Die Buchmagier: Roman (German Edition)
Geschichte zum ersten Mal las. Ich konnte die Geschichte fühlen , als würde ich jene Nacht zu Hause noch einmal erleben, zusammengekauert unter der Lampe, um nur noch ein weiteres Kapitel zu lesen. Ein Pferd beugte sich herab, um mir ins Gesicht zu beißen. Ich drückte ihm die Hand auf den Hals und feuerte einen Hitzestrahl ab, der sich durch das Pferd brannte und ein Loch in die Wand dahinter sengte. Derselbe Hitzestrahl, den die Marsianer benutzten.«
»Heilige Scheiße!« Deb machte große Augen. »Libriomantik ohne Buch?«
»Es hat mich fast umgebracht.« Ich warf einen Blick auf meine Hände. »Auch Menschen verkohlen.« Ich schauderte, als ich mich an die Taubheit in meinen Armen erinnerte, die geschwärzte Haut, die Monate gebraucht hatte, um zu heilen. »Ich zerstörte alles. Die Pferde, die Zombies, den Dealer … Ich wäre gestorben, wenn die Feuerwehr mich nicht dort rausgeschleppt hätte. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich in einer mit Abwehrzaubern verstärkten Gefängniszelle aufwachte.«
Lena drückte mir kurz die Hand. »Du hast diesen Mann aufgehalten.«
»Ich hatte Glück«, sagte ich. »Ich ignorierte die Regeln. Ich durchschlug die Grenzen zwischen mir und meiner Zauberkunst, bis sie mich fast verbrannte. Ich hätte die halbe Insel zerstören können.«
»Was war der letzte Kontakt, den du mit den Pförtnern hattest?«, wollte Deb wissen.
»Eine E-Mail von Ray. Vor ungefähr einer Woche bestätigte er mir darin, dass er meine letzte Ladung Bücher zur magischen Versiegelung erhalten hatte, und fragte nach, ob ich was vom Firefly -Marathon im Fernsehen am Samstag mitbekommen hätte.« Mein Kopf fing an zu pochen. Ich konnte mich nicht erinnern, dass Bujold Kopfschmerzen geschildert hatte, als sie über diese Droge schrieb, aber es war schon eine Zeit lang her, dass ich ihr Zeug gelesen hatte.
Deb wandte sich an Lena. »Und wie bist du hier gelandet, gerade rechtzeitig, um Isaac vor diesen Vampiren zu retten?«
»Er war der nächste Pförtner, dem ich vertrauen konnte«, sagte Lena ein bisschen zu schnell. »Zuerst kam ich zu seinem Haus, weil ich mir dachte, es wäre besser, im Privaten mit ihm zu sprechen. Ein Funkler tauchte auf, der auf der Suche nach ihm war.«
Ich schrie auf. »Sie sind hierhergekommen?«
»Nur einer. Er verhielt sich sehr viel kooperativer, nachdem ich ihm die rechte Hand abgeschnitten hatte. Er sagte, die andern planten, auf einen Sprung bei Isaac in der Bibliothek vorbeizuschauen.«
»Was hast du mit dem Funkler gemacht?«, fragte Deb.
»Ich habe ihn heimgeschickt.«
»Du hast ihn gehen lassen?«, vergewisserte ich mich. »Woher weißt du, dass er nicht wiederkommt?«
Lena lächelte unschuldig. »Weil ich ihm gesagt habe, wenn ich ihn noch einmal sähe, würde ich seine Hand als Dünger benutzen, aber wenn er wie ein braver Junge nach Hause ginge, würde ich sie ihm später die Woche schicken. Da fällt mir ein: Im Eiswürfelbereiter deines Kühlschranks liegt eine Vampirhand.« Als sie meine entgeisterte Miene sah, fügte sie hinzu: »Mach dir keine Sorgen! Ich hab sie in zwei Tüten gepackt.«
»So habe ich mir dein Erscheinen an meiner Haustür nicht ausgemalt!«, protestierte ich.
Lenas Brauen hoben sich.
»Zurückgesetzte Hemmschwelle«, rief Deb ihr ins Gedächtnis.
»Jo.« Was ich vermutlich später bereuen würde, doch im Moment konnte ich mich nicht dazu bringen, dass es mich kümmerte. »Ich habe dich mir immer als einen Freie-Natur-Typen vorgestellt und wie wir beide uns zusammen im Gras herumwälzen. Vielleicht im Regen. Aber auf jeden Fall barfuß.«
»Oder wie wir nach Feierabend ein Ruderboot nehmen und uns auf dem Fluss lieben?«, schlug Lena vor. Auf Debs entnervten Blick hin sagte sie: »Was? Ich arbeite nebenberuflich fürs Grünflächenamt. Ich habe die Schlüssel zu den Bootsschuppen.«
»Das wäre auch gut«, stimmte ich zu und wechselte die Stellung. »Siehst du, diese Art von Gespräch ist die Erklärung dafür, weshalb Männer bei Nymphen schon immer außer Rand und Band geraten sind.«
Ihre Lippen kräuselten sich. »Nicht nur Männer!«
»Ooh! Das ist genau die Art von Information, die diesen Fantasien noch ein bisschen Pfeffer gibt!«
Deb verabreichte mir einen Knuff auf den Arm, womit sie meine Aufmerksamkeit wieder auf die augenblickliche Krise lenkte. »Es tut mir leid, Schätzchen. Ich habe ja nicht geglaubt, dass du etwas damit zu tun hast, aber ich musste auf Nummer sicher gehen.«
»Ich
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