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Die Brut hinter der Mauer

Die Brut hinter der Mauer

Titel: Die Brut hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das.«
    »Sie muß einen Grund haben.«
    »Sicher.« Ich nickte. »Den werden wir auch herausfinden, indem wir die Mauer überklettern. Ich kann mir zudem sehr gut vorstellen, daß Johnny und Linda auf die gleiche Idee gekommen sind.«
    »Das traue ich ihm zu.« So etwas wie Stolz klang aus Bills Stimme heraus. »Ja, das traue ich meinem Sohn zu. Der hat einiges von seinem Vater geerbt.«
    Wir tauchten in den Nebel ein, der uns wie feuchte Tücher umwickelte. Ich traute mich nicht einmal, richtig Luft zu holen, denn man schmeckte ihn. Er enthielt den Geruch der Gegend.
    Moder, Fäulnis, auch der Geschmack von brakigem Wasser durchzog meinen Mund.
    Bill hatte die Mauer vor mir erreicht. Mit der flachen Hand schlug er dagegen, und wir beide wunderten uns über das Klatschen. Das hatte sich anders angehört, als hätte Bill auf Stein geschlagen. Wenn, dann mußte die Mauer mit einer Moos-und Algenschicht bewachsen sein. Gemeinsam tasteten wir sie ab.
    Tatsächlich. Über den Steinen wuchs die widerliche Schicht, die an einigen Stellen sehr schleimig war.
    Ich schaute meinen Freund an. »Normal oder nicht normal?« erkundigte ich mich.
    »Das ist mir egal.« Bill peilte bereits an der Mauer hoch, wo die Nebelschwaden wie festgeklebt wirkten. Er schätzte die Entfernung ab. Wo die Mauer endete, war nicht zu erkennen.
    Er sprang. Ich hörte sein Lachen und sah ihn einen Augenblick später am Rand hängen. Seine Hände hatten an der Krone Halt gefunden. Ich umfaßte seine Hüften, schob ihn höher. Bill winkelte dabei sein Knie an und schwang sich herum.
    Flach lag er auf der Krone, drehte den Kopf, weil er auf die andere Seite schauen wollte.
    »Was siehst du?«
    »Nicht viel, nur diesen verfluchten Nebel.«
    »Okay, ich komme hoch.«
    Bill wartete auf mich. Er hatte sich aufgesetzt, drehte sich auf der Stelle und ließ seine Beine in die Tiefe baumeln. Dabei schaute er auch nach unten.
    Der Grund war nicht zu sehen, weil die graue Nebelsuppe ihn verdeckte. Bill hoffte nur, daß sich hinter der Mauer kein Abhang oder ein Loch befand.
    Da geschah es.
    Die Hand hatte er nicht entdeckt. Er spürte nur den plötzlichen Druck an seinem rechten Knöchel, dann den heftigen Ruck, und es gab nichts mehr, woran sich Bill hätte festhalten können.
    Die Klaue riß ihn in die Tiefe, und der Reporter verschwand auch vor meinen Augen…
    ***
    Johnny Conolly hatte es geschafft!
    Er war sicher neben seiner Klassenkameradin gelandet, die auf dem Boden saß, das malträtierte Bein angezogen hatte und sich noch die Schulter hielt.
    »Bist du da auch verletzt?«
    »Keine Ahnung, Johnny, ich glaube.«
    »Gut. Kannst du aufstehen?«
    »Was heißt hier gut, Mann? Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll. Zurück will ich nicht.«
    »Das können wir auch nicht mehr. Da lauern die beiden Gestalten. Bestimmt warten sie auf uns.«
    »Meinst du?«
    »Klar doch.«
    Sie schluckte. »Und was sollen wir wirklich machen? Weitergehen?«
    Johnny schaute in den Nebel. »Daran habe ich auch gedacht, wirklich, daran habe ich gedacht, aber ich weiß nicht, in welch einem Gebiet wir gelandet sind, verstehst du? Das kann ja eine Welt für sich sein, Linda. Wenn wir jetzt losziehen…«
    »Und wenn wir an der Mauer entlanggehen, bis wir vielleicht das Ende finden?«
    »Keine Ahnung, ob das was bringt.«
    »Versuchen müssen wir's.«
    Johnny nickte. »Na gut, probieren wir es aus. Komm erst mal hoch, Linda.«
    »Keine Angst, das packe ich schon.« So einfach war es doch nicht. Als Linda ihren Fuß belastete, stöhnte sie schon auf und konnte auch einen Fluch nicht vermeiden. Sie biß die Zähne dermaßen hart zusammen, daß sie knirschten. Dann versuchte sie zu gehen und wehrte Johnnys Hand ab, die sie stützen wollte.
    »Ich will es allein packen!« Im Gegensatz zu ihrem Vorschlag humpelte sie von der Mauer weg, weil sie den Nebel verlassen wollte. Johnny ging hinter ihr her und beschleunigte seine Schritte, als er Lindas erstaunten Ausruf hörte. »Das… das gibt es doch nicht, Johnny! Schau dir das an! Das ist irre.«
    Johnny ging weiter, bis er das Mädchen erreicht hatte. Dann blieb auch er stehen, als wäre er von der Tarantel gestochen worden, denn es war unwahrscheinlich. Statt die Weite des Tals zu überblicken, starrte er auf eine gewaltige Ruine.
    Es mußte einmal ein prächtiger Bau gewesen sein, soviel war noch zu erkennen — von dem Dach jedoch nichts mehr. Die steinernen Rundbögen, die einmal das Dach gehalten hatten, waren noch als Fragmente

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