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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nachzuzählen. Vertrauen gegen Vertrauen, nur so kann man Geschäfte machen mit einer ungewöhnlichen Ware.
    »Die Perle ist schon unterwegs«, sagte Bouchet wie ein Schauspieler, der nach diesem Satz donnernden Applaus erwartet. »Ein hiesiger Juwelier hat sie gekauft. Erst wollte er nicht glauben, daß es so etwas gibt, aber nach eingehender Prüfung war auch er der Überzeugung, ein Jahrhundertereignis unter dem Mikroskop zu haben. Er wird die Perle allein, auf einem weißen Samtkissen, ins Fenster stellen, acht Tage lang. Und wenn sich kein Käufer findet – das müßte schon ein Amerikaner sein, der seinem Girl was Gutes tun will –, gibt er sie weiter an seine Filiale in New York. Dort wartet man auf solche Einzelstücke. Das heißt, Ron, wenn Sie noch mehr solche Kostbarkeiten fischen – ich bin immer für Sie da.«
    »Und das heißt wiederum: Sie haben dafür einen Phantasiepreis genommen.«
    »Wir leben nicht von der Luft allein.« Bouchet grinste selbstzufrieden. »Wie sind jetzt Ihre Pläne, Ron?«
    »Ich kaufe erst mal alles ein, was ich brauche, und kehre dann nach Hause zurück.«
    »Zu Ihrer Frau, zu Ihrer Muschelbank.«
    »Genau.«
    »Dann bleiben Sie also in der Nähe. Wir könnten ständig in Telefonkontakt bleiben. Sie rufen mich sofort an, wenn Sie wieder so ein seltenes Exemplar aus dem Meer holen.«
    »Ich habe kein Telefon, Charles, und ich werde auch nie eins besitzen.«
    »Dann kommen Sie schnell mal um die Ecke nach Papeete.«
    »Charles, ich wohne nicht hier im Archipel. Ich sagte schon, daß mein Zuhause weit weg von hier ist.«
    »Wer das glaubt … Aber gut, ich will mich zwingen, Ihre Worte zu akzeptieren. Mit einem Flugzeug können Sie Papeete in einigen Stunden erreichen, wo immer Sie auch wohnen. Und warten Sie nicht ab, bis Sie, wie versprochen, zweihundert Perlen gesammelt haben … Es lohnt sich, wenn wir uns bei zehn dieser Glanzstücke wieder treffen.«
    »Ich lasse es mir durch den Kopf gehen, Charles«, erwiderte Ron. »Und wenn Sie gar nichts mehr von mir hören, bin ich ersoffen.«
    »Das wäre eine echte Tragödie.« Bouchet beugte sich zu Ron vor. »Deshalb wäre es sinnvoll, mir zu sagen, wo sich die Muschelbank befindet. Ich werde Ihre Witwe mit der gleichen Großzügigkeit …«
    »Kein Kommentar, Charles.« Ron winkte ab. »Was auch geschieht: es wird ein Geheimnis bleiben.«
    »Ein Jammer! Mögen Sie recht lange leben.«
    Nach einer Stunde verließ Bouchet das Hotel. Beim Abschied umarmten sie sich sogar wie gute alte Freunde.
    Am nächsten Tag schon lag die Wunderperle auf einem weißen Samtkissen im Fenster eines Juweliers. Ohne Preisangabe … das war auch nicht nötig. Wer eine solche Perle kaufte, den interessierten keine Zahlen.
    Aber unter den Juwelieren und Perlenhändlern verbreitete sich die Kunde von der ›Schwarzen Königin der Meere‹ – wie auf einem Schild hinter der Perle geschrieben stand – so schnell wie ein Buschfeuer. Die Konkurrenz schlenderte an der Auslage vorbei, warf einen Blick auf das Samtkissen und kniff die Lippen zusammen.
    Das tat auch Alessandro Pandelli, ein viel bedeutenderer Perlengroßhändler als Bouchet, nachdem sein Einkäufer Piero de Luca von einem Spaziergang zurückgekommen war und aufgeregt mitteilte:
    »Es stimmt! Bei Degrelle liegt eine Perle im Fenster, wie man sie noch nie gesehen hat! Unbeschreiblich, Alessandro! Tiefschwarz und doch von innen mit einem ungewöhnlichen Silberglanz.«
    »Wo hat Degrelle sie her?« Pandelli erhob sich aus seinem Schreibtischsessel, ging an das große Fenster und sah hinaus. Ihm gegenüber leuchtete die Kathedrale von Papeete in der Sonne. »Wer hat hier eine solche Perle verkauft? Ein Privatmann, der dringend Geld brauchte? Dann wäre sie als Schmuckstück irgendwie gefaßt.«
    »Aber sie liegt völlig jungfräulich auf dem Samtkissen.« De Luca grinste bei dem Ausdruck jungfräulich. »Sie ist noch von keinem Werkzeug berührt worden.«
    »Also ist sie neu!« Pandelli wandte sich vom Fenster ab. »Wir werden Degrelle fragen.«
    »Und er wird es dir sofort sagen, bildest du dir ein.«
    De Luca schüttelte den Kopf. »Glaub mir, kein Wort wird über seine Lippen kommen.«
    »Er wird reden, Piero.« Pandellis Stimme klang jetzt hart und kalt. »Wer sich mit mir über solche Dinge unterhält, wird alles sagen. Es gibt Methoden, die Gesprächigkeit zu aktivieren … und Alain Degrelle ist ein Mann, der viel auf sein gepflegtes Äußeres hält.«
    Piero de Luca nickte. Die Kälte, die

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