Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Einbäume und hingen richtige Netze zum Trocknen an hohen Pfählen.
    »Ich kann sogar noch etwas Deutsch«, sagte Patrick Lanson in deutscher Sprache. »Nicht viel mehr allerdings. Ich bin Neuseeländer. Als junger Priester war ich dann sieben Jahre bei den Papuas, bis ich mir eine böse Virusinfektion holte. An der habe ich über zwei Jahre herumgekaut. Nach dem Okay des Arztes bin ich nach Tonga gegangen, und seitdem bin ich hier. Ich habe diesen Schritt nie bereut.«
    »Darf ein Priester eigentlich seine Aufgabe bereuen?«
    »Er sollte es nie zeigen, denn Gottes Wort ist keine Last. Aber er ist und bleibt ein schwacher Mensch, der nach innen zweifelnd denken kann. Nur nach innen, zu der zweiten Seele in sich.«
    »Ich denke, wir haben nur eine Seele?«
    »So ist es. Beim Tod sterben auch alle Zweifel, und zu Gott zurück kommt eine Seele.«
    Ron nickte. Langsam, mit gedrosseltem Motor, steuerten sie die gemauerte Mole an. »Genau das ist es, wo ich ausklinke, Pater. Ich glaube nicht an das versprochene Weiterleben nach dem Tod.«
    »Wollen Sie Ihre Tama'Olu nicht in der Ewigkeit wiedertreffen?«
    »Das ist doch Unsinn, Pater!«
    »Denken Sie mal in aller Stille darüber nach. Die Unsterblichkeit der Seelen – ist das nicht etwas Wunderbares? Das höchste Geschenk, die schönste Gnade Gottes. Reden Sie jetzt kein dummes Zeug, Ron, denken Sie darüber nach.«
    Geschickt legte Patrick Lanson an der Mole an, vertäute das Boot an einem hölzernen Poller, schob ein Gehbrett auf das Pflaster und machte eine einladende Handbewegung zu Ron hinüber.
    »Darf ich Sie auf die Insel Telekitonga bitten? Ich heiße Sie herzlich willkommen.«
    Ron betrat die Mole und wartete, bis Pater Patrick nachgekommen war. Voll Erstaunen sah er, daß Lanson ein Repetiergewehr mit an Land brachte. Er mußte es im Ruderhaus versteckt gehabt haben, aber immer griffbereit.
    »Waffen bei einem geweihten Mann?« fragte er ironisch.
    »Weiß ich, ob der andere weiß, daß ich geweiht bin?«
    Ron lächelte. »Wissen Sie, was mir so ungemein an Ihnen gefällt?«
    »Bitte keine dämlichen Komplimente.«
    »Sie sind durch nichts zu erschüttern. Sie müßten Petrus heißen – der Fels.«
    »Und gerade Petrus hat den Herrn dreimal verleugnet. Kein guter Vergleich, Ron. Aber da sehen Sie es deutlich: Auch Petrus war nur ein Mensch und unterwarf sich der Angst.«
    Er blieb stehen und zeigte zum Strand hinüber. Dort hatten sich viele Eingeborene versammelt, eine Menge Kinder und Frauen vor allem. Es gab Häuser aus Stein, die sogar verputzt und in bunten Farben gestrichen waren. Die Skala reichte von Gelb über Blau bis zum leuchtenden Rot. Sie bildeten eine richtige Uferstraße, an deren Ende die Kirche stand. Auch vier Weiße sah Ron, die ihnen neugierig entgegenblickten.
    Patrick Lanson verstand Rons Erstaunen sofort.
    »Fangen wir an von links nach rechts«, sagte er. »Das ist der Apotheker, daneben der Arzt, von dem er lebt, der Dicke ist der Besitzer des Hotels ›Fred's Guest Houses‹ und Nummer vier heißt Billy Jones und besitzt ein Sägewerk. Auch einen Supermarkt haben wir, und wem gehört er? Natürlich einem Inder. Er ist in ständiger Aufregung, denn drei Häuser neben ihm hat ein Drugstore aufgemacht, und dessen Besitzer ist ein Chinese. Jetzt bin ich dabei, den Chinesen vom Buddhismus abzubringen und zum Christentum zu bekehren.«
    »Pater, Sie sind eine Wucht!« Ron griff nach Patricks Arm und drückte ihn. »Ich habe keinerlei Zweifel mehr daran, daß Sie mich nach Pangai zum Flughafen bringen.«
    »Bleib fest im Glauben, mein Sohn.« Lanson lächelte breit. »Die irdischen Dinge haben immer eine Fehlentwicklung in sich.«
    Sie hatten das Ende der Mole erreicht, und die vier Weißen stürmten auf sie zu und überfielen Ron mit Händeschütteln und Fragen.
    Er antwortete ihnen, stillte ihre Neugier und ließ sich auf die Schulter klopfen. Aber als sie dann die Straße hinunter zur Kirche gingen, konnte er nur eines denken: Ich habe es geschafft! Tama'Olu, ich habe es geschafft. In zwei oder drei Wochen bin ich wieder bei dir!
    Ron wohnte zwei Tage bei Pater Patrick im Pfarrhaus hinter der Kirche.
    Die Insel Telekitonga hatte sogar elektrisches Licht. Zwei große Generatoren erzeugten den Strom, der durch abenteuerlich an Bäumen hängenden Kabeln über die Insel verteilt wurde. So wurden auch die zwei Nächte lang, denn die wenigen Weißen saßen an den Abenden wie festgenagelt auf den Stühlen bei Patrick Lanson und versuchten, Ron

Weitere Kostenlose Bücher