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Die Brut hinter der Mauer

Die Brut hinter der Mauer

Titel: Die Brut hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gefahren genau abzuschätzen und zu vergleichen. Die Spuren wiesen in die Richtung der unnatürlichen Nebelwand.
    Er war mittlerweile älter geworden und hatte von seinem Vater und Patenonkel so einiges zu hören bekommen. Manches davon unfreiwillig. So wußte Johnny auch über den Todesnebel Bescheid, der den Menschen die Haut vom Fleisch löste.
    Sollte dieser Nebel damit identisch sein? Der Junge merkte, wie sich ein Kloß im Hals bildete, und auch Linda fiel sein Verhalten auf. »Hast du was?« fragte sie.
    »Nicht direkt, ich habe nur an was gedacht.«
    »An was denn?«
    Er winkte ab. »Spielt keine Rolle.«
    »Dir gefällt der Nebel nicht?«
    »Nein, das nicht gerade. Jedenfalls werden wir ihn uns ansehen.«
    »Und dann?«
    »Gehen wir wieder zurück, sagen den anderen Bescheid, daß wir Malcolm leider nicht gefunden haben.«
    »Meinst du, daß sie sauer sind?«
    »Und wie. Ich rechne sogar damit, daß wir nur das Nötigste mitnehmen und das Tal dann verlassen. Die Polizei muß alarmiert werden. Die suchen dann die Umgebung ab, den Sumpf eingeschlossen. Den durchwühlen sie mit langen Stangen.«
    »Dann laß uns endlich losgehen.« Linda redete forsch, ließ Johnny jedoch den Vortritt.
    Der Nebel hatte die letzten Geräusche entrissen. Eine wallende, dampfende Stille empfing sie. Je näher sie an die graue Masse herantraten, um so besser gelang es ihnen auch, sie zu durchdringen, und es war Linda, die es zuerst entdeckte.
    »Johnny, das ist ein Ding.«
    »Was denn?«
    »Ich… ich weiß es nicht genau, aber ich habe das Gefühl, als wäre noch etwas im Nebel. Das ist da dunkler. Du kannst es bestimmt auch sehen, wenn du mal genauer schaust.«
    »Ja?«
    Sie schob sich vor. Feuchte Tücher umwehten das Gesicht des Mädchens und sehr bald auch das des Jungen. Die Wolken umschwebten sie, als wollten sie ihnen eine neue Kleidung verpassen.
    »Da ist es!« rief Linda. Sie war stehengeblieben, drehte sich um. Einen Arm streckte sie Johnny entgegen, die Hand des anderen hatte sie gegen eine Mauer gelegt. »Das ist verrückt, ist das, Johnny, aber hier ist eine… eine Wand oder so.«
    »Was?«
    »Komm her!«
    Johnny überwand seine letzte Furcht. Als er wenig später neben seiner Klassenkameradin stand, konnte er ihre Worte nur bestätigen, denn auch seine Hand berührte den Widerstand, der hart und gleichzeitig feucht war.
    »Tatsächlich, eine Mauer.«
    Linda legte den Kopf schief und schielte an ihr hoch. »Ob die wohl hoch ist?«
    »Mal ausprobieren.« Johnny ging in die Knie, dann stieß er sich ab, streckte die Arme aus, weil er zugreifen wollte.
    Er schaffte es. Die Handflächen klatschten gegen die Kante der Mauer, die gar nicht mal so hoch war. Johnny hing an ihr wie ein Türner. »Man kann sie überklettern.«
    »Willst du das denn?«
    Er ließ wieder los und kam dicht neben Linda auf. »Nein, das hatte ich nicht vor.«
    Linda legte wieder ihren Zeigefinger gegen die Unterlippe und sprach weiter. »Ich frage mich nur, wer diese komische Mauer in das Gelände gebaut hat.«
    »Keine Ahnung.«
    »Ob die etwas abtrennen soll?«
    Sie schielte wieder in die Höhe. »Vielleicht zwei Gebiete oder so.«
    »Meinst du?«
    »Hast du eine bessere Erklärung?«
    Johnny überlegte. »Nein, eigentlich nicht. Ich bin dafür, daß wir zurückgehen und unseren Fund melden. Auch glaube ich, daß Malcolm die Mauer überklettert hat. Der wird bestimmt dort hinten irgend etwas suchen und umhergeistern.«
    »Das kann sein.« Linda schüttelte sich, als würde sie frieren. »Allmählich bekomme ich Angst. Erst der Bus, jetzt diese Mauer — Johnny hier geht was vor.«
    »Glaube ich auch.«
    Er tastete über die feuchten Steine, während sich Linda schon umgedreht hatte. So war sie es auch, die die beiden Gestalten sah. Zuerst sagte sie nichts, zwinkerte nur mit den Augen und glaubte an eine Einbildung, denn die zwei bewegten sich innerhalb der Nebelwolken wie Gespenster.
    Sie sahen schlimm aus, denn sie gingen nicht normal, sondern schwankend, wobei sich ihre Arme in einem gewissen Rhythmus auf-und abbewegten. Noch waren ihre Tritte nicht zu hören, zwei Sekunden später vernahm sie die Geräusche, wenn die Füße dumpf auf den feuchten Untergrund klatschten.
    »Johnny«, sagte sie mit drängender Stimme. »Da… da sind welche. Dreh dich um!«
    »Wo?« Johnny drehte sich, sah die schattenhaften Wesen ebenfalls und erkannte, daß sie ihnen den Weg abgeschnitten hatten. Aus ihren Händen wuchsen lange Gegenstände hervor.

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