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Die Buchmalerin

Die Buchmalerin

Titel: Die Buchmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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    Neben sich hörte sie Roger keuchend sagen: »Wir müssen zurück.«
    Sie wandte sich ihm zu. »Gebt mir mein Messer!«, ihre Stimme klang hart und tonlos zugleich.
    Er zögerte, griff dann jedoch in sein Bündel und reichte es ihr. Mit dem Kopf wies er auf die bewaldeten verschneiten Hügel, die in ihrem Rücken lagen. »Sie sind nicht weit hinter uns … zwei oder vielleicht auch nur eine Hügelkette …«
    Sie nickte. Er fasste nach ihrem Arm und legte ihn sich wieder über die Schulter.
    Während sie auf dem sattelförmigen Hang zurückhasteten, lauschte Roger auf das Bellen. Die Meute holte immer mehr zu ihnen auf. Und seine und Donatas Spur zeichnete sich ohnehin überdeutlich im Schnee ab. Die Soldaten benötigten nicht einmal mehr die Hunde, um sie zu finden … Es durfte nicht sein, dass alles umsonst gewesen war. Nur eine winzige Hoffnung blieb ihnen noch: falls es begann, heftig zu schneien. Doch die grauen Wolken hingen reglos über ihnen.
    Roger zog Donata weiter und registrierte voller Sorge, wie langsam sie war, obwohl sie sich bemühte, mit ihm Schritt zu halten.
    Der Wald wurde erneut lichter und die Baumkronen niedriger. Ob dies ein gutes Zeichen oder ein schlechtes Zeichen war? Roger hoffte das eine und fürchtete das andere.
    Kurze Zeit später endete der Wald in einer Senke, an die sich eine weite abgeholzte Fläche anschloss, in der vereinzelte Büsche wuchsen. Zu niedrig, um Schutz zu geben. Und wenn sie versuchten, seitlich durch den Wald zu entkommen? Dem Lärm der Hunde nach zu schließen, befanden sich die Leute des Kardinals noch jenseits des Hügelkamms. Roger überlegte hastig. Aber wenn die Soldaten erst einmal den Hügel überschritten hatten und bemerkten, dass er und Donata zur Seite ausgewichen waren … Es war leicht, ihnen dann den Weg abzuschneiden und sie einzukreisen. Nein, sie mussten es wagen, sich geradeaus zu halten.
    Der Boden auf dem abgeholzten Waldstück war tückisch und unter dem Schnee von Wurzeln durchzogen. Dann und wann, wenn sie sich darin verfingen, ausglitten und sich wieder hochstemmten, hörte er Donata neben sich schreien. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt. Er starrte auf die gegenüberliegende Waldgrenze, die sich am Rand des abgeholzten Abhangs erhob. Sie würden auch dort zu finden sein. Aber wenn sie erst einmal den Schutz der Bäume erreicht hatten, wussten ihre Verfolger wenigstens nicht, wie nahe sie ihnen schon gekommen waren.
    Sie waren nicht mehr weit von dem Wald entfernt, als sich auf dem Hügel in ihrem Rücken das Schreien von Männern in das Gebell der Hunde mischte. Roger blickte sich um. Noch waren die Reiter nicht zu sehen. Aber zwei schlanke braungraue Hunde kamen den abgeholzten Hang heraufgesprungen. Während er nach seinem Messer griff, stolperten sie weiter. Die Baumgrenze. Immerhin hatten sie die Baumgrenze erreicht. Das Bellen war ganz nah … Roger blieb stehen. Als er sich umwandte, nahm er für einen Augenblick Donatas verzweifeltes Gesicht wahr.
    Der erste der Hunde sprang auf ihn zu. Er schnellte ihm entgegen und es gelang ihm, das Tier an der Kehle zu treffen. Allerdings verlor er das Gleichgewicht und stürzte mitsamt dem Hund zu Boden. Der Schnee neben ihm färbte sich rot und Roger spürte einen stechenden Schmerz in der Schulter. Wieder tauchte ein schmaler Hundekopf neben ihm auf und einen Moment fragte er sich verwirrt, wie dies sein konnte. Er hatte das Tier doch getroffen. Donata schrie. Ein Hund jaulte auf. Als Roger sich aufrichtete, sah er das Tier, das auf ihn zugesprungen war, tot am Boden liegen. Ein zweites, das aus einer Wunde an der Seite blutete, zuckte daneben im Schnee. Donata, deren Messer von Blut befleckt war, starrte auf das sich windende Tier und presste die Hand gegen den Mund. Roger bückte sich und schnitt dem Hund die Kehle durch. Dann taumelten sie weiter.
    Sie drängten sich zwischen Baumstämmen und Strauchwerk hindurch, rissen sich von Zweigen los, die sich in ihren Mänteln verhakten. Wieder Bellen und Schreien … Es ist hoffnungslos, dachte Roger. Dennoch kämpfte er sich vorwärts.
    Als er die Feuchtigkeit auf seinem Gesicht spürte und die Umrisse der Bäume und Büsche vor ihm verschwammen, meinte er, dass ihm Schweiß in die Augen liefe. Unwillkürlich fuhr er sich über das Gesicht und schaute auf. Ein heftiger Windstoß traf ihn in den Rücken, bewegte die Kronen der kahlen Bäume und blies einen dichten Schleier aus Flocken vor sich her.
    Auch Donata hatte es bemerkt. »Der Wind hat

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