobei sie sich in deren Haaren festhielten und sie in die Kehle bissen. Angesichts dieser Bedrohung war den Mondleuten nichts anderes übrig geblieben, als mit Feuer und Pfeilen gegen die Tiere vorzugehen. Als Nächstes verhielten sich eines Abends während der Festzeit die Schmetterlinge sonderbar. Als die Mondleute in den Hohlwegen, von denen aus sich der Zugang zu den Höhlen verteidigen ließ, große Feuer entzündet hatten, war in der Luft mit einem Mal ein Geräusch wie von millionenfachem Flügelschlag zu hören gewesen. Während die Wächter die Kinder in die Höhlen geschickt und die Jäger des Stammes mit geschwungenen Speeren einen Kreis um die Flammen herum gebildet hatten, hatte sich ein gewaltiger Schmetterlingsschwarm ins Feuer gestürzt, als wolle er es auslöschen. Am nächsten Morgen hatte man dort einen stellenweise hüfthohen dichten Teppich verbrannter Flügel gefunden.
    Wenige Stunden vor dem großen Unheil dann waren auch die Bienen von einer seltsamen Krankheit befallen worden. Als die Mondleute kurz nach Tagesanfang Honig aus den hohlen Baumstämmen hatten holen wollen, in denen diese der Gäa heiligen Insekten hausten, zeigte sich, dass sie leer waren. Lediglich durch offenbar dem Wahnsinn verfallene Arbeiterinnen in Fetzen gerissene

Weitere Kostenlose Bücher