Die Bucht der schwarzen Perlen
gingen hinunter zum Strand, legten ihre Kleidung ab und wateten in das blaugrüne Wasser der Lagune. Als sie keinen Boden mehr unter den Füßen hatten, schwammen sie nebeneinander in den tieferen Teil, aber auch hier, schätzte Ron, war das Wasser nicht tiefer als fünf oder sechs Meter, und es war lächerlich, hier tauchen zu lernen.
Ron hob den Arm, lachte Tama an und tauchte ruckartig weg. Das Meer war hier wirklich nur ein paar Meter tief, ein kleiner Schwarm rot-gelb schillernder Fische stob vor ihm davon. Auf dem Lagunenboden hatten flache Korallen die Steine überwuchert, See-Anemonen, Algen und Unterwasserfarne wiegten sich in der leichten Strömung, die Rons Körper erzeugte. Aber das war ihm nichts Unbekanntes, das hatte er schon schöner gesehen im Roten Meer oder an der Küste der Seychellen – und unvergleichlich im Barrier Riff.
Plötzlich entdeckte er Tama'Olu. Ihr langes schwarzes Haar zog sie wie ein Segel hinter sich her. Elegant, schwerelos, ja, spielerisch schwebte sie durch das Wasser, wie ein großer, tanzender brauner Fisch, die Arme vorgestreckt und nur mit den Händen wedelnd.
Fasziniert sah Ron ihr zu, wie sie inmitten eines Fischschwarms über den Meeresboden glitt, so, als sei sie ein Teil des Schwarms und kenne nichts als das Leben unter Wasser.
Die Luft wurde ihm knapp, seine Brust schmerzte, die Lunge verlangte nach Sauerstoff. Er streckte sich, ließ sich nach oben treiben und sog gierig die frische Luft ein.
Dann schwamm er auf der Stelle, trat das Wasser unter sich weg und wartete darauf, daß auch Tama'Olu endlich wieder auftauchte.
Sie blieb so lange unter Wasser, daß erneut Angst in ihm hochkroch. Das hält doch keine menschliche Lunge aus, durchfuhr es ihn. Und wenn sie im Meer aufgewachsen wäre … selbst ein Wal und ein Delphin müssen immer wieder Luft holen. Ein Mensch kann unmöglich so lange ohne Sauerstoff sein. Unmöglich!
Er wollte wieder mit einem Schwung hinabtauchen, als Tama endlich neben ihm auftauchte. Mit einem kraftvollen Schwung drehte sie sich auf den Rücken.
»Malo e lelei!« rief sie (Hallo! Guten Tag!) und lachte laut, als sie Rons böses Gesicht sah. »Ich sag' es ja … du nix tauchen.«
Ron gab sich geschlagen und schwamm mit kräftigen Stößen zurück in das seichte Wasser. Dort stellte er sich hin und wartete, bis Tama'Olu zu ihm kam. »Ihr müßt konstruierte Lungen haben«, sagte er und zog sie an sich. »Ein normaler Mensch hält das nicht aus.« Und da sie ihn offensichtlich nicht verstand, fügte er hinzu: »Liebling, komm …«, und zeigte auf seine Hütte.
Aber zum erstenmal schüttelte Tama'Olu den Kopf, wrang ihre langen Haare aus und ging in ihrer göttlichen Nacktheit an Land. Ein Anblick, der ihn maßlos erregte.
»'Ikai!« sagte sie jedoch. »Nein. Du jetzt lernen tauchen.«
»Ich liebe dich …« Er griff nach ihr, aber sie wich mit einem schnellen Schritt zurück. »Tama, ich habe noch nie ein Mädchen so geliebt wie dich. Ich habe ja gar nicht gewußt, wie Liebe sein kann, bis ich dich in den Armen hielt. Früher, na ja, da war das Zusammensein mit einem schönen Mädchen ein Erlebnis, das meinen Körper erfreute. Es war ein Prickeln unter der Haut und der Triumph, diese Frau besessen zu haben. Ja doch, ich war ein Macho, und jede schöne Frau gehörte mir, das war so gut wie selbstverständlich. Aber das Herz, Tama, das Herz oder das, was man Seele nennt und nicht greifen und begreifen kann, das habe ich nie gespürt. Wenn es vorbei war, habe ich eine Zigarette geraucht und fühlte mich irgendwie leer. Und manchmal habe ich sogar die Frau an meiner Seite verabscheut und war froh, wenn sie sich wieder anzog und ging. Bis zum nächstenmal, auf ein Neues, das habe ich gedacht. Nun aber habe ich dich, mein Liebling, und alles ist anders, ganz anders. Ich sehne mich nach deiner warmen, seidigen Haut, nach deinen Händen, nach deinen süßen Lippen, nach deiner betäubenden Zärtlichkeit, nach deinem Atem, der über mich weht … Tama, Liebling, komm …«
»'Ikai!« sagte sie wieder und zeigte hinaus auf die Lagune. »Du jetzt tauchen. Nix Liebling …«
»Vergiß nicht, daß ich heute nacht auch nein sagen könnte«, drohte er lächelnd. »Du bist ein kleines, süßes Aas … Warum liebe ich dich bloß so wahnsinnig?«
Sie drehte sich um, watete in das Wasser zurück und wartete, bis er nachgekommen war.
»Sieh zu«, befahl sie, holte tief Atem und ergriff dann seine Hand, legte sie auf ihren Bauch und nickte. Ihr Leib
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