Die Buchmagier: Roman (German Edition)
Augen, dann überprüfte ich das Buch noch einmal. Die Seiten waren sauber, also löste ich das verbrauchte Moly zurück in die Seiten auf, klappte das Buch zu und stellte es wieder aufs Regal.
Jetzt, wo mein Verstand wieder arbeitete, wuchs meine Ungeduld … und das machte mich nervös. Es waren genau diese Erregung und Entschlossenheit, der Kitzel der Magie und das Bedürfnis, loszustürmen und die Gefallenen zu rächen, die mich schon früher in Schwierigkeiten gebracht hatten.
»Alles in Ordnung da hinten?«, rief Deb.
»Bin in einer Sekunde da!« Mir wurde warm im Gesicht, als ich mich daran erinnerte, was ich alles zu Lena gesagt hatte. Ich warf einen Blick hinter mich auf die Büroregale. Ich besaß eine hundert Jahre alte Ausgabe von Dantes Göttlicher Komödie , und ein Schluck aus dem Fluss Lethe würde ihre Erinnerung daran, wie ich mein Herz auf der Zunge getragen hatte, zuverlässig löschen. Vielleicht wäre ich auch besser dran, wenn ich selbst einen Schluck nähme.
Ich verdrängte diesen Gedanken und begab mich ins Schlafzimmer, um Klecks zu holen, der hin und her flitzte, dass der Kies nur so spritzte. Die Luft über seinem Käfig war merklich wärmer. »Was ist los, Partner?«
Eines schönen Tages würde jemand über einen Zauberring schreiben, der es seinem Träger gestattete, die Gedanken einer Feuerspinne zu lesen. Bis dahin musste ich mich mit vagen Warnungen zufriedengeben. Ich öffnete die Rollos und sah draußen nach: nichts. »Deb, besteht die Möglichkeit, dass man dir gefolgt sein könnte?«
»Ich bezweifle es, aber möglich ist alles. Warum?«
Ich starrte auf den Grillenkarton. Ein Freund bei der Polizei im Süden des Staates hatte einmal beschrieben, was er den ›Runzeleffekt‹ nannte: die automatische Reaktion des Körpers, wenn irgendetwas einfach nicht stimmte. Er sprach nicht von der Stirn; die Runzeln bildeten sich weiter südlich, und jeder Cop lernte, diesem Instinkt zu vertrauen.
Ich schloss die Rollos und drehte mich um. Die meisten meiner Bücher waren in der Bibliothek oder im Büro, aber ich konnte mit dem arbeiten, was sich im Schlafzimmer beim spätabendlichen Lesen angesammelt hatte. Eine Ausgabe von Der Wüstenplanet , ein Urban-Fantasy-Roman von Anton Strout … Ich blätterte Letzteren durch und hielt bald die Lieblingswaffe des Protagonisten in der Hand: einen schweren Metallzylinder, der sich auf Knopfdruck zu einem Schlagstock voller Größe ausdehnte.
Als Nächstes las ich Der Wüstenplanet , wobei ich bei jedem Satz hoffte, dass ich mir die Dinge richtig vorstellte. Klecks war vielleicht nach den Aufregungen des Tages einfach nur heißgelaufen – bei mir war es jedenfalls so. Allerdings war er früher am Abend, vor Debs Ankunft, ruhig und kühl gewesen.
Ich ließ den Schlagstock in seinem Knirpszustand und steckte ihn in eine Tasche meines Morgenrocks, was eine ziemlich peinliche Ausbeulung zur Folge hatte. Falls ich in Verlegenheit geriet, konnte ich das immer noch auf meinen Wortwechsel mit Lena schieben. Ich zog die andere Seite des Morgenmantels vorn drüber, den Gürtel fest und hoffte, dass keiner meiner Gäste etwas bemerkte.
Schließlich, unmittelbar bevor ich das Zimmer verließ, öffnete ich den Schuhkarton mit Klecks’ Grillen und schnappte mir ein fettes Exemplar vom Ende einer halb verzehrten Pappröhre.
Als ich in die Bibliothek zurückkam, tuschelten die beiden gerade miteinander. Sie blickten auf, und Deb fragte: »Was macht dein Kopf?«
»Besser.« Ich blieb ein Stück entfernt stehen und schaute in der Hoffnung, etwas zu erspähen – irgendetwas –, was draußen lauerte und Klecks’ Reaktion erklärt hätte, durch die Glastür hinter ihnen. Der Garten war leer. »Seid ihr bereit, ein paar Vampire zu jagen?«
»Wenigstens sind es diesmal keine Dinosaurier«, antwortete Deb.
Ich rang mir ein Kichern ab. »Verfluchter Michael Crichton! Weiß du, wie viel mich die Reparatur meines Wagens gekostet hat? Die State Farm deckt nämlich keine von Dinosauriern verursachten Schäden ab.« Ich trat näher. »Wir hätten ein paar Eier behalten sollen. Wenn Klecks in dieser Welt überleben kann, dann können die Echsen das auch. Wir könnten dressierte Velociraptoren aussenden, um gegen Vampire zu kämpfen. Allein die Filmrechte würden uns ein Vermögen einbringen!«
Ich lockerte die rechte Hand und erlaubte der Grille, sich herauszuwinden. Sie fiel auf den Boden und machte einen einzigen Hüpfer, bevor sie erstarrte.
Ich hatte gehofft,
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