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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gouverneur erteile ich Ihnen eine Daueraufenthaltsgenehmigung. Sie können sich ein schönes Haus bauen, Land genug ist vorhanden, und einen Teil Ihres Geldes, das ja für Sie wertlos zu sein scheint, legen Sie auf Niué an. Ich denke an den Ausbau der Straßen, eine moderne Ausstattung des Hospitals. Unter anderem brauchen wir vier Schulbusse, eine Erweiterung der elektrischen Anlagen wäre nicht schlecht … Sie würden ein gutes Werk tun und bei uns wirklich wie im Paradies leben können.«
    »Das glaube ich nicht.« Ron schüttelte den Kopf. »Hier gibt es einen Flugplatz, also landen Touristen auf Niué. Die beiden Hotels sollen auch nicht leerstehen, also kommen viele Fremde hierher. Ab und zu wird ein Kreuzfahrtschiff vor der Insel ankern, und dann stürmen fünfhundert oder sechshundert Passagiere das ›Paradies‹, und in gar nicht langer Zeit wird Niué in den Reiseprospekten der großen Reiseveranstalter stehen: 14 Tage inklusive Flug nur 2.500 Dollar. Und das nennen Sie noch eine ›Trauminsel‹?«
    »Das, was Sie suchen, gibt es nicht mehr, Mr. Edwards.« Der ›Gouverneur‹ trank noch einen Whisky und hob wie bedauernd, so als sei es seine Schuld, die Schultern. »Tourismus wird es bald überall geben. Die Menschen suchen sich immer neue Ziele, die alten kennt man ja bereits zur Genüge. Man will Abwechslung haben. Und dann wird eines Tages ein Hubschrauber über Ihre Insel fliegen, wird sie umkreisen, runtergehen und an Ihrem schönen Strand landen. Man wird Fotos machen, einen Videofilm drehen, und irgendwo in New York oder Auckland oder Sidney werden die Touristikmanager sagen: ›Das ist sie! So was haben wir gesucht! Das gibt ein neues Feriendorf.‹ Und aus ist es mit Ihrem Privatparadies …«
    »Ich werde nicht zulassen, daß ein Hubschrauber landet«, stieß Ron hervor.
    »Wie wollen Sie das verhindern?«
    »Ich schieße!«
    »O Gott! Dann haben Sie in kürzester Zeit das Militär am Hals. Ganz gleich, zu wem Ihre Insel gehören wird – ob zu Frankreich oder den USA, Neuseeland oder Australien – das Militär ist sofort zur Stelle, wenn irgendwo geschossen wird. Sie haben keine Chance, Mr. Edwards. Bleiben Sie hier, unter meinem Schutz.« Der ›Gouverneur‹ grinste freundlich. »Sie werden eine Ecke auf Niué bekommen, wo Sie glauben, wirklich allein auf der Welt zu sein. Und wenn Sie die Einsamkeit satt haben … nun denn: eine Meile weiter begegnen Sie wieder dem Leben.«
    »Es gibt noch andere Gründe, warum ich weiter muß.« Ron gab keine weitere Erklärung ab, sondern brachte später den Supermarkt-Besitzer bis zur heruntergelassenen Gangway und winkte ihm nach, als er in seinem breiten Boot mit dem Außenbordmotor wieder zurück zur Insel fuhr.
    Vor einem halben Jahr hätte ich sein Angebot vielleicht angenommen, dachte Ron. Und sicherlich wäre es eine gute Sache geworden. Niué ist eine schöne Insel, die Menschen hier sind freundlich und unverdorben, trotz der vielen amerikanischen Touristen. Sie sind fröhlich, singen und tanzen gern. Aber so einsam Niué auch liegt: Viele von den jungen Leuten, die hier geboren werden, fahren nach Neuseeland oder Australien und studieren dort. In zwanzig Jahren schließlich wird auch Niué ganz anders aussehen als heute. So, wie die Fidschi- und Cook-Inseln, Tonga und Samoa bereits voll zivilisiert sind.
    Himmel, erhalte die Unschuld von Tonu'Ata!
    Um nicht seine Benzinfässer für die Generatoren brauchen zu müssen, machte er in Nuku'alofa die letzte Station, erneut von der Freude überwältigt, daß er dank Autopilot und Satellitenpeilung die Insel Tongatapu ohne Schwierigkeiten erreicht hatte. Er ließ wieder volltanken, kaufte bei einem Schiffsausstatter auf der Vuna Road eine Seekarte und zehn Spezial- und Detailkarten von Tonga und den Inselgruppen Ha'apai und Vava'U und stellte fest, daß nirgendwo die Insel Tonu'Ata verzeichnet war. Ein paar Inseln in der Ha'apai-Gruppe hatten zwar keine Namen, aber sie waren in den Seekarten immerhin eingetragen. Gehörte Tama'Olus Insel zu diesen namenlosen Flecken? Wo sollte er suchen?
    Als er die Insel damals entdeckte, war er tagelang auf dem Meer herumgetrieben. Als er sie verließ mit seinem präparierten Schlauchboot, hatte er sich ebenfalls nur der Strömung und dem Wind anvertraut, bis er von Pater Patrick Lanson aufgelesen und nach Pangai gebracht worden war.
    Die Insel von Pater Patrick … Telekitonga hieß sie, und hier, in einem Umkreis von einigen hundert Seemeilen, mußte auch

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