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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wer Sie selbst sind – und daß Sie mich an Bord lassen. Die ungewöhnliche Reise hat mich ein wenig erschöpft. Wer so ein Boot fährt wie Sie, kann das vielleicht nicht verstehen, aber so eine Nußschale, wie Sie mein Boot nennen, kann einen schön schlauchen.« Ron grinste wieder. Er hatte keine Angst, daß dieser Mann ihn allein auf dem Meer zurückließ. »War das ein guter Satz?«
    »Kommen Sie rüber.« Der Mann reichte Ron die rechte Hand, zog ihn mit dem Schlauchboot nahe an seine Bordwand heran und half ihm, über die Reling zu klettern.
    Ron hatte einen Strick mitgenommen, der hinten an einer Lasche seines Bootes befestigt war, und verknotete ihn nun fachmännisch an einem Holm der Reling.
    »Das lassen wir nicht wegtreiben«, sagte er dabei. »Das ist mein ganzes Vermögen.« Er dachte an die einhundertzweiundsiebzig schwarzen Perlen, die er in der Nylontasche um die Schulter trug, und preßte die linke Hand dagegen. »Danke.«
    »Ungern geschehen.« Der Mann schien nicht mit Höflichkeit gesegnet zu sein. Er musterte Ron ungeniert und ziemlich skeptisch, dann kreuzte er die Arme vor der Brust. Er trug eine weiße, fleckige Hose, ein T-Shirt mit dem bunten Aufdruck ›Welcome to Niué‹ und ehemals weiße, jetzt verdreckte Baseball-Schuhe. Und eben das bestickte breite Stirnband, das ihm den verwegenen Ausdruck verlieh. »Ich nehme an, Sie wollen nach Pangai?«
    »So ist es. Weit von hier?«
    »Im Stillen Ozean ist weit ein relativer Begriff. Was man in Europa als unendlich weit ansehen würde, ist hier eine Ausflugsstrecke. Was sind schon tausend Meilen? Starren Sie mich nicht so dämlich an … Pangai ist natürlich viel näher. Wir können mit dem Boot in ein paar Stunden dort sein. Es kommt auf die Freundlichkeit des Meeres an.«
    »Sie werden mich also nach Pangai bringen?« rief Ron erfreut.
    »Nein. Wie käme ich dazu? Erst muß ich wissen, was und wer Sie sind und was Sie vorhaben.«
    »Meinen Namen kennen Sie schon – ich den Ihren noch nicht.«
    »Ich bin Patrick Lanson von der Steyler Mission. Pater Patrick.«
    »Auch das noch! In Ewigkeit – Amen!« Ron musterte den Pater eingehend von Kopf bis Fuß. »Wie ein Mann Gottes sehen Sie aber gar nicht aus.«
    »Es kommt nicht darauf an, wie man aussieht, sondern was man tut und leistet. Ich predige nicht nur, ich packe überall mit an. Das Wort allein, auch wenn es Gottes Wort ist, ist hier nicht genug. Deshalb möchte ich auch wissen, was mit Ihnen los ist. Ehrlich gesagt, mißtraue ich Ihnen. Deshalb beantworten Sie mir folgende Frage: Was machen Sie allein mit einem Schlauchboot auf dem Ozean? Sie sind kein Schiffbrüchiger, nicht mit der Ausrüstung. Und Sie lügen, wenn Sie behaupten, Sie kämen aus Nuku'alofa. Warum?«
    »Ihnen als Priester kann ich es beichten: Ich komme aus einem Paradies.«
    »Und warum haben Sie es verlassen?«
    »Weil ich zu einem Flughafen muß … aber das glauben Sie mir ja doch nicht. Ich muß nach Tahiti und kehre dann in mein Paradies zurück.«
    »Nach Tahiti … na ja, das liegt ja auch in der Nähe!« sagte Patrick Lanson ironisch. »Ist ja nicht mehr als ein Katzensprung. Fällt Ihnen wirklich nichts Besseres ein, was glaubwürdiger klingt?«
    »Es ist die Wahrheit, Pater. Ich will vom nächsten Flughafen nach Tahiti fliegen.«
    Ron tippte Patrick Lanson auf das T-Shirt mit dem aufgedruckten Umriß einer Insel. »Ich könnte ja auch fragen: Was hatten Sie auf Niué zu suchen?«
    »Sie waren auch auf Niué?«
    »Ja. Eine kleine, einsam im Pazifik liegende, schöne und interessante Insel. Liebenswerte, freundliche Menschen. Zwei Hotels, ein Hospital, einige Schulen, und der Besitzer des Supermarktes ist auch der Boß der Insel, die zum Staatsgebiet von Neuseeland gehört. Eine Menge kirchlicher Sekten gibt es da. Stimmt's, Pater Patrick?«
    »Sie sind ein Weltreisender in Sachen Abenteuer, nicht wahr?«
    »So kann man es ausdrücken.« Ron blickte hinüber zu der Insel Telekitonga. »Bringen Sie mich jetzt zu Ihrer Gemeinde. Ich habe Sehnsucht nach einem Bad, einem Rasiermesser und einer Tasse Kaffee mit Kognak. Haben Sie Kaffee und Kognak, Pater?«
    »Ja.« Patrick Lanson hielt auffordernd die Tür zur Fahrerkabine offen. »Kommen Sie rein, Ron. Die Fahrt geht gleich weiter.«
    »Rasen Sie immer so schnell?«
    »Nur, wenn's nötig ist. Wir haben Sie von der Bergstation aus schon früher gesehen als Sie uns. Sie müssen wissen, bei ungebetenen Besuchen sind wir immer vorsichtig.«
    »Also auch hier kein

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