Die Buchmagier: Roman (German Edition)
Süßigkeiten. Ich habe vor drei Jahren eine Abhandlung darüber geschrieben.«
»Du hast dir einen Fisch ins Gehirn gesteckt!« Ihre Finger bewegten sich Stück für Stück auf ihre Jacke zu. »Du bist ein sonderbarer Mensch, Isaac Vainio.«
»Wieso greifen uns die Vampire wirklich an, Deb?«
»Ich habe dich nicht angelogen. Irgendwer, wahrscheinlich ein Pförtner, hat die ganze Zeit gegen die Vampire gearbeitet. Aber wir haben die Bücherei nicht angegriffen, und wir haben Gutenberg nicht angegriffen.« Sie riss ein Buch aus ihrer Jacke.
Ich kickte die Grille über den Boden und stürzte mich auf die Ausgabe von Sternenkrieger auf dem am nächsten stehenden Regal. Deb hatte einen Vorsprung, aber wie ich gehofft hatte, störte die Grille sie lange genug in ihrer Konzentration, um die Szene zu finden, die ich brauchte.
Ein zwitscherndes Geräusch erfüllte das Zimmer, und Deb erstarrte. Das Summen gigantischer Flügel und das Klicken unzähliger, sich synchron bewegender Chitinkörper klang, als hätte ich ein Loch in die Seite eines gewaltigen Insektenbaus gerissen.
So beunruhigend dieser Lärm für mich auch war, war ich doch ein Mensch. Deb hingegen war zu einer Kreatur geworden, die davon lebte, die Kraft von Insekten und kleinen Tieren zu konsumieren. Ihr Buch lag vergessen in ihrer Hand, als sie nach meinem griff, nach den riesigen insektoiden Aliens in den Seiten.
Ich wich zur Seite aus, um das Buch aufzuheben, mit dem sie auf mich geschossen hatte. Die Magie war noch aktiv. Ich stellte Sternenkrieger auf ein Regal und packte Debs Buch mit beiden Händen. »Gib Lena frei, und lass deine Bücher fallen! Die Jacke auch! Dann werden wir reden.«
Sie riss ihre Aufmerksamkeit gerade so lang von dem Geräusch los, um einen flüchtigen Blick auf Lena zu werfen, die daraufhin zusammenfuhr, als wäre sie aus einem Traum erwacht.
»Gut. Jetzt lass sie fallen!«
Deb starrte auf die Seiten ihres Buchs, und einen Moment lang dachte ich, sie wollte ihren Zauber versuchen. Ihre Knöchel wurden weiß vor Druck.
Ich hob das Buch, und meine Finger sanken ins Papier, wo sie Debs Magie berührten. Ich konnte die stakkatoartigen Erschütterungen des Gewehrfeuers im Text spüren, das darauf wartete, freigelassen zu werden. »Bitte zwing mich nicht hierzu!«
Sie entspannte sich und warf das Buch auf den Boden. Dann schlüpfte sie auch aus ihrer Jacke. »Könntest du das bitte zumachen?«
Ich langte hinüber, um Sternenkrieger zu schließen und die Alieninsekten zum Schweigen zu bringen. »Alles in Ordnung bei dir, Lena?«
»Wird schon.« Lena hielt sich mit einer Hand an der Wand fest, um das Gleichgewicht zu halten. »Sie hat versucht, mich davon zu überzeugen, dass du umgedreht worden bist. Sie wollte, dass ich dafür sorge, dass du ruhig mitkommst, damit wir dir ›helfen‹ könnten.«
»Lena hat einen stärkeren Geist, als ich erwartet hatte, und diese neuen Kräfte habe ich noch nicht vollständig raus«, sagte Deb. »Wenn du mir noch fünf Minuten gegeben hättest …«
»Erzähl mir von Ray!«, unterbrach ich sie. »Die Wahrheit. Hattest du etwas damit zu tun?«
»Ich würde Ray nie wehtun! Ich wünschte, ich wüsste, wer ihn ermordet hat!« Sie stahl sich nach hinten, bis sie an der Glastür ankam. »Ich habe es dir ja gesagt, Schätzchen: Wir haben nicht damit angefangen!«
»Willst du damit sagen, das waren wir?«
»Pass auf, wem du vertraust, Isaac!«, sagte Deb. »Gutenberg ist sechshundert Jahre alt. Ist er überhaupt noch ein Mensch? Kennt ihn irgendjemand wirklich?«
»Ich weiß, dass er nicht seine eigenen Archive zerstören würde.« Ich wollte noch mehr sagen, aber mein Hals zog sich zu, und ich begann zu husten.
»Es tut mir leid, Isaac.« Das Buch, das sie fallen gelassen hatte, lag auf dem Boden. Gelbgrünes Gas sickerte aus den Seitenrändern und kräuselte sich nach oben. Chlor. Mein Schutzschild hielt Kugeln ab, aber keine Luft. Ein Schild, der den Benutzer erstickte, wäre ja auch nicht sonderlich hilfreich.
Deb schlug mein Buch so fest weg, dass der Einband riss, doch dann trieb Lenas rechter Haken sie zurück. Der nachfolgende Faustschlag war so hart, dass Deb durch die Tür krachte und draußen auf der Veranda landete.
Ich wankte auf die zerbrochene Tür zu. Wenn ich nach draußen kommen könnte …
Die Wolke um mich herum wurde dichter, klebte an meinem Körper. Möglicherweise würde ich diesen Trick bewundert haben, wenn das Gas mir nicht gerade die Lunge von innen verbrannt
Weitere Kostenlose Bücher