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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Glasgefäß und drehte es in der Hand. «Wenn der Gral tatsächlich bei meinem Vater war», sagte er, «wie ist er dann in die Hände des Bruders von Kardinal Bessières gelangt?»
    «Wer?», fragte d’Evecque.
    Thomas starrte auf das grünliche Glas. Er hatte gehört, dass der Gral in der Kathedrale von Genua aus grünem Glas bestand, und niemand glaubte, dass er echt war. War dies der Gral aus Genua? Oder eine weitere Fälschung? «Der Mann, dem ich den Gral abgenommen habe», erklärte er, «war der Bruder von Kardinal Bessières, und wenn er den Gral bereits hatte, was wollte er dann hier in Castillon d’Arbizon? Er hätte ihn doch sicher nach Paris oder Avignon gebracht.»
    «Süßer Jesus», sagte d’Evecque. «Du meinst, das Ding ist nicht echt?»
    «Es gibt nur einen Weg, es herauszufinden», erwiderte Thomas und hielt das Gefäß in die Höhe. Er sah die winzigen Goldpartikel auf dem Glas und dachte, dass es wahrhaft ein schönes, kostbares und gewiss auch altes Gefäß war, aber war es wirklich der Gral? Er hob die Hand noch höher, zögerte einen Moment und ließ es dann zu Boden fallen.
    Das grüne Glas zersprang in tausend Splitter.
    «Allmächtiger», sagte d’Evecque. «Allmächtiger Herr im Himmel.»

A m Tag nach dem großen Feuer gab es die ersten Toten. Die Priester eilten mit den geweihten Hostien von Haus zu Haus, um die Sterbesakramente zu erteilen. Das Klagegeschrei der trauernden Familien war so laut, dass Joscelyn aufwachte und seinen Knappen anfuhr, er solle rausgehen und diesen verfluchten Krach abstellen, doch der Knappe, der auf einer Strohmatte in einer Ecke von Joscelyns Kammer schlief, zitterte, obwohl er schweißüberströmt war, und sein Gesicht wies abstoßende dunkle Beulen auf, die Joscelyn schaudern ließen. «Raus!», brüllte er den Knappen an, und als der junge Mann sich nicht rührte, trat er ihn mit Füßen Richtung Tür. «Raus! Raus mit dir! O Gott, du hast dich vollgeschissen! Verschwinde!»
    Joscelyn zog sich Beinlinge und einen Ledermantel über das Leinenhemd. «Du bist doch nicht krank, oder?», sagte er zu dem Mädchen, das sein Lager geteilt hatte.
    «Nein, Herr.»
    «Dann bring mir Speck und Brot und heißen Würzwein.»
    «Würzwein?»
    «Du bist doch Dienerin, oder? Dann bediene mich gefälligst, und danach kannst du den Dreck da wegmachen.» Er deutete auf die Matte des Knappen. Während er in seine Stiefel schlüpfte, fragte er sich, wieso er nicht vom Donnern der Kanone geweckt worden war, die sonst in aller Herrgottsfrühe abgefeuert wurde. Der Lehm in der Mündung hatte über Nacht Zeit zu trocknen, und Signor Gioberti vertrat die Ansicht, dass die Schüsse bei Tagesanbruch den größten Schaden anrichteten. Joscelyn marschierte in die Stube des Hauses und brüllte nach dem Stückmeister.
    «Er ist krank.» Die Bemerkung kam von Guy Vexille, der in einer Ecke des Raumes saß und sein Messer wetzte. Offenbar hatte er auf Joscelyn gewartet. «Im Ort wütet eine Seuche.»
    Joscelyn legte seinen Schwertgürtel an. «Gioberti ist krank?»
    Vexille schob das Messer in die Scheide. «Er erbricht sich, Herr, und er schwitzt am ganzen Körper. In den Achselhöhlen und in der Leiste sind Schwellungen.»
    «Aber seine Männer können die verdammte Kanone doch auch bedienen, oder?»
    «Die meisten von ihnen sind ebenfalls krank»
    Joscelyn starrte Vexille an und versuchte zu begreifen. «Die Kanoniere sind krank?»
    «Die halbe Stadt scheint krank zu sein», sagte Vexille und stand auf. Er hatte sich gewaschen, frische schwarze Kleidung angezogen und sein langes schwarzes Haar geölt, sodass es glatt und glänzend um seinen schmalen Schädel lag. «Ich habe gehört, dass eine Pestilenz grassiert, aber ich hielt es für ein Gerücht. Ich habe mich geirrt, Gott helfe mir.»
    «Eine Pestilenz?» Nun bekam Joscelyn es mit der Angst zu tun.
    «Gott bestraft uns», sagte Vexille ruhig, «indem er den Teufel loslässt, und ein deutlicheres Zeichen konnte der Himmel uns nicht schicken. Wir müssen die Burg noch heute stürmen, den Gral an uns nehmen und so die Seuche beenden.»
    Es klopfte leise an der Tür, und Joscelyn nahm an, dass es die Dienerin war, die ihm das Essen brachte. «Komm schon rein», rief er ungeduldig, doch es war nicht das Mädchen, sondern Vater Medous, der verängstigt und nervös aussah.
    Der Pfarrer fiel vor Joscelyn auf die Knie. «Die Leute sterben, Herr.»
    «Und was in Gottes Namen soll ich dagegen tun?», fragte Joscelyn.
    «Die Burg

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