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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nach seiner Vergangenheit auszufragen. Sie hatten Whisky, Kognak und neuseeländischen Wein mitgebracht. Während des Tages wurde Ron überall herumgereicht: Er mußte das Sägewerk besichtigen, bei Fred essen, zwei Stunden lang dem Arzt zusehen, wie er die Menge der Kranken behandelte, und im Hinterzimmer der Apotheke ließ er sich vorführen, wie man Schnaps brannte und daraus einerseits Likör und andererseits Medizin herstellte. Am beeindruckendsten war ein Kräuterschnaps des Apothekers, der gegen alles helfen sollte, vom Ohrensausen bis zum Zehenjucken. Und das war auch wahr, denn wer drei Gläser getrunken hatte, vergaß alle Gebrechen.
    In der zweiten Nacht, als die Herren endlich gegangen waren, reichte Patrick Lanson die letzte Zigarette des Tages zu Ron hinüber und lehnte sich in seinem Korbsessel zurück.
    »Morgen früh um sieben Uhr brechen wir auf«, sagte er leichthin. »Halt! Bleiben Sie sitzen, Ron! Keine Überschwenglichkeit.«
    »Ich möchte Sie umarmen, Pater.« Rons Stimme begann zu schwanken. »Wie kann ich Ihnen jemals danken?«
    »Selbstverständlichkeiten brauchen keinen Dank. Ich habe mich überzeugt, daß Sie ein anständiger Mensch sind, Ron, und kein verkappter Gauner. Also ist es meine Pflicht, Ihnen zu helfen. Nur eins betrübt mich.«
    »Und das wäre?«
    »Daß Sie sich so konstant weigern, mir zu sagen, wo Sie ein Paradies auf Erden gefunden haben. Es gibt nämlich keine Paradiese auf Erden. Was man so nennt, ist oft ein Höllenfleck.«
    »Meine Insel nicht, Pater. Und damit es ein Paradies bleibt, werde ich auch nichts über ihre Lage verraten.«
    »Ich frage vor allem aus beruflichem Interesse, Ron. Bedenken Sie, es geht um Heiden! Vielleicht um die letzten im Königreich Tonga. Neunundneunzig Prozent sind Christen aller Couleur, darunter fünfzehn Prozent Katholiken. Es ist doch klar, daß mich das eine Prozent sehr interessiert!«
    »Ihre Rechnung stimmt nicht ganz, Pater. Drei Getaufte gibt es auf der Insel.«
    »Wieso das?« Patricks Kopf ruckte hoch. »Sagen Sie bloß, in Ihrem Paradies war auch schon einer von uns.«
    »Ja, ein Pater Emanuel Richards vom ›Orden vom Leiden Christi‹. Er starb sehr bald an einem Herzinfarkt. Ware er länger geblieben, hätte er bestimmt mehr Erfolg gehabt.«
    »Und Sie verraten mir noch immer nicht die Lage der Insel?«
    »Nein. Das ist kein Mißtrauen Ihnen gegenüber, Pater, ich könnte Ihnen den Namen der Insel beichten, und das Beichtgeheimnis wäre ein Schutz für die Insel …«
    »Ein Schutz vor Gott?«
    »Lassen Sie uns bitte nicht darüber diskutieren und uns dann in die Haare geraten. Es sind so fröhliche, glückliche Menschen – Sie brauchen keine Bibel, und die zehn Gebote sind bei ihnen eine Selbstverständlichkeit. Und auch die Seligpreisungen und moralischen Lehren der Bergpredigt treffen auf sie zu. Du sollst Vater und Mutter ehren … das praktizieren sie mehr als Millionen Christen. Dort gibt es keine Heime, in die man die Alten abschiebt. Und Ehebruch ist diesen sogenannten Heiden fremd. Glauben Sie mir, Pater, mein Paradies braucht diese christlichen Lehren nicht. Es sind reine, mit sich und ihrem Dasein zufriedene, glückliche Menschen. Warum soll ich sie verraten?«
    »Aber trauen soll ich Sie!«
    »Wenn es geht, Pater.«
    »Dann werde ich doch Ihre Insel betreten.«
    »Wir können auch zu Ihnen kommen nach Telekitonga.«
    »Das würde mich zutiefst beleidigen, Ron.«
    »Es wird sich alles auf Tahiti entscheiden, Pater. Ich verspreche Ihnen, Sie hören bald von mir. Das war nicht unsere einzige Begegnung. Ich schwöre es Ihnen.«
    »Sie und schwören! Lassen Sie das sein.« Patrick Lanson erhob sich aus seinem Sessel. »Um sieben Uhr also. Jetzt haben wir schon drei. Es wird eine kurze Nacht für Sie. Was soll übrigens mit Ihrem Schlauchboot werden?«
    »Das überlasse ich Ihnen zu treuen Händen. Ich hole es später wieder ab … ich sagte ja: Ich komme wieder. Merkwürdig, keiner glaubt mir, daß ich wiederkomme. Auch Tama'Olu nicht.«
    »Sie sind nicht der Typ, der umkehrt, Ron. Das ist es. Das pulsierende Leben auf Tahiti wird Sie wieder einfangen. Papeete mit seinen schönen Mädchen hat alles, um die kleine Tama'Olu vergessen zu lassen. Warten wir es ab.«
    »Ich kenne Papeete. Ich war schon dreimal dort. Und natürlich kenne ich einige hübsche Mädchen, braune, entzückende Püppchen …«
    »Natürlich!«
    Ron ließ sich durch diesen ironischen Einwurf nicht irritieren. Er fuhr fort: »Sie kennen Tama'Olu

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