Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
bei ›Laroche et fils‹.
    In der Frühe, hatte Edwards gesagt, wolle er abfahren. Aber das war ein dehnbarer Begriff. Es konnte sechs Uhr heißen, oder – wenn Edwards ein Langschläfer war – zehn Uhr. Auf der Pier sahen sie den angeblichen Boots-Fan hin und her gehen und eine Zigarette nach der anderen rauchen.
    Endlich, gegen neun Uhr, atmete Pandelli erleichtert auf: Edwards erschien! Er trug weiße Hosen, eine blaue Jacke mit Goldknöpfen und eine Mütze mit einem breiten Schirm. Er sprach kurz ein paar freundliche Worte mit dem Bootsbegeisterten, bis aus der Lagerhalle der Lagermeister und drei Männer herauskamen. Edwards betrat die Yacht, einer der Männer schob die Gangway an Bord, zwei Männer banden die Leinen los, die Schiffsschraube begann sich zu drehen und wirbelte schaumiges Wasser auf. Der angebliche Schiffsnarr winkte mit beiden Armen und klatschte in die Hände.
    Langsam legte die Yacht ab, fuhr einen sanften Bogen und verließ dann vorsichtig die Werftbucht.
    »Unser guter Edwards hat sein neues Spielzeug noch nicht im Griff«, meinte Pandelli spöttisch. »Er schleicht dahin, als stehle er sich aus dem Schlafzimmer einer Frau, die noch schläft.«
    Er ließ den Motor der ›Colombe‹ an und folgte ebenso langsam der eleganten, schlanken weißen Yacht, die jetzt aufs offene Meer hinausglitt, vorbei an ankernden Segelschiffen und anderen größeren Motorbooten. »Der schläft noch am Ruder ein!« lachte Pandelli. »Ich bin gespannt, welchen Kurs er nimmt!«
    Plötzlich jedoch, als Edwards die auf Reede liegenden Schiffe hinter sich hatte, war es, als habe die Yacht Flügel bekommen. Ihr Bug richtete sich auf, und dann durchschnitt sie die Wellen und ließ eine weiße, schaumige Gischt hinter sich.
    »Jetzt dreht er auf!« rief de Luca erregt. »Und ich hänge mich als Flagge an die Fahnenstange, wenn er nicht Kurs auf Bora-Bora nimmt!«
    »Halt's Maul!« sagte Pandelli grob. »Was soll er auf Bora-Bora? Da kann nicht sein ständiger Liegeplatz sein!«
    Sie fuhren sechs Stunden hintereinander her, die ›Colombe‹ hielt tapfer das Tempo mit, aber sie war kein Boot für große Fahrt, die Treibstofftanks waren nicht ausgelegt für weite Strecken. Und außerdem soff der Motor mit einem Durst, der jeden Alkoholiker neidisch machte.
    »Wo will er denn hin?« brüllte Pandelli und schlug nervös auf das Steuerrad. Bora-Bora hatten sie bereits passiert, und Edwards fuhr immer noch geradeaus, stur geradeaus! Aber hinter Bora-Bora kam nichts mehr. Nur der weite Ozean. »Ist er denn verrückt geworden? Da gibt es doch kein Land, keine Insel weit und breit!«
    »Wir haben nur noch so viel Treibstoff, daß wir mit viel Glück zurück nach Papeete kommen, wenn wir jetzt umkehren«, wagte de Luca vorsichtig einzuwerfen.
    »Das sehe ich auch, du Idiot! Aber ich kann doch Edwards nicht ziehen lassen!«
    »Willst du in ein paar Stunden hilflos und ohne Sprit auf dem Meer herumtreiben?«
    »Ich … ich … o Scheiße! Scheiße!« Pandelli war rot vor Wut. Er trieb de Luca mit Faustschlägen aus dem Salon mit dem Fahrerstand, stürzte dann zum Ruder zurück und kontrollierte die Instrumente. Der Treibstoffanzeiger sagte die Wahrheit, und ihn konnte Pandelli nicht mit Ohrfeigen wegjagen. Umkehren, das war die einzige Konsequenz.
    Mit starrem Blick sah Pandelli, wie die weiße Yacht die Wellen durchschnitt, als wäre sie schwerelos.
    Er drosselte den Motor, stellte ihn dann ganz ab, trommelte mit den Fäusten auf das Armaturenbrett und stieß Laute aus, die wie das Heulen eines Wolfes klangen. Piero de Luca verdrückte sich nach hinten auf das Sonnendeck. In diesen Minuten war Pandelli zu einem Mord fähig – das erkannte sein Handlanger ganz genau.
    Schnell verbreiterte sich der Abstand zwischen Edwards und der ›Colombe‹. Pandelli verließ den Salon, stürzte an Deck und stellte sich an den Bugkorb. Die Hände zu Fäusten geballt, starrte er der Yacht nach, die immer kleiner wurde.
    Es war ein herrlicher Tag, und im Sonnenglanz, der das Meer schimmern ließ, als trieben unzählige goldene Plättchen auf den Wellen, verschwand das weiße Schiff am Horizont.

10.
    Nachdem er Bora-Bora passiert hatte, verlor Ron die Yacht, die eine ganze Weile hinter ihm hergefahren war, aus den Augen. Sie blieb zurück und verschwand dann am glitzernden Horizont.
    Ahnungslos, wie er war, hatte er sich nichts dabei gedacht, daß ihm ein anderes Schiff folgte. Das Meer gehörte ja nicht ihm allein, und um Bora-Bora herum lagen

Weitere Kostenlose Bücher