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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Werbezeile aber zahle ich Ihnen nichts.«
    »Geschenkt, Charles.« Ron setzte sich hinter den kleinen Berg von Dollarscheinen und lächelte Bouchet an. Ein Lächeln, das der Händler richtig deutete: Der hat noch ein As im Ärmel. Der hat noch einen Trumpf in der Hinterhand.
    Und da kam es auch schon!
    »Machen Sie mal die Augen zu«, forderte Ron.
    »Warum?«
    »Eine kleine, nein, eine große Überraschung.«
    »Hab' ich es doch geahnt! Aber warum soll ich die Augen schließen?«
    »Haben Sie was am Herzen? Ist Ihr Kreislauf normal?«
    »Sind Sie ein verhinderter Mediziner?«
    »Ich möchte nicht, daß Sie vom Stuhl kippen, Charles, und einen Infarkt bekommen. Was jetzt kommt, wird Ihre Nerven strapazieren.« Ron schob den Dollarhaufen etwas zur Seite. »Also wie ist es … Augen zu?«
    »Wenn's sein muß … Das erinnert mich an meine Kinderzeit, an Weihnachten.«
    »Vielleicht ist es wie Weihnachten für Sie.«
    Bouchet lehnte sich zurück, schloß die Augen, ja, er kniff sie fest zusammen, um Ron zu zeigen, daß er nicht mogelte und unter den Wimpern hindurch doch noch etwas sah. »Dauert's lange?« fragte er dabei.
    »Nur ein paar Sekunden.«
    Ron holte aus der Rocktasche seine große schwarze, von innen silbern glänzende Perle, diese erstarrte Schönheit der Natur, die es nur einmal geben konnte. Er legte das Wunder aus dem Meer vor Bouchet auf den Tisch, auf eine weiße Serviette, die er vom Servierwagen holte.
    »Sie können die Augen wieder öffnen, Charles.«
    Und dann war es still im Zimmer, ganz still, so als befände man sich in einem luftleeren Raum.
    Ganz langsam nahm Bouchet dann die große Perle zwischen seine Finger, hielt sie gegen das Lampenlicht, und der schwarze Lüster schimmerte wie Seide. Ebenso langsam legte er die Perle wieder zurück auf den Tisch.
    »Unglaublich«, sagte er dann mit vor Erregung heiserer Stimme.
    »Haben Sie so etwas schon mal gesehen?« fragte Ron. »Das ist die Schwarze Königin der Meere. Was bieten Sie?«
    »7.000 Dollar.«
    »Stellen Sie sich dort hinten vor den Spiegel und lachen Sie sich selbst aus. 10.000 Dollar, oder ich hänge sie mir selbst um den Hals. Als Talisman.«
    »Abgemacht. Das ist sie wert.«
    »Wenn Sie das so schnell sagen, Charles, ist sie 20.000 wert. Aber mein Wort gilt. Stecken Sie sie ein, ehe ich es bereue.«
    Doch Bouchet rührte die Perle nicht an. Er starrte sie an wie ein Hypnotiseur. Nein, es war genau umgekehrt: die Perle hypnotisierte ihn.
    »Ich kann Ihnen das Geld wieder erst morgen abend bringen«, sagte er, und es klang, als habe er plötzlich Schwierigkeiten mit dem Sprechen.
    »Natürlich.« Ron erhob sich. »Was trinken wir jetzt? Einen Saumur, einen Bordeaux oder ein Glas Champagner? Oder unseren vorzüglichen Armagnac?«
    »Das ist ein Glas Champagner wert, Ron.« Bouchet legte die gewölbte Hand über die Wunderperle. »Sie geben sie mir mit ohne Cash? Wenn ich nun morgen behaupten würde, ich habe gar keine Perle von Ihnen bekommen – wie wollen Sie das Gegenteil beweisen? Und vor allem – bei wem wollen Sie klagen?«
    »Ich habe nie daran gezweifelt, daß Sie kein Gauner sind, Charles. Sonst hätte ich Ihnen diese Perle nie gezeigt.«
    »Danke, Ron.«
    Aus dem Bummel durch Papeetes Nachtlokale mit den schönen braunen Mädchen wurde nichts. Bouchet und Ron tranken zwei Flaschen Roederer leer, dann war Bouchet so weit, daß Ron ihn zum Lift und aus dem Hotel bringen mußte, wo er ein Taxi bestellte. Bouchets Wagen, ein großer Citroën, blieb auf dem Parkplatz stehen.
    Ron winkte Bouchet nach, fuhr dann wieder hinauf zu seiner Suite und schob die Hände in den Berg von Dollarnoten. Er spielte mit dem Geld, warf die Scheine in die Luft und trat dann hinaus auf den großen Balkon. Über dem Meer hing ein strahlender Mond und versilberte es.
    Von unten, aus der überdachten Terrasse, wehte Tanzmusik über den erleuchteten Park und den riesigen Swimmingpool, über die große, strohgedeckte Pool-Bar und die mit geschwungenen Brücken miteinander verbundenen künstlichen Teiche.
    »Sieh dir das an, Tama'Olu!« sagte er und hielt einen Hundertdollarschein in das Mondlicht. »Sieh dir das an! Und das ist erst der Anfang. Wir werden Millionen aus der Bucht der schwarzen Perlen holen!«
    Bouchet brachte die 10.000 Dollar schon am späten Nachmittag. Sein Gesicht glänzte, nicht von Schweiß, sondern vor Freude.
    Sie saßen in der Hotelhalle in tiefen Ledersesseln. Bouchet schob Ron ein Kuvert zu, und der steckte es ein, wieder ohne

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