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Die Brut hinter der Mauer

Die Brut hinter der Mauer

Titel: Die Brut hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schließlich beeilen, um ihn erreichen zu können. Der Sumpf lag als eine ruhige, glatte Fläche vor ihnen. Obwohl ein leichter Wind wehte, erzeugte er keine Wellen. Mit den Gräsern spielte er zitternd. Vom Bus sahen sie nichts mehr. Weder ein Stück des Dachs noch ein abgerissenes Teil schimmerten an der Oberfläche. Die fahlen Dunststreifen über der Oberfläche glitzerten im Sonnenlicht wie dünnes Glas, in das Insektenschwärme zitternd und summend hineintanzten.
    »Ich habe mal gehört«, flüsterte Linda, »daß ein Sumpf schmatzt.«
    »Was meinst du denn damit?«
    Sie lehnte sich gegen Johnny und strich das dunkle Haar zurück. »Auch hier schmatzt er. Hörst du nicht die leisen Geräusche? Dieses komische Blubbern…«
    »Das sind aufsteigende Gase; an der Oberfläche zerplatzen die Blasen. Mehr ist das nicht.«
    »Ich meinte ja nur.«
    Johnny Conolly war weitergegangen. Gras dämpfte ihre Schritte. Vor den Blicken der anderen schützte sie der Wald. Sie gingen langsam weiter. Schon bald änderte sich die Festigkeit des Untergrunds. An vielen Stellen wurde er weich. Sie erkannten auch schimmernde Flecken. Dort hatte sich Wasser gesammelt und war als Pfützen geblieben. Wenn sie auftraten, verursachten sie selbst schmatzende Geräusche. Beide trugen Turnschuhe, deren Stoff sehr bald feucht war. Es fiel dem Mädchen auf, daß Johnny des öfteren zu Boden schaute und seine Blicke auch kreisen ließ. »Hast du was?« erkundigte sie sich.
    »Kaum, aber ich suche nach Spuren. Hier muß Malcolm hergegangen sein, da bin ich mir sicher.«
    Linda blickte nach links, wo der Sumpf lag. »Er hat nie davon gesprochen, daß es einen Weg in den Sumpf gibt.«
    »Wenn es den gibt.«
    »Aber es gibt immer Wege durch ein Moor…«
    »Nicht unbedingt.«
    Johnny war stehengeblieben, weil er sich auf das Quaken der Frösche konzentrieren wollte. Deren »Gesang« hallte auch über die Grenzen des Sumpfs hinweg.
    Die Luft kam ihnen dick vor. Bei jedem Atemzug hatten sie das Gefühl, den Sauerstoff zu trinken.
    Linda stöhnte. »Schwitzt du auch so? Die Klamotten kleben mir am Körper.«
    »Klar, bei der Feuchtigkeit.«
    Sie knuffte Johnny. »Manchmal sprichst du wie ein Erwachsener.«
    Er hob die Schultern. »Ich habe mich mit meinem Dad oft über gewisse Dinge unterhalten. Der hat mir viel erklärt.«
    Sie nickte. »Dein Dad kommt viel herum.«
    »Kann man sagen.«
    »Ist er nicht Reporter?«
    »Genau.«
    »Meiner arbeitet als Ingenieur. Das ist vielleicht ein langweiliger Job, kann ich dir sagen.«
    »Weiß ich nicht.«
    Johnny war weitergegangen. Er wollte es hinter sich bringen. Sein Gefühl sagte ihm, daß er sich beeilen mußte. Der Raum zwischen dem Sumpf und dem Wald verengte sich. Die Bäume wuchsen näher an die gefährliche Fläche heran.
    Das Unterholz bestand aus Sträuchern, Farnen und Gras. Noch hatte sich nichts verändert. Das blieb jedoch nicht so, denn beide sahen in einer gewissen Entfernung eine dunstige Wand, als würde sich dort eine Nebelinsel befinden. Sie schimmerte in einem hellen Grau, bewegte sich kaum und baute sich vor ihnen auf, als wollte sie sagen, bis hierher und nicht weiter.
    Linda faßte Johnny an, der stehengeblieben war. »Verflixt, was ist das?«
    »Nebel.«
    Sie gab ein glucksendes Lachen ab. »Und wo kommt der her? Kannst du mir das auch sagen?«
    »Er bildet sich, wenn Feuchtigkeit…«
    »Das weiß ich selbst. Ich frage mich nur, wieso der plötzlich hier erschienen ist.«
    »Die Stelle da vorn kann durchaus feuchter sein als die übrigen.«
    Linda gab sich mit dieser Antwort nicht zufrieden. Nach einem Räuspern meinte sie: »Weißt du, wie er mir vorkommt, Johnny?«
    »Sag schon.«
    »Als wollte er etwas verbergen. Weißt du, der ist wie ein Tuch. Nur nicht dahinter schauen, lieber wegbleiben. Das ist eine Warnung, könnte man meinen.«
    »Braucht man aber nicht.«
    »Klar, wenn du das so siehst.«
    Johnny lächelte knapp. »Willst du hier stehenbleiben oder mit mir weitergehen?«
    »Das letztere. Ich gehe nämlich dorthin, wo auch Malcolm hingegangen ist.«
    »Woher willst du das wissen?«
    Linda deutete schräg zu Boden. »Sind das nicht Fußspuren, mein großer Sherlock Holmes?«
    »Stimmt.«
    »Von uns stammen sie nicht. Ich sage dir, Johnny«, sie sprach jetzt leiser, »dieser Nebel hat etwas zu verbergen. Da entdecken wir bestimmt ein Geheimnis.«
    Ihre Worte waren nicht mehr als ein Wispern, das den Nebelwolken entgegen wehte.
    Johnny war kein Feigling. Nur hatte er es gelernt,

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