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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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seinem Bett, auf der Erde liegend, schlief Tama'Olu. Ihr Wickelkleid war verrutscht und gab eine ihrer wohlgeformten Brüste frei. Sie schlief so fest, daß sie nicht hörte, wie Ron über sie hinwegstieg und sich an Pater Richards halb verfaulten Tisch setzte.
    Das glaubt mir keiner, daß sie nur vor meinem Bett geschlafen hat, dachte er und fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut. Wie soll ich das ihrer Familie nur erklären, wenn mich doch keiner versteht? Sie war die ganze Nacht bei mir, das genügt! Ein Mann und ein wunderschönes Mädchen allein in einer Hütte … Was gibt es da noch zu beteuern? Niemand auf der ganzen Welt würde mir glauben. Junge, wir gratulieren, würden sie sagen. Oder: Tötet ihn – er hat Tama'Olus Unschuld genommen. Tötet ihn!
    Leise schlich er sich aus der Hütte, blickte hinüber zum Dorf, straffte sich und ging auf die Häuser zu. Vor seiner großen Hütte saß Fatahefi Tápana auf einem geschnitzten Holzklotz und sah den Frauen beim Maniokstampfen zu. Er winkte Ron freundlich zu und forderte ihn auf, näher zu kommen.
    Ron blieb vor dem Stammesoberhaupt stehen, zeigte hinüber zu seiner Hütte und wedelte mit der Hand, so als wolle er einen Mückenschwarm abwehren. »Tama'Olu – 'Ikai«, sagte er dabei. Das ›Nein‹ war die einzige Möglichkeit, die Lage zu erklären.
    Tápana nickte, erhob sich von seinem Holzblock, zog den verblüfften Ron an sich und küßte ihn auf beide Wangen.
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür von Rons Hütte, und sie sahen, wie Tama leichtfüßig durch den Korallensand zum Strand lief, ihr Kleid abwarf und sich nackt, mit ausgebreiteten Armen, in das warme Wasser der Lagune fallen ließ. Es war, als erfrische sie sich jetzt nach einer Nacht voller Leidenschaft.
    »Das ist ein Irrtum, Tápana!« rief Ron. »Ein Irrtum! Wie soll ich dir das nur begreiflich machen? Es ist nichts zwischen uns gewesen. Ich habe Tama'Olu nicht angerührt.«
    Der Alte nickte erneut, gab Ron noch einen Kuß auf die Wange und rief dann etwas zu den Männern hinüber, die an einem Boot arbeiteten. Die Männer hoben die Köpfe, lachten und klatschten in die Hände. Eine ältere Frau – Tamas Mutter? – kam aus der Hütte, verbeugte sich immer wieder vor Ron und überschüttete ihn mit einem lebhaften Wortschwall. Auch die maniokstampfenden Frauen gerieten in eine seltsame Freude, klatschten wie die Männer vor Begeisterung in die Hände und warfen Ron strahlende Blicke zu.
    Sie nehmen genau das Gegenteil an, dache Ron betroffen, und keiner erschlägt mich oder spießt mich auf. Nein, sie klatschen in die Hände, und Tápana küßt mich ab wie einen zurückgekehrten Sohn. Was hat das alles zu bedeuten? Bin ich jetzt in ihren Stamm aufgenommen, nur weil man glaubt, ich hätte mit Tama'Olu geschlafen? Statt Rache zu nehmen, feiern sie mich – unbegreiflich!
    Langsam ging er zurück zu seiner Hütte, den Kopf gesenkt, und war sich plötzlich bewußt, daß nicht sein Hierbleiben, sondern das Verlassen der Insel seinen Tod bedeutete. Er war erst dann Tápanas Feind, wenn er flüchtete und Tama allein zurückließ.
    Am Strand blieb er stehen und sah hinüber zu ihr. Sie schwamm in der grünblauen Lagune, drehte sich im Wasser auf den Rücken und strampelte mit den Beinen, lag dann still und ließ sich treiben, und die Spitzen ihrer Brüste durchbrachen die glatte Oberfläche des Meeres.
    »Was nun, Tama'Olu?« sagte Ron leise. »Das hast du gut hingekriegt. Aber täusche dich nicht: Ich haue ab, sobald sich eine Gelegenheit bietet. Und wenn du noch so schön und zärtlich bist … auf deiner Insel gehe ich ein! Und deshalb werde ich dich auch nicht anrühren, auch wenn du jetzt jede Nacht vor meinem Bett auf der Erde schläfst.«
    Er sah, wie sie auf den Strand zuschwamm, aus dem Wasser stieg und in wunderbarer Nacktheit, lachend, das nasse, lange Haar an die braune Haut geklebt, ohne Scheu und Zögern auf ihn zuwatete. Eine kleine Göttin stieg aus der Lagune.
    Ron wandte sich schroff ab, ging zurück zu seiner Hütte, zog hinter sich die Tür zu und setzte sich auf das Bett. Wenn sie jetzt hereinkommt – was tue ich da nur? fragte er sich. Jage ich sie hinaus? Oder nein – ich übersehe sie einfach, das ist besser. Sie ist nicht vorhanden, basta! Oder ich verlasse die Hütte und gehe hinüber zu dem Bananenfeld. Und kein Wort zu ihr, kein einziges Wort.
    Ron hielt sich an diesen Vorsatz. Er sprach kein Wort mit Tama'Olu, als sie wirklich hereinkam und die

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