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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht, Pater. Durch sie ist alles anders geworden. Ich habe einen neuen Menschen in mir entdeckt. Das klingt kitschig, aber wie soll man es anders erklären? Ich kann auf den früheren Ron Edwards nur mit Staunen zurückblicken und den Kopf schütteln. Verstehen Sie mich? Pater?«
    »Ich bin doch kein Schwachkopf! Trotzdem entzünde ich eine große Kerze, wenn Sie wieder vor mir stehen. Wir feiern dann die Heimkehr des verlorenen Sohnes.«
    »Lassen Sie sich überraschen, Pater.«
    »Das will ich. Und nun hauen Sie sich ins Bett! Übrigens, haben Sie einen gültigen Paß bei sich?«
    »Aber ja!«
    »Einen echten? In Pangai locht man Sie sofort ein, wenn Zweifel an Ihrer Person auftauchen. Da kann ich Ihnen auch nicht mehr helfen.«
    »Ich bin ein sauberer Bursche, Pater.«
    »O Gott, verzeih ihm!« Patrick Lanson warf einen dramatischen Blick an die Zimmerdecke. »Lügen gehört nun mal zur menschlichen Natur.« Er räusperte sich und zeigte auf die Tür. »Gute Nacht, Ron. Den Weg zu Ihrem Zimmer kennen Sie ja. Ich spreche noch ein Gebet, aber dabei will ich allein sein.«
    Ron nickte und verließ das Zimmer.
    Um sieben Uhr nach Pangai. Und dann das nächste Flugzeug nach Tahiti …
    Er strecke sich auf dem Bett aus, zog den Nylonbeutel näher und legte ihn sich auf die Brust. Beide Hände faltete er darüber. Unter seinen Fingern spürte er die Päckchen, die Tama'Olu aus Palmblättern gefaltet hatte. Einhundertzweiundsiebzig schwarze Perlen, aus dem Meer geholt unter Einsatz ihres Lebens.
    Es wäre fürchterlich, es gäbe Mord und Totschlag, wenn jemand wüßte, daß es die Insel Tonu'Ata gibt, dachte er, bevor er einschlief.
    Sie erreichten den Hafen von Pangai am Nachmittag und bekamen vom Hafenmeister einen Platz an der Pier zugewiesen, dort, wo eine Menge anderer kleiner Boote im öligen Hafenwasser dümpelte.
    Als sie festgemacht hatten, meldeten sie sich bei der Hafenbehörde, zeigten ihre Pässe und bekamen einen Stempel hineingedrückt. Pater Patrick kannte jeder, aber Ron mußte angeben, was er hier auf Pangai wollte. Als er erklärte, er wolle nach Tahiti fliegen, und mit einigen Dollarscheinen durch die Luft wedelte, war man zufrieden und ließ ihn die große Insel der Ha'apai-Gruppe betreten.
    »Sie haben aber 'ne Menge Dollar mit«, sagte Patrick Lanson, als Ron das Geld wieder in die Nylontasche steckte. »Ich habe mir schon Gedanken darüber gemacht, wie Sie den Flug bezahlen wollen. Er wird mich schamlos anpumpen, habe ich gedacht.«
    »Und? Hätten Sie mir den Flugschein gekauft?«
    »Ja.«
    »Ich wiederhole es, Pater: Sie sind eine Wucht. Wenn ich von Tahiti zurückkomme, stifte ich Ihrer Kirche, was Sie am nötigsten brauchen.«
    »Wenn …« Patrick Lanson winkte einem klapprigen Wagen, der als Taxi diente und alles andere als vertrauenerweckend aussah. »Das soll ein Wort sein. Es wird aber teuer.«
    »Wenn ich aus Tahiti zurückkomme, spielt das keine Rolle mehr.«
    »Hoffen wir. An dem ›Wenn‹liegt es nämlich.«
    Die Halle des kleinen Flughafens von Pangai war überfüllt. Frauen, Kinder und Männer warteten geduldig auf ihr Flugzeug. Ihre Ruhe und ihr Gleichmut mußten einen Europäer zur Weißglut bringen. Es gab zwar Flugpläne, aber sie wurden nur selten eingehalten. Die Flugzeiten waren oft Wunschzeiten, aber es lag nicht an den Piloten der Polynesian Airlines oder der Tonga Air, sondern am Bodenpersonal. Das zelebrierte nämlich die Philosophie, daß nichts auf Erden so eilig ist, daß man in der Hitze auch noch schneller laufen müßte.
    »Sie haben Glück, Ron«, sagte Pater Patrick und zeigte auf die Anzeigetafel. »In einer Stunde fliegt die königliche Linie nach Nuku'alofa. Aber wenn die Wartenden alle mitwollen, wird es schwierig – es sei denn, Sie erboxen sich einen Platz. Das würde ich Ihnen als Weißem jedoch nicht raten, auch wenn der König ein großer Freund der Deutschen ist. Übrigens, Ron Edwards ist bestimmt kein deutscher Name.«
    »Nein.«
    »Vergessen wir's.« Er winkte ab. »Jedenfalls ist Ihr Paß in Ordnung.«
    »Er war ja auch teuer genug.«
    Ein kleines Wunder geschah: Die Maschine der Tonga Air stand startbereit auf dem Rollfeld. Und noch ein weiteres Wunder durfte Ron erleben: Er konnte als weißer Gast des Landes zuerst durch die Sperre. Der Beamte in seiner Box grüßte freundlich. Ron winkte zurück zu Pater Patrick und lief dann zur Maschine.
    Nach einem Flug von fünfzig Minuten landeten sie in Nuku'alofa. Die Auskunft an den Schaltern erklärte,

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