Die Buchmagier: Roman (German Edition)
wollen Sie damit sagen?«
»Ich habe Zauberei eingesetzt, um euch alle daran zu hindern, uns zu töten«, gab ich zu. Der Liebesmagnet konnte nicht mit allem fertig werden, und ich befürchtete, dass ich allmählich an seinen Grenzen angelangt war. »Ich habe niemanden versklavt. Denken Sie, Kyle würde sich gerade bereitmachen, mir die Kehle rauszureißen, wenn ich ihn wirklich kontrollieren könnte?«
»Was ich denke, Isaac, ist, dass Sie in etwas hineingeraten sind, das Sie nicht verstehen.« Granach stieg vom Podium herunter, graziös wie eine Tänzerin. »Doktor Shahs Gedanken und Erinnerungen haben uns eine Menge über Sie erzählt, ebenso Ihre Freundin Deb. Sie wissen nicht mehr über die Pläne und Ziele Ihres Meisters als ein einfacher Soldat im Schlamm der Schützengräben über die seines kommandierenden Generals.«
»Ich weiß, dass Sie einen Libriomanten umgedreht haben«, wandte ich vorsichtig ein, wobei ich mich bemühte, genauso ruhig wie Granach zu bleiben. »Ich weiß, dass Ihre Lieblinge mich in meiner Bücherei angegriffen haben.«
Sie neigte den Kopf. »Wir suchten nach Informationen über unsere Feinde. Es gab Meinungsverschiedenheiten darüber, wie auf diese neue Bedrohung am besten zu reagieren sei. Manche treten dafür ein, dass jetzt die Gelegenheit zum Zuschlagen ist. Dass wir uns zeigen und unseren Platz als die überlegene Rasse einnehmen sollten.«
»Viel Glück dabei!«, sagte ich. »Haben Sie sich mal die Spielzeuge genauer angeschaut, mit denen sich das Militär dieser Tage vergnügt? Vergessen Sie Holzpflöcke und Knoblauch! Sie werden die Drohne, die Sie erledigt, nicht einmal bemerken! Aber wir sind nicht hierhergekommen, um gegen Sie zu kämpfen.«
»Das sagst auch nur du!«, warnte Lena mich leise.
»Deb argumentierte wie Sie. Ziemlich überzeugend, sollte ich hinzufügen. Dafür sollten Sie ihr danken.« Granach verschränkte die Arme und blickte in einer Weise auf mich herab, dass ich mir wie ein Kind im Büro des Schuldirektors vorkam. »Falls Sie hoffen, diesen Ort lebend zu verlassen, so beweisen Sie Ihre Aufrichtigkeit! Erzählen Sie mir, was mit Johannes Gutenberg passiert ist!«
Ach du Scheiße! Deb musste ihnen vom Verschwinden Gutenbergs und der Automaten berichtet haben. »Er lebt, und wir glauben, dass er immer noch ein Mensch ist. Die Pförtner suchen nach ihm.«
»Sie haben einen Verdacht.« Granach kam auf Armeslänge heran, und ich merkte, wie Lena sich anspannte. Die alte Dame lächelte und enthüllte dabei allzu perfekte Zähne, während sie uns umkreiste. »Sie sind unsicher. Mit sich selbst uneins. Sagen Sie mir, Isaac, was ist es, wovor Sie sich fürchten?«
In meinem Kopf war kein Schmerz. Sie konnte meine Gedanken nicht wahrnehmen. Doch dies war eine Person mit unendlicher Übung darin, im Gegenüber zu lesen wie in einem Buch. Mein Tonfall, meine Körpersprache, wahrscheinlich sogar mein Geruch mussten mich verraten haben.
»Sie verbergen etwas«, fuhr sie fort. »Erzählen Sie mir die Wahrheit über Ihren Meister, und ich werde in Betracht ziehen, Ihnen zu helfen.«
Ich wollte nicht glauben, dass Gutenberg hinter dem Ganzen steckte, und doch deutete alles darauf hin. Die Stimme im Dampftunnel. Das Verschwinden der Automaten. Der Diebstahl verschlossener Bücher.
Wenn Gutenberg sich gegen die Pförtner gewandt hatte, dann brauchte ich alle Hilfe, die ich kriegen konnte. Und wenn die Pförtner sich weigerten zu akzeptieren, dass Gutenberg sie verraten hatte …
»Ich denke, dass die Pförtner sich irren«, sagte ich bedächtig. »Ich glaube, Gutenberg könnte etwas mit diesen Angriffen zu tun haben. Ich weiß noch nicht, inwiefern oder warum.«
»Doktor Shah kam zu demselben Schluss«, sagte Granach leichthin. »So wie Sie, glaubt auch sie, dass die Pförtner als Ganzes nicht hinter der Sache stecken und dass die Angriffe das Werk einer einzelnen Person sind.«
»Sie sagten ›glaubt‹.« Lena schluckte. »Ist Nidhi … haben Sie sie getötet?«
Granach zögerte; ihre Stirn runzelte sich. Sie legte den Kopf schief, als lausche sie einer stummen Stimme. »Folgen Sie mir!«
Keiner von uns rührte sich. »Ich habe Ihre Frage beantwortet«, sagte ich. »Jetzt sind Sie an der Reihe. Erzählen Sie uns von Doktor Shah und dem Verschwinden ihrer Leute!«
»Ich kann Ihnen sogar etwas Besseres bieten«, entgegnete sie. »Wir haben drei dieser versklavten Vampire gefangen genommen, alle mit den kreuzförmigen Pupillen, die Kyle beschrieben
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