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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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heiß, doch keiner weiß, wo die Hitze herkommt.
    Rätsel über Rätsel.
    Und sie wird den Zauberer rufen, den Medizinmann, und ihn anflehen, die fremden bösen Götter zu vertreiben, die unsichtbare Flammen in Eisen hexen und Blitze in einer Glaskugel sammeln können. Ihre drei Brüder und alle Männer des Dorfes werden mit dem Gesicht zu Boden sinken, wenn sie den ersten Gewehrknall hören und ein Schwein gleich darauf tot umfällt.
    Oder täusche ich mich? Werden die Bewohner von Tonu'Ata hundert Jahre überspringen wie einen schmalen Graben? Gilbert Descartes besucht sie ja, der Händler, der von Insel zu Insel fährt. Bei ihm müssen sie gelernt haben, sich über nichts mehr zu wundern, was es in der fernen, fremden Welt alles gibt.
    Tama'Olu, du wirst die neue Welt schnell liebenlernen – oder hassen. Doch eins verspreche ich dir: Unser Paradies soll ein Paradies bleiben.
    Er erhob sich aus dem Sessel, ging hinauf an Deck und verließ die Yacht über die schmale Gangway. Auf der kleinen Pier der Werft stand der Betriebsleiter mit einem Mann und unterhielt sich.
    »Ein tolles Schiff!« sagte der Fremde, als Ron zu ihnen trat. »Es gehört Ihnen?«
    »Ja. Ein wirklich schönes Schiff.«
    »Es muß ein Erlebnis sein, mit ihm über den Ozean zu fahren. Ich möchte gern dabeisein, wenn Sie ablegen. Ich bin ein Bootsnarr und möchte miterleben, wie diese Yacht auf den Wellen dahinfliegt. Wann fahren Sie, Monsieur?«
    »Übermorgen«, erwiderte Ron ahnungslos.
    »Darf ich zusehen?«
    »Wenn es Ihnen Spaß macht, gern. Aber ich fahre früh los.«
    »Danke, Monsieur.«
    Der Mann nickte Ron und dem Betriebsleiter zu und verließ die Pier. Ron blickte ihm nach und schüttelte den Kopf. »Wer war denn das?« fragte er.
    »Weiß ich nicht.« Der Werftangestellte hob die Schultern. »Er stand plötzlich neben mir, wischte sich den Schweiß von der Stirn und rief: ›Ist das ein herrliches Schiff! Mein Gott, wenn man sich so etwas leisten könnte!‹ Und gleich darauf kamen Sie von Bord.«
    »Ein Boots-Fan also. Ich kann ihn verstehen. Ich habe mich auch immer für gutgebaute Schiffe begeistert, habe mir jede Fachzeitschrift gekauft und kam beim Anblick der Yachten ins Träumen. Und jetzt habe ich mir meinen Traum erfüllt.«
    Ron hatte den fremden Mann bereits vergessen, als er die Werft verließ und in ein Taxi stieg. Er nahm auch nicht den kleinen Renault wahr, der ihm wieder folgte. Er dachte an Tama'Olu …
    Er dachte eigentlich immer nur an Tama'Olu und an die Bucht der Schwarzen Perlen, in der er Millionen Dollar aus dem Meer holen würde.
    »Also übermorgen«, sagte Pandelli zu de Luca. Der Bewacher im Renault hatte gerade angerufen und seinen Boß über den neuen Stand der Dinge informiert. »Zeit genug, um alles vorzubereiten. Er hat sich eine schöne Yacht gekauft, aber meine ›Colombe‹ ist auch kein Tretboot. Wir werden in seinem Kielwasser fahren.«
    »Ist das nicht zu auffällig, Alessandro?« wagte de Luca einen berechtigten Einwurf.
    »Edwards besitzt doch nicht die einzige Yacht, die hier herumkreuzt.«
    »Natürlich nicht. Hunderte von Booten liegen um Tahiti.«
    »Na also. Und wenn wir zufällig den gleichen Kurs haben wie Edwards … was soll daran auffällig sein? Er wird uns zu seinem Liegeplatz führen, und wir rauschen an ihm vorbei, als sei er uns völlig gleichgültig. Beim zweitenmal wird das anders aussehen. Warum sollte Edwards aufmerksam werden? Er fühlt sich sicher. Keiner, so glaubt er, weiß, wer er ist. Wozu also Versteck spielen? Piero, die meisten Menschen sind viel zu naiv. Wenn sie merken, was in Wirklichkeit läuft, haben sie schon verloren. Auch Edwards wird da keine Ausnahme bilden.«
    Am nächsten Morgen lieferte Bouchet bei der Werft eine Kiste mit Trafo-Ersatzteilen ab. Der Lagermeister wußte schon Bescheid, lud die Kiste auf einen Elektrokarren und fuhr sie zu Rons Yacht. Dort brachte man sie an Bord und stellte sie in der Pantry ab.
    »Jetzt geht aber auch nicht mal mehr 'ne Rolle Lokuspapier hinein«, sagte der Lagermeister auf dem Rückweg zur Halle. »So'n Schiff als Lastkahn – wenn das der alte Myers sähe. Dem blutete das Herz. Aber verkauft ist verkauft. Ein Schiff kann sich seinen Eigner nicht aussuchen, es kann nur aus Protest untergehen …«
    Schon seit dem frühen Morgen schaukelte die ›Colombe‹ in der Nähe der Werft auf See. Piero de Luca und Alessandro Pandelli wechselten sich mit der Wache ab und beobachteten durch ein starkes Fernglas die Bewegungen

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