Die Buchmalerin
unter dem Mantel aus grober brauner Wolle waren kräftig. Sein Blick wirkte freimütig, jedoch nicht frech.
»Herr, ein Tuchfärber, der am Blaubach wohnt – er heißt Einhardt –, hat den Begarden über Nacht in einem Keller festgesetzt.« Ein Soldat, dem die braunen Haare wirr ins Gesicht hingen, hatte das Wort ergriffen. »Der Tuchfärber kennt ihn, da er ihm öfter einmal etwas zu essen gibt. Deshalb hat er auch gewusst, dass der Begarde häufig bei den Frauen in der Stolkgasse zu Gast ist.«
»Es stimmt. Wenn ich nach Köln komme, suche ich meistens die Beginen auf.« Der Mann wandte sich unwillig zu dem Soldaten um. »Sie und ich wollen Gott auf eine ähnliche Weise dienen. Außerdem rede ich gern mit Luitgard, der Vorsteherin, und mit der Begine namens Bilhildis. Denn es heißt in der Schrift, wir sollen uns gegenseitig aufrichten. Aber ich hänge ebenso wenig dem Irrglauben an wie diese Frauen.«
»Du gehörst also zu den Begarden, die bettelnd umherziehen?«, begann Enzio die Befragung.
»Schon der heilige Franziskus hat dies gepredigt und gelebt«, der Mann nickte ruhig.
»Durch welche Gegend bist du in den letzten Wochen gekommen?«
Der Begarde runzelte die Stirn, als müsste er sich besinnen. »Ich kam vom Herzogtum Burgund und bin nach Kronenburg gezogen. Von da aus bin ich quer durch die Eifel gewandert, durch das Gebiet von Jünkerath und von Mayen. Ich blieb einige Tage in Koblenz und habe dort auf den Gassen, wie auch schon in den anderen Orten, das Wort Gottes verkündet. Es waren Priester unter meinen Zuhörern. Sie hatten gegen meine Worte nichts einzuwenden. Anschließend bin ich ein Stück an der Mosel entlanggelaufen, in Richtung Trier. In Cochem fand ich Flößer. Sie waren so freundlich, mich auf dem Fluss wieder bis nach Koblenz mitzunehmen und von dort aus den Rhein hinab bis nach Köln …«
»Bringt ihn in die Halle und wartet dort«, befahl Enzio.
»Herr …«, fuhr der Begarde bittend auf. Aber die Soldaten fassten ihn grob und zerrten ihn nach draußen.
»Ich brauche Eure Hilfe nicht mehr«, wandte sich Enzio von Trient freundlich an den Priester, der dem Verhör missbilligend gefolgt war. Nachdem auch der Geistliche die Sakristei verlassen hatte, sagte der Kardinal nachdenklich zu Léon: »Der Begarde war in der Gegend von Mayen unterwegs. Dort wo, nun ja … Gisbert zu Tode kam … Und er zog an der Mosel entlang, wo uns die Frau entkam … Mithilfe eines Mannes, der plötzlich am Tor des Klosters stand …«
»Herr, ich war überzeugt, dass Ihr den Begarden sehen wolltet.«
»Seinem Körperbau und seiner Haut nach zu schließen, ist er kräftig, häufig im Freien unterwegs und er wirkt klug. Er könnte ein Mann sein, der im Dienst des Staufers steht …« Enzio wiegte den Kopf. »Aber hätte der Begarde in diesem Fall so bereitwillig zugegeben, wo er sich aufgehalten hat? Nun, vielleicht weil er fürchtete, dass wir dies leicht durch Boten überprüfen könnten … Bring ihn zum Reden. Und wenn er nicht der Mann Friedrichs ist, den wir suchen – vielleicht ist es trotzdem nützlich für uns, dass er und die Beginen miteinander in Verbindung standen.«
Anschließend ließ sich Enzio von einem seiner Soldaten zur Vorsteherin der Beginen führen. Luitgard lag in einem niedrigen, engen Kellerraum auf dem Lehmboden. Es stank nach Blut, Schweiß und Exkrementen. Irgendjemand hatte einen Sack über ihren Körper geworfen. Blutspritzer bildeten dunkle Flecken auf dem Boden. Der Soldat hielt seine Öllampe höher. Ihr Schein fiel auf das Gesicht der Frau. Ihre graubraunen Haare hingen strähnig um ihren Kopf. Die Augen wirkten eingefallen. Schweißtropfen glänzten auf ihrer Stirn und ihr Atem ging keuchend, als hätte sie eine lange, beschwerliche Wanderung hinter sich.
»Wo ist die Frau hingegangen, der ihr Unterschlupf gewährt habt?« Luitgard zuckte bei Enzios Frage kaum merklich zusammen, reagierte jedoch weiter nicht. Er nickte dem Soldaten zu. Dieser griff nach einem Stock, der an der Wand lehnte, und zog ihn ihr über den Oberkörper. Zuerst schrie sie gellend auf. Dann wimmerte sie leise.
»Wo ist sie? Sieh mich an! Er schlägt so lange zu, bis du antwortest.«
Sie öffnete die Augen, die fiebrig leuchteten. »Ich weiß es nicht …«, flüsterte sie heiser.
Der Soldat schlug noch einmal zu, diesmal auf ihre Beine. Wieder schrie sie auf. Ihre Hand krallte sich in den Sack. Sie rutschte über den Boden bis zur Wand und blieb dort gekrümmt liegen.
Wie eine fette
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