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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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genau! Den Flugplatz verläßt keiner ohne Kontrolle.«
    »Lassen Sie mich ausreden, Kommissar. Wir haben aber jetzt erfahren, daß Edwards mit einem Motorboot losgefahren ist. Er hat es am Tag seiner Abreise gekauft.«
    »Wann war das?«
    »Vor einer Woche. Er müßte also eingetroffen sein.«
    »Wenn er nicht irgendwo in einer stillen Bucht an Land gegangen ist. Wir können ja nicht die ganze Küste bewachen.« Der Polizeichef von Vava'U räusperte sich. »Was hat der Kerl verbrochen, Officer?«
    »Nichts. Noch nichts. Er konnte jedenfalls nicht sagen, warum er nach Tongatapu gekommen ist. Geld scheint er hier wenig zu besitzen, und arbeiten kann er bei uns nicht. Was also will er hier ohne eine Rückfahrkarte?«
    »Das ist verdächtig, Officer.«
    »Sehr verdächtig. Und nun ist er weg.«
    »Irgendwo muß er auftauchen. Er muß Benzin tanken, Verpflegung an Bord nehmen … das ist das Notwendigste. Und das spricht sich schnell herum.«
    »Wir haben über einhundertsiebzig Inseln, Kommissar«, gab der Officer zu bedenken.
    »Aber nur vierzig sind bewohnt, und von denen hat über die Hälfte kein Tanklager. Um Benzin zu zapfen, muß er eine der größeren Inseln anlaufen – und schon haben wir ihn. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, mein Bester: entweder er verirrt sich auf dem Meer und verhungert und verdurstet, weil er keinen Sprit mehr hat, oder er kommt irgendwo an Land und wird natürlich gesehen. Einen dritten Weg gibt es nicht.«
    »Er kann von einem Handelsschiff aufgefischt worden sein.«
    »Dann sind wir ihn auch los! Das ist doch die Hauptsache.«
    »So gesehen haben Sie recht, Kommissar.«
    »Was interessiert Sie so an dem Kerl, Officer?«
    »Wie soll ich das erklären? Er ist kein Strolch wie so viele, die nach Tonga wollen und hier den Glücksritter spielen. Dieser Ron Edwards hat bereits die halbe Welt bereist und träumt immer noch von dem Ideal einer absoluten Freiheit. Von einem Stück Erde, wo Menschen nur Menschen sind, ohne Haß, ohne Kriege, ohne Lug und Betrug …«
    »Ein Idiot also, Officer.« Der Kommissar im fernen Vava'U lachte laut. »Warum wollen wir ihn unter diesen Umständen überhaupt suchen? Er wird an sich selbst zugrunde gehen.«
    »Trotzdem. Halten wir die Augen offen. Ich weiß nicht, warum, aber ich möchte ihn noch einmal wiedersehen.«
    Er legte den Hörer auf, steckte sich eine Zigarette an und blickte an die Decke auf den sich drehenden, leise summenden Ventilator.
    Mit einem alten, klapprigen Boot ist dieser Edwards losgefahren, dachte er. Vor ein paar Tagen hat es einen Sturm gegeben, nur kurz, aber ziemlich heftig. Er muß Edwards auf offener See erwischt haben. Hat das Boot diesem Unwetter standgehalten? Ist er irgendwo angeschwemmt worden, an eines der vielen unbewohnten Inselchen, die selbst wir nur aus der Luft kennen? Ein Mensch, der von wilden Bananen, Kokosnüssen, rohen Fischen und Wurzeln leben kann, der Regenwasser auffängt und sich seine Blätterhütte baut, zusammengehalten durch Baumfasern … und der nie wieder auftaucht und täglich, stündlich das Paradies verflucht, auf das er geworfen worden ist?
    Mein Gott, ich kann doch nicht hundertsiebzig Inseln nach einem einzigen Mann absuchen lassen! Wer soll das bezahlen? Der königliche Finanzrat würde mich für verrückt erklären.
    Er drückte die Zigarette in einem bemalten Aschenbecher aus und beschloß, Ron Edwards aus seinem Gedächtnis zu streichen.
    Seit drei Tagen arbeitete Ron verbissen daran, die Hütte von Pater Richards wieder instand zu setzen. Mit Hilfe eines Beils – auch von Monsieur Descartes? – fällte er dünne Kokospalmen, schälte sie und verband sie mit Baststricken und den vorhandenen rostigen Nägeln zu einer neuen Tür.
    Die drei alten, offenbar getauften Männer halfen ihm und deckten das Dach neu. Dazu benutzten sie Matten aus Bananenblättern und einem Geflecht aus Ästen und biegsamen Palmwedeln. Die Löcher in den Wänden wurden mit einem Brei aus zerrupften Blättern, die man mit Meerwasser tränkte und die in der Sonne dann eisenhart wurden, geflickt. Auch eine Bank aus Knüppelholz sollte noch entstehen, auf der er sitzen, über das Meer blicken und die feurigen Sonnenuntergänge erleben wollte.
    Am Abend war Ron zum Umfallen müde, doch stets wartete er auf Tama'Olu oder ihren Vater Tápana. Er bemühte sich, einige tongalesische Wörter zu lernen, doch die Sprache war so schwierig, daß er nur wenig Erfolg hatte.
    In den ersten beiden Tagen erschienen eine Anzahl

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