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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Algen verwandeln. Die damit verbundene Schwierigkeit bestand darin, dass man dazu in einer einzigen Generation von Menschen eine Mutation hervorrufen musste, die sich nicht umkehren, aber an die folgenden weitergeben ließ. Um das zu erreichen, gab es nur einen Weg. Er führte über das Virus in jenem Abschnitt der DNA
der Mumie, der den Faktor Tod ausschloss. Dies die Mutation bewirkende Virus musste von der tödlichen Einfachheit der sich ungeschlechtlich fortpflanzenden Lebewesen sein und zugleich über die Selbstverteidigungsmechanismen der sich geschlechtlich vermehrenden verfügen. Mit dieser Aufgabe beschäftigt sich Burgh Kassam im untersten Geschoss von Puzzle Palace, fern jeder Aufsicht durch die Stiftung. Niemand außer ihm darf sein Labor betreten. Das war auch gut so, denn sofern die allmächtige Stiftung dahinterkäme, dass sein genialer Geist im Begriff stand, die Langlebigkeit, die sie den Super reichen verkaufen wollte, irreversibel zu machen, wäre sein Leben nicht mehr viel wert.
    Ein Summer ertönt, nachdem er sich mit einem Handsender ausgewiesen hat. Die Tür öffnet sich und gibt den Weg in einen von Kunstlicht erhellten Raum frei. Durch Glasscheiben sieht man weiß gekleidete Männer um eine Isolierzelle herum. Nachdem Kassam eine Entkeimungsschleuse durchquert hat, zieht er eine luftdichte Kombination über und tritt zu ihnen. Hinter den Kunststoffwänden der Isolierzelle scheint eine mit Gurten an einen Sessel fixierte Frau zu schlafen. Es ist eine Mexikanerin, die ihm die Stiftung zusammen mit anderen halb tot vor Durst in der Wüste aufgegriffenen illegalen Einwanderern zur Verfügung gestellt hat. Durchsichtige Schläuche leiten den Inhalt verschiedener Gefäße in ihre Venen. Sie enthalten eine Lösung mit Enzymen, die er aus der DNA der Mumie synthetisiert und der er den Arbeitsnamen »Kombination 13« gegeben hat, sowie chemische Stabilisatoren, welche die Reaktion steuern sollen. Die Schwierigkeit bei der Kombination 13 bestand nämlich darin, dass die Reaktion darauf anfangs stabil war, dann aber unbeherrschbar wurde.
    Kassam wirft einen Blick auf die Instrumente, auf denen
sich die Werte für die Vitalfunktionen seines menschlichen Versuchskaninchens ablesen lassen.
    Er fragt einen seiner Mitarbeiter, wie lange der Prozess schon läuft.
    »Vier Stunden«, kommt dessen Antwort gedämpft durch eine Schutzmaske.
    Kassam macht auf einer Tastatur einige Eingaben. Dem Foto nach, das man bei der Einlieferung von der Frau gemacht hat, dürfte sie um die Mitte vierzig sein. Er hebt den Blick zum Sichtfenster in der Kabinenwand. Jetzt sieht sie aus wie kaum dreißig. Kassams Gesicht verzieht sich zu einem Lächeln.
    »Mist …«
    »Was ist?«
    »Der Prozess läuft zu schnell ab.«
    Der Mitarbeiter macht sich an seiner Tastatur zu schaffen.
    »Nein. Die Werte sind stabil.«
    Kaum hat er den Satz gesagt, als Anzeigeleuchten auf der Steuertafel aufblinken.
    »So, so, stabil, was?«
    Ein Blutfaden läuft aus dem Mund der Frau. Die Männer können buchstäblich zusehen, wie sie altert. Sie hat einen Erstickungsanfall, versucht, um sich zu schlagen. Kassam sieht auf die Uhr. Etwas ist missglückt, etwas, das er trotz dutzender Mexikaner nicht hat klären können, die dort auf dem Sessel fixiert waren. Das Gesicht der Frau verformt sich, ihr Körper ebenfalls. Riesige Tumore entstehen, werden größer, werden resorbiert. Man könnte glauben, dass Parasiten von ungeheurer Größe unter der Haut der Frau umherziehen.
    Der Mitarbeiter fragt: »Die chemischen Stabilisatoren sind bereit. Soll ich die Dosis erhöhen?«
    »Das Zeug kostet eine Million Dollar pro Zentiliter! Da können Sie es auch gleich in den Ausguss schütten!«

    Vor Kassams Augen wird das Gesicht der Frau rasend schnell welk. Mit jeder Sekunde entstehen tiefere Falten in ihrer Haut, die jetzt förmlich zu schmelzen scheint. Die Haare werden weiß, die Fingernägel verformen sich zu Krallen. Dann werden die Augen der Greisin glasig, ihr Körper schrumpft und wird hart wie ein Stück Fleisch, das man zu lange in der Mikrowelle gelassen hat. Sie stößt unhörbare Laute aus. Ihre Kräfte verlassen sie. Dann verkrampft sie sich ein letztes Mal und sinkt im Sessel zusammen.
    Kassam seufzt. Mit der Kombination 13 ist es immer dasselbe: Erst verjüngt es die Versuchspersonen, dann hört die Wirkung schlagartig auf, und das Ergebnis sieht im günstigsten Fall aus wie schlecht geliftet. Er reißt sich die Schutzmaske herunter und wirft die

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