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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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geschluckt.
    Ich ging ins Wohnzimmer zurück und nahm Der König von Narnia vom Regal. Ich schlug eine Seite mit Eselsohr auf und zog eine kleine Kristallphiole heraus, die mit einer roten Flüssigkeit gefüllt war. Ich öffnete die Phiole und ließ einen einzelnen Tropfen auf meine Zunge fallen.
    Sofort begann der Schmerz zu weichen. Ich reichte Lena das Fläschchen. »Ein Tropfen sollte genügen«, sagte ich mit einer Stimme, die sich fast wieder menschlich anhörte. »Es heißt, es heilt jede Verletzung.«
    Sobald Lena fertig war, goss ich noch einen Tropfen auf meine Fingerspitze und streckte sie Klecks hin. Seine Mandibeln kitzelten mich am Finger, und schnell war er wieder ganz der Alte.
    Ich hob Debs Erste-Weltkriegs-Buch auf und betrachtete prüfend die Seitenränder, wo das Papier mit dem Buchrücken verleimt war. Linien von gezacktem Schwarz versengten die Innenränder, unsichtbar für jeden, der nicht dafür ausgebildet war, sie zu erkennen. Die Verkohlung war noch nicht schlimm genug, um eine Gefahr darzustellen, aber weiterer Gebrauch würde zu Schwierigkeiten führen.
    Als Nächstes schloss ich Sternenkrieger , dann gab ich meinen Schlagstock und meinen Schild in die jeweiligen Texte zurück. Ich zog in Betracht, die Medizin zu behalten, aber ich überspannte den Bogen bereits. Ich dachte daran, wie Ray mir einen Vortrag über die immense Bedeutung, meine Zauber stets abzuschließen, gehalten hatte.
    ›Jedes Mal, wenn du in ein Buch greifst, erschaffst du ein Portal, ein Loch in die Magie.‹ Um es zu demonstrieren, hatte er ein Loch in den Deckel der halb leeren Pizzaschachtel gestoßen. ›Je mehr von dieser Energie du zurückgibst, desto schneller heilen diese Löcher. Nun, das Universum ist ziemlich zäh, und du wirst damit davonkommen, wenn du ab und zu eine Feuerspinne behältst. Aber treib es nicht zu weit! Es sei denn, du willst etwas aufreißen, was du nicht wieder reparieren kannst.‹
    Ich gab die Phiole ins Buch zurück, dann inspizierte ich den Schaden, den meine Bibliothek erlitten hatte. So wütend ich auch über Debs Verrat war, die von Kugeln zerfetzten Texte zu sehen war schlimmer. Es war eine Sache, auf mich zu schießen, aber meine Bücher zu zerstören … Ich nahm ein Asimov-Taschenbuch in die Hand und begutachtete das ausgefranste Loch, das durch Rücken und Seiten ging.
    »Ihr habt also Vampire unter den Pförtnern«, bemerkte Lena. »Das ist neu.«
    »Genau genommen ist Deb kein Vampir.« Ich legte das beschädigte Buch auf die Sessellehne – sie hatte auch auf meinen Sessel geschossen! – und kehrte in die Küche zurück, um den Rest meines Wassers zu trinken. »Muscavore wallacea – die stammen aus einem neunzig Jahre alten Buch namens Renfield . Das ist ein Nachfolgeroman von Dracula , geschrieben von Samantha Wallace. In ihrem Buch war die Figur des Renfield überhaupt nicht böse und gewann tatsächlich gewisse Kräfte durch das Konsumieren der geringeren Lebensenergien von Insekten und anderen Kleintieren. Renfield war stark, schnell und in der Lage, die Gedanken anderer zu beeinflussen. Wenn man ein Kind von Renfield zu lange in seinen Kopf lässt, wird dieser ›Wahnsinn‹ ansteckend.«
    Lena stieß einen leisen Pfiff aus. »Mit anderen Worten, ich schulde dir ein Dankeschön!«
    »Nach den Funklern in der Bibliothek würde ich sagen, wir haben pro Nase eine Rettung hinter uns.«
    Das Lächeln, mit dem sie mir antwortete, nahm den vergangenen vierundzwanzig Stunden ein bisschen den Stachel. Sie hob ihren Bokken auf und ging durch die Hintertür nach draußen; Glas knirschte unter ihren nackten Füßen. »Glaubst du, sie liegt richtig damit, dass jemand von den Pförtnern gegen die Vampire arbeitet?«
    »Ich weiß es nicht.« Langsam und zitterig atmete ich in dem vergeblichen Bemühen durch, mich selbst zu beruhigen. Ich war der Situation beileibe nicht gewachsen, doch es scherte mich nicht mehr. »Aber ich schlage vor, wir machen uns auf die Socken und finden es raus!«
*
    Ich stand vor dem offenen Dielenschrank und starrte auf einen braunen Staubmantel aus Wildleder auf einem Holzkleiderbügel. Hiermit weise ich dich offiziell wieder dem Außendienst zu .
    Ein kleiner Satz, verlockend und verführerisch, der mir einen Weg zu meinen Träumen bot und dann weggerissen wurde, bevor ich ihn ergreifen konnte. Bevor er mich ergreifen konnte.
    Mein Atem ging schnell, und mein Herz raste weiterhin im Schnellzugtempo. Ich war nicht bloß aus dem magischen Wagon gefallen;

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