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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gab.
    Auf der Erde sitzend, die schmalen Hände in den Schoß gelegt, sah das Mädchen zu, wie Ron aß, wie er die Kokosmilch trank und dabei in den Kerzenschein starrte. Sie trug wieder das rote Wickelkleid, das mit großen weißen Blüten bedruckt war, und Ron konnte sich denken, daß Gilbert Descartes für diesen Stoff eine Menge eingetauscht hatte: Holzschnitzereien, Schildkrötenpanzer, Klebebilder aus verschiedenfarbigen Palmblättern und Fasern, die man als ›Eingeborenenkunst‹ auf den Touristenmärkten gut verkaufen konnte.
    Insoweit war die Zivilisation auch schon bis zu dieser Insel vorgedrungen. Ron sollte später sehen, daß es ›Familienbetriebe‹ gab, die Baströcke und Bastjacken herstellten, Teppiche aus Pflanzenfasern und kunstvolle Flechtarbeiten als Wandbehang. Das alles schien Monsieur Descartes abzuholen und einzutauschen gegen billigsten Kitsch, vielleicht zweimal im Jahr. So war er die einzige Verbindung zu einer fernen, unbekannten Welt, in der Menschen mit einer weißen Hautfarbe lebten. Um den Hals trug Tama'Olu eine dieser schrecklichen Plastikperlenketten, die den Händler ein paar Cent kosteten.
    Ron beugte sich vor, schob zwei Finger unter die Kette und wollte sie von Tamas Hals abheben, aber sie zuckte zurück, preßte mit beiden Händen die schwarzen Perlen gegen ihren Körper und kroch auf den Knien aus seiner Reichweite.
    »Jaja, ich weiß, das ist ein großer Schatz für dich«, sagte Ron und schüttelte den Kopf. »Du brauchst keine Angst zu haben, ich nehme ihn dir nicht weg. So was kannst du in Amerika für ein paar Cent kaufen. Wenn ihr wüßtet, wie dieser Descartes euch betrogen hat.«
    »'Ikai Descartes.« Tama hob wie abwehrend beide Hände. »'Ikai …«
    »Die Kette stammt nicht von Descartes?« Ron spürte, wie Hoffnung und Unruhe in ihm aufstiegen. »Kommt noch jemand auf die Insel? Gibt es einen zweiten Händler? Tama, Mädchen, wenn ich dich jetzt verstehen könnte, würde ich dir sagen, daß ihr mich bald los sein werdet. So völlig einsam scheint auch ihr nicht zu leben. Es ist alles nur ein Zeitproblem.«
    Er aß zu Ende, Tama erhob sich, nahm die leere Schüssel und verließ schnell die Hütte.
    Ron folgte ihr, ging ein paar Schritte am Strand spazieren und näherte sich dem Dorf bis auf ein paar Meter. Dabei beobachtete er die Eingeborenen, wie sie in ihren offenen Hütten saßen oder auf dem Boden auf einer dicken Matte lagen. Drei kurzhaarige Hunde mit Peitschenschwänzen und schmalen Köpfen strichen um ihn herum, beobachteten ihn, aber sie bellten nicht. Es schien, als wüßten sie, daß er jetzt zum Dorf gehörte – geduldet, weil er nun einmal da war und angewiesen auf die Gnade der Menschen, die ihm Unterkunft und Nahrung gaben.
    Ich muß irgend etwas tun, dachte Ron. Ich kann nicht tagelang, wochenlang am Strand oder vor der Hütte sitzen, übers Meer blicken und einfach warten, ob sich ein Segel oder ein Schornstein am Horizont zeigt. Ich muß arbeiten … nur so krieg' ich die Zeit klein, nur so drehe ich nicht durch.
    Er wanderte zurück zu seiner Hütte, die drei Hunde begleiteten ihn, bis er die Tür hinter sich zuzog. Als er durch einen Spalt nach draußen lugte, sah er, daß die Tiere sich vor seiner Tür niedergelassen hatten. Es schien so, als wollten sie die Nacht über bei ihm bleiben.
    »So ist's recht«, sagte Ron und ging zu seinem Lager zurück. »Wir Vagabunden sind eine große Familie. Wir halten zusammen. Gute Nacht, ihr drei Streuner.«
    Er schob die zusammengerollte Soutane unter seinen Nacken, schloß die Augen und schlief zum erstenmal, seit er auf der Insel war, schnell ein. Die Hoffnung, in absehbarer Zeit abgeholt zu werden – und sei es von diesem Gauner Descartes –, beruhigte ihn ungemein.
    Tama'Olus Kette aus schwarzen Plastikperlen hatte er längst wieder vergessen.
    Das Verschwinden des merkwürdigen Amerikaners Ron Edwards löste in Nuku'alofa Unruhe und Verwirrung aus. Der Offizier des Immigration Office, der Ron im Hotel ›Kimiko Guest House‹ besucht und verhört hatte, rief sofort die Hauptstadt Neiafu auf der Insel Vava'U an, aber dort hatte man keinen an Land gehenden Amerikaner gesehen.
    »Eine solche Person wäre uns aufgefallen«, erklärte der Polizeichef von Neiafu stolz. »Alles, was hier ankommt, sei es eine Sache oder ein Mensch, haben meine Polizisten genau unter Kontrolle.«
    »Aber Edwards hat verlauten lassen, daß er nach Vava'U will. Zuerst mit dem Flugzeug …«
    »Dann wüßten wir das ganz

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