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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sie es sagen, Monsieur …«
    »Kein Problem. Wir können also morgen laden?« Das Wort ›bunkern‹ erschien ihm für diese prachtvolle Yacht zu ordinär.
    »Das können Sie, Monsieur. Hoffentlich ist nichts vergessen worden.«
    »Von unserer Seite aus kommt bestimmt alles an Bord, was hier lagert.«
    Ron ging noch einmal in die Lagerhalle und kontrollierte die Kisten, Kartons, Ballen, Rollen und Pakete. Auf allem prangte ein Zollstempel, sogar auf den Eimern, Körben und Wannen aus Kunststoff. Die Fässer mit Benzin für die Generatoren standen gestapelt in einer Ecke, ebenso die Propangasflaschen für den Gasherd.
    »Es scheint alles komplett zu sein«, sagte Ron und trat wieder ins Freie. »Sie können, bis auf mein Schlafzimmer, alle Räume vollstellen. Ich brauche nur ein Bett.«
    »Sie wollen ganz allein fahren, Monsieur?« fragte der Betriebsleiter zweifelnd.
    »Ja.«
    »Ohne einen einzigen Mann Besatzung?«
    »Ist das so ungewöhnlich?«
    »Bei einer solchen Yacht schon. Sie können ja nicht alles allein machen.«
    »Bis zu mir nach Hause geht es schon.«
    »Dann haben Sie es nicht weit, Monsieur?« erkundigte sich der Betriebsleiter interessiert.
    »Nicht sehr weit. Ein paar Seemeilen.« 1.800, genau gesagt, dachte er. Wenn ich ihm das aber sage, bekommt er keine Luft mehr. »Ich gehe noch mal aufs Schiff«, erklärte er laut.
    Ron betrat die Yacht, stieg den Niedergang hinab bis zu Salon, Pantry, Kabinen und Duschräumen und setzte sich auf den Fahrerstand vor das mit Instrumenten und Kontrollanzeigern übersäte Armaturenbrett. Er betrachtete das Farbradar, das Echolot, den Autopiloten und den Satellitenpeiler, das Funkgerät und den Kreiselkompaß. Bei alledem kam er sich vor wie in einer Flugzeugkanzel, vor deren Gewirr von Instrumenten er immer sprachlos gestanden hatte, bis einmal ein Flugkapitän ganz trocken zu ihm gesagt hatte: »Das ist gar nicht so schlimm. Man muß nur im richtigen Augenblick auf das richtige Instrument gucken!«
    Es wird schon gutgehen, dachte sich Ron. Junge, du bist doch ein helles Bürschchen. Irgendwo in einer Schublade werden ja die Gebrauchsanweisungen liegen, und Zeit zum Üben hast du auch genug. 1.800 Seemeilen lang. Andere müssen Lehrgänge machen, du wirst es eben schneller begreifen. Du wirst auf dem Stillen Ozean schaukeln, die Seekarte vor dir, und wirst versuchen, den Autopiloten richtig einzustellen. Eine Seekarte zu lesen, das hast du gelernt, bei deinem Führerschein Küste, den du im Hamburger Yachtclub gemacht hast. Alles ist nur Übung. Und das Meer ist groß genug, du stößt nirgendwo an.
    Als letztes betrat er das Eigner-Schlafzimmer. Ein verhältnismäßig großer Raum mit einem Rundbett, vielen eingebauten Schränken von Weiß mit goldenen Verzierungen und einem riesigen Spiegel neben dem Bett. Zwei tiefe, weiche, mit Chinchillafellen bezogene Sesselchen standen an einem Glastisch, und alles war erhellt von venezianischen Wand- und Deckenlampen. Myers Liebesinsel. Wie hatte er gesagt: Wenn man siebzig ist, muß man was tun.
    Ron öffnete die Schränke, alles war sauber und wie neu. Bei seiner kleinen Inspektion entdeckte er, direkt dem Rundbett gegenüber, einen Schrank, der beim Öffnen einen Fernsehapparat mit Videogerät herausfahren ließ. Eine Kassette steckte noch. Ron stellte den Fernseher und Video an, und ein saftiger Pornofilm flimmerte über die Mattscheibe. Ron sah sich nur wenige Szenen an, dann stellte er die Apparate wieder ab.
    »Das hilft auch nicht mehr, lieber James Myers!« sagte er. »Für alles mußt du inzwischen bezahlen.«
    Er ließ die Apparatur in den Schrank zurückfahren und setzte sich in einen der Chinchilla-Sessel.
    Hier wird Tama'Olu schlafen, dachte er. Wir werden hier schlafen. Ob sie der ungewohnte Luxus erschrecken wird? Oder wird sie sich schnell an all das Fremde gewöhnen? Wie wird sie reagieren, wenn sie zum erstenmal Fernsehen erlebt? Nicht diesen Pornofilm – einen Film über die Südsee mit Menschen wie sie, ihre Familie, ihr Dorf, ihre Umgebung.
    Wird sie weglaufen vor diesen kleinen Menschen auf der Mattscheibe, weil sie meint, man habe diese verzaubert und zu winzigen Wesen gemacht? An ein Wunder wird sie glauben, wenn sie später, wenn alles in Betrieb ist, an einem Schalter dreht, und überall ist Licht. Licht aus einer kleinen Glaskugel. Und da wird ein Gerät stehen mit vier runden Platten aus Eisen, und wieder dreht man nur an einem Knopf, und man kann auf den Platten kochen. Sie werden glühend

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