Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind
und an der Kirche vorbei zu dem kleinen Platz vor dem Burgtor. Der Scheiterhaufen für die Verbrennung der Ketzerin zeichnete sich dunkel vor der hellen Steinmauer ab. Aus den Holzbündeln ragte ein Pfahl mit einer Kette, mit der die Begine um den Leib gefesselt werden würde.
Das Burgtor war groß genug, um einen voll beladenen Bauernkarren in den Hof zu lassen, doch in einen der beiden Torflügel war eine kleinere Tür eingelassen. Die drei Gefährten blieben ein Stück zurück, während Thomas an die Tür trat und mit der Faust dagegenpochte. Kurz darauf waren Schritte zu hören, und eine Stimme fragte etwas von der anderen Seite. Thomas antwortete nicht, sondern klopfte nur ein zweites Mal, und der Wachmann, der annahm, seine Kumpane wären aus der Schankstube zurück, löste ahnungslos die beiden Riegel und öffnete die Tür. Thomas trat in den Schein zweier Fackeln, die im Tordurchgang befestigt waren, und in ihrem flackernden Licht sah er das überraschte Gesicht des Wachmanns, der sich wunderte, was ein Geistlicher des Nachts in der Burg von Castillon d’Arbizon wollte. Die Überraschung wuchs noch, als der Mönch ihm einen Faustschlag versetzte, erst ins Gesicht und dann in den Bauch. Der Wachmann fiel rücklings gegen die Mauer, und der Mönch presste ihm die Hand auf den Mund. Sam und die anderen beiden folgten ihm und schlossen die Tür hinter sich. Der Wachmann wehrte sich, und Thomas versetzte ihm einen Stoß mit dem Knie. Ein ersticktes Wimmern ertönte. «Seht im Wachraum nach», befahl Thomas seinen Gefährten.
Einen Pfeil im Anschlag, stieß Sam die Tür auf, die seitlich in die Burgmauer führte. Ein einzelner Wachmann stand neben dem Tisch, auf dem ein Weinschlauch, zwei Würfel und ein paar Münzen lagen. Der Mann starrte verdutzt in Sams rundes, fröhliches Gesicht und riss nur stumm den Mund auf, als der Pfeil ihn in die Brust traf und ihn gegen die Mauer schleuderte. Sam sprang mit gezücktem Messer auf ihn zu, und Blut spritzte auf, als er dem Wachmann die Kehle aufschlitzte.
«Musste das sein?», fragte Thomas, der mit dem ersten Wachmann in den Raum kam.
«Er hat mich so komisch angeschaut», sagte Sam. «Als hätte er ein Gespenst gesehen.» Er schnappte sich die Münzen vom Tisch und ließ sie in seine Pfeiltasche gleiten. «Soll ich dem auch das Licht ausblasen?», fragte er und wies mit dem Kopf auf den anderen Wachmann.
«Nein», sagte Thomas. «Robbie, fessle ihn.»
«Was ist, wenn er Krach macht?», fragte der junge Schotte.
«Dann kann Sam ihn immer noch töten.»
Der dritte von Thomas’ Gefährten kam in den Wachraum. Er hieß Jake und war ein hagerer Mann mit schielendem Blick. Als er das frische Blut an der Wand sah, grinste er. Wie Sam trug er einen Bogen und eine Pfeiltasche, außerdem hatte er ein Schwert an der Hüfte. Er griff nach dem Weinschlauch.
«Nicht jetzt, Jake», sagte Thomas, und der Hagere, der älter und wesentlich gefährlicher aussah als der Mann in der Kutte, gehorchte kleinlaut. Thomas ging zur Tür. Er wusste, dass die Garnison aus zehn Männern bestand. Einer war tot, einer gefesselt, und mindestens drei waren noch in der Schankstube. Also konnten noch fünf Männer übrig sein. Er spähte hinaus in den Hof, doch der war abgesehen von einem Karren mit Heuballen und Fässern leer, und so trat er zu dem Waffengestell an der Wand und nahm sich ein kurzes Schwert. Mit dem Daumen prüfte er die Schärfe. «Sprichst du Französisch?», fragte er den gefesselten Wachmann.
Der Mann schüttelte den Kopf, zu verängstigt, um zu antworten.
Thomas ließ Sam als Bewacher zurück. «Wenn jemand ans Tor pocht, rühr dich nicht. Falls er Lärm schlägt», er deutete mit dem Kopf auf den Gefangenen, «bring ihn um. Lass die Finger vom Wein und bleib wach.» Er schulterte seinen Bogen, schob zwei Pfeile in das Seil, mit dem er die Mönchskutte gegürtet hatte, und gab Jake und Robbie ein Zeichen, ihm zu folgen. Der Schotte, der einen kurzen Kettenpanzer trug, hatte sein Schwert gezogen. «Seid leise», mahnte Thomas, dann schlüpften die drei hinaus in den Burghof.
Castillon d’Arbizon hatte zu lange im Frieden gelebt. Die Garnison war klein und nachlässig, da ihre Pflichten kaum mehr umfassten, als Zoll auf die Waren zu erheben, die in die Stadt eingeführt wurden, und die Steuern zu ihrem Lehnsherrn nach Berat zu bringen. Die Männer waren träge geworden, während Thomas von Hookton, der angebliche Dominikanermönch, seit Monaten im Krieg gewesen war und
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