Die Buchmagier: Roman (German Edition)
Droge her, die Iced Z genannt wurde. Pulverisierte Zombiehirne. Böses Zeug. Du willst definitiv nicht in der Nähe sein, wenn einen Abhängigen der Heißhunger überkommt. Zwei Opfer waren im medizinischen Zentrum draußen auf Mackinac Island erschienen. Die Ärzte wussten nicht, was sie mit den Frauen machen sollten. Sie dachten, es handele sich um irgendeine Art von antibiotikaresistenter nekrotisierender Fasciitis. Fleischfressende Bakterien. Das erste Opfer starb an einer Überdosis. Wir schlichen uns hinein, damit Klecks sie verbrennen konnte, bevor ihre Leiche sich wieder erhob. Es gelang mir, die zweite Frau zu retten, auch wenn sie ungefähr zwanzig Prozent ihrer Hirnfunktion einbüßte. Sie konnte noch klar genug denken, um mir zu sagen, wo sie den Stoff herhatte.«
Außer mit Doktor Shah hatte ich nie mit jemandem darüber gesprochen, was an diesem Tag geschehen war, aber die durch mein Blut strömende magische Droge hatte Schleusentore geöffnet. »Sie benutzten die Pferde. Autos sind auf Mackinac Island nicht erlaubt, deswegen gibt es nur Fahrräder und pferdegezogene Kutschen. Der Dealer hatte eine ganze Stallung untoter Pferde hinter diesem wunderschönen viktorianischen Herrenhaus unten am Hafen aufgebaut. Er verkaufte diesen Scheiß seit ungefähr zwei Monaten an Touristen. Als ich mich hineinschlich, konnte ich nicht aufhören, an das Mädchen zu denken, das wir verbrannt hatten. Ihre Hirnstromaktivität hatte nie wirklich aufgehört; hätte die Klinik sie an die richtigen Apparate angeschlossen, hätte sie noch eine Chance gehabt, aber es gab keinen Grund dafür. Als ich sie fand, steckte sie tief in einer Art von untotem Winterschlaf, während ihr Gewebe starb und sich neu belebte. Ich fragte mich ständig, ob sie die Flammen gespürt hatte, die ihr Fleisch verzehrten. Ob ihr Gehirn noch in der Lage gewesen war, den Schmerz zu registrieren.«
Ich seufzte. »In meinem Kopf war ich der Racheengel dieses Mädchens, der diejenigen bestrafte, die ihr Unrecht zugefügt hatten. Ich spielte den Helden, und ich machte alles falsch. Ich hatte mich sechsunddreißig Stunden angetrieben, ohne Essen oder Schlaf; gerechter Zorn und Aufputschtabletten aus einem Science-Fiction-Roman waren mein Brennstoff. Ich machte mir nicht die Mühe, das Gelände und den Grundriss des Hauses richtig zu studieren. Ich ging allein rein, zu ungeduldig, um auf Unterstützung zu warten. Und ich machte hemmungslos von Zauberei Gebrauch. Ich erinnere mich noch an das Geräusch der Kugeln, die von meinem persönlichen Schutzschild abprallten. Ich feuerte mit beiden Händen aus Betäubungswaffen und schoss auf alles, was sich bewegte. Aber diese Waffen wirkten nur bei den Lebenden, und der Dreckskerl hatte noch eine Mannschaft untoter Leibwächter. Jemand zerrte mir die Pistole aus der rechten Hand. Ich riss mich los und wich zurück, stellte die verbliebene Waffe auf Überlastung ein und warf sie wie eine Handgranate. Ich schnappte mir ein anderes Buch, aber es blieb keine Zeit zum Lesen: Die Pferde hatten sich losgerissen.«
Ich hielt einen Moment inne, dann fuhr ich fort. »Vielleicht hatte der Dealer sie auch absichtlich losgelassen, um seine Flucht zu decken, ich weiß es nicht. Ich hörte ihr tiefes, keuchendes Schnauben, wie schwere See, von der übelriechende, faulige Luft herüberwaberte. Zerfallende Hufe klapperten auf der Straße, während andere die Wände der Ställe zertrümmerten und ins Freie stürmten. Vier von ihnen umzingelten mich. Sie scheuten vor Klecks zurück, der loderte wie eine winzige Sonne, aber er konnte sie nicht alle aufhalten.«
»Was hast du gemacht?«, fragte Deb.
»Was meinst du denn, was ich gemacht habe? Ich bin in Panik geraten! Ich habe versucht, mich hindurchzudrängen, aber die Pferde waren zu massig. Ich weiß noch, wie Zähne sich in meiner Jacke verbissen und an mir zerrten und mich aus dem Gleichgewicht brachten. Mein Schutzschild hielt Projektilwaffen ab, aber gegen Zombies war er nutzlos.«
Ich war auf den Boden gestürzt und inmitten schmutzigen Strohs und Blut und Maden gelandet. Der Anblick dieser nicht aufzuhaltenden Pferde, die auf ihren langen, knochigen Beinen auf mich eindrangen, hatte mich an H. G. Wells denken lassen. »Erinnert ihr euch an die dreibeinigen marsianischen Kampfmaschinen aus Krieg der Welten? «
Deb nickte.
»Als ich da lag, konnte ich die Seiten des Buches sehen . Ich erinnerte mich an die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, die ich empfand, als ich die
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