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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Der Abbé betrachtete die Staubkörnchen, die in dem Streifen Sonnenlicht tanzten, der durch eines der hohen, schmucklosen Fenster hereinfiel. «So eine Seuche kann nur ein Werk des Teufels sein», fuhr Planchard fort und bekreuzigte sich. «Mein Bruder Abt berichtet, in einigen Städten in Umbrien sei die Hälfte der Bevölkerung daran gestorben, und er rät mir, das Tor zu verriegeln und keine Besucher einzulassen, aber wie kann ich das tun? Wir sind hier, um den Menschen zu helfen, nicht um ihnen Gottes Tür zu versperren.» Er hob den Blick, als suche er zwischen den mächtigen Dachbalken göttliche Unterstützung. «Eine Finsternis wird kommen, Thomas, die größte Finsternis, die die Menschheit je gesehen hat. Falls du den Gral findest, wird er vielleicht ein wenig Licht in diese Finsternis bringen.»
    Thomas musste an die Vision denken, die Geneviève unter den Blitzen gehabt hatte: eine große Finsternis und über ihm ein helles Licht.
    «Für mich war die Suche nach dem Gral immer eine Besessenheit», fuhr Planchard fort, «die Jagd nach einer Schimäre, die nur Böses hervorbringt, doch jetzt weiß ich, dass nichts so bleiben wird, wie es war. Nichts. Vielleicht brauchen wir ein wundersames Symbol der Liebe Gottes.» Er seufzte. «Ich war sogar versucht, mich zu fragen, ob diese Pestilenz von Gott gesandt worden ist. Vielleicht will Er uns durch Sein Feuer reinigen, auf dass die, die verschont werden, Seinen Willen tun. Ich weiß es nicht.» Er schüttelte traurig den Kopf. «Was wirst du tun, wenn deine Gefährtin wieder wohlauf ist?»
    «Ich bin hierhergekommen, um alles über Astarac zu erfahren», erwiderte Thomas.
    «Die Mühsal des Menschen kennt weder Anfang noch Ende», sagte Planchard lächelnd. «Würdest du mir einen Rat verübeln?»
    «Natürlich nicht.»
    «Dann geh fort von hier, Thomas», sagte der Abbé mit Nachdruck. «Weit fort. Ich weiß nicht, wer den Grafen von Berat getötet hat, aber es ist nicht schwer zu erraten. Sein Neffe – der Ritter, den ihr gefangen genommen habt – ist ein törichter, aber starker und rücksichtsloser Mann. Ich bezweifle, dass der Graf Lösegeld für ihn gezahlt hätte, doch nun ist der Neffe seinerseits Graf und kann selbst über das Lösegeld verhandeln. Und wenn er sucht, was auch sein Onkel suchte, wird er jeden Rivalen töten, in diesem Fall dich. Also sei vorsichtig. Und brich so bald wie möglich auf.»
    «Bin ich hier nicht willkommen?»
    «Ihr seid beide von Herzen willkommen», sagte Planchard, «aber heute Morgen ist der Knappe des Grafen losgeritten, um den Tod seines Herrn zu melden, und der Junge weiß, dass ihr hier seid, du und das Mädchen. Er kennt vielleicht eure Namen nicht, aber ihr beide seid – wie soll ich sagen – recht auffällig. Wenn jemand darauf aus ist, dich zu töten, Thomas, wird er wissen, wo er dich findet. Deshalb ist mir so daran gelegen, dass du gehst. In diesem Haus sind genug Morde geschehen, ich will nicht, dass noch einer dazukommt.» Er stand auf und legte Thomas sanft die Hand auf den Kopf. «Gott sei mit dir, mein Sohn», sagte er, dann verließ er die Kirche.
    Und Thomas spürte, wie die Finsternis sich über ihn senkte.

    Joscelyn war Graf von Berat.
    Er sagte es sich immer wieder, und jedes Mal stieg eine Woge der Freude in ihm auf. Graf von Berat! Herr des Geldes. Villesisle und sein Kumpan waren mit der Nachricht aus Astarac zurückgekehrt, der alte Mann sei im Schlaf verschieden. «Bevor wir im Kloster angekommen waren», erklärte Villesisle in Anwesenheit von Robbie und d’Evecque. Später jedoch, als sie unter sich waren, gab er zu, dass die Sache nicht so glatt und unblutig verlaufen war.
    «Du bist ein Idiot», herrschte Joscelyn ihn an. «Was hatte ich dir gesagt?»
    «Ich sollte ihn ersticken.»
    «Und stattdessen verteilst du sein Blut im ganzen Zimmer?»
    «Wir hatten keine andere Wahl», erwiderte Villesisle missmutig. «Einer seiner Soldaten war im Raum und zog das Schwert. Aber was macht das schon? Der Alte ist tot, oder?»
    Er war tot, mausetot, und das war das Einzige, was zählte. Der vierzehnte Graf von Berat war auf dem Weg zum Himmel oder zur Hölle, und damit gehörte die Grafschaft Berat mitsamt ihren Burgen, Lehen, Städten, Leibeigenen, Ländereien und Fässern voller Münzen Joscelyn.
    Joscelyn strahlte eine neue Autorität aus, als er Robbie und d’Evecque gegenübertrat. Zuvor, als er noch im Zweifel gewesen war, ob sein Onkel ihn freikaufen würde, hatte er sich Mühe gegeben,

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