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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Dienern Gottes?», fragte der Dominikaner sarkastisch.
    «Wir mussten uns vergewissern», erklärte der Ratsherr. «Auch kam eine Nachricht, dass Engländer in der Gegend unterwegs sind, aber niemand weiß, wo.»
    «Es herrscht doch Waffenruhe», wandte der Mönch ein.
    «Wann haben sich die Engländer je an eine Waffenruhe gehalten?», gab der Ratsherr zurück.
    «Wer weiß, ob es überhaupt Engländer sind», sagte der Dominikaner verächtlich. «Heutzutage wird doch jede Räuberbande als Engländer bezeichnet. Ihr habt Männer», er deutete auf die beiden Büttel, die kein Wort des französischen Gesprächs verstanden, «und Ihr habt Kirchen und Priester, also warum solltet Ihr Euch vor Räubern fürchten?»
    «Es waren Engländer», beharrte der Ratsherr. «Sie trugen Kriegsbogen.»
    «Was nichts an der Tatsache ändert, dass ich einen langen Weg hinter mir habe und hungrig, durstig und müde bin.»
    «Vater Medous wird sich Eurer annehmen», sagte der Ratsherr. Er gab den Wachen ein Zeichen, ihm zu folgen, und verließ die Kirche. «Es gibt keinen Grund zur Sorge», verkündete er den Leuten. «Unser Besucher ist ein Mönch. Ein Gottesmann.»
    Die kleine Ansammlung löste sich auf. Die Nacht brach herein, und Dunkelheit legte sich über den Kirchturm und die Mauern der Burg. Ein Mönch war nach Castillon d’Arbizon gekommen, und die kleine Stadt lag in Frieden da.

    Der Gottesmann verspeiste eine Portion Kohl, Bohnen und gepökelten Speck. Er erzählte Vater Medous, er habe eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela in Spanien gemacht, um am Grab des heiligen Jakobus zu beten, und nun sei er auf dem Weg nach Avignon, um neue Anweisungen von seinen Obersten zu empfangen. Er sei keinen Räubern begegnet, weder Engländern noch anderen.
    «Wir haben seit vielen Jahren keine Engländer mehr gesehen», erwiderte Vater Medous und bekreuzigte sich hastig, um das Böse abzuwenden, das er gerade erwähnt hatte, «aber es ist noch gar nicht so lange her, dass sie hier geherrscht haben.» Der Mönch war über sein Essen gebeugt und schien nicht sonderlich interessiert. «Wir haben sogar Steuern an sie gezahlt», fuhr Vater Medous fort, «aber dann sind sie fortgegangen, und jetzt unterstehen wir dem Grafen von Berat.»
    «Ich hoffe doch, er ist ein gottesfürchtiger Mann?», sagte Bruder Thomas.
    «O ja, sehr», bestätigte Vater Medous. «Er hat Stroh aus der Krippe in Bethlehem in seiner Kirche. Das würde ich gerne einmal sehen.»
    «Und die Burg wird von seinen Männern bewacht?», fragte der Mönch, ohne auf das Stroh und die Jesuskrippe einzugehen.
    «Ganz recht.»
    «Nehmen sie an der Messe teil?»
    Vater Medous zögerte, offenkundig versucht zu lügen, entschied sich dann jedoch für eine Halbwahrheit. «Einige von ihnen.»
    Bruder Thomas legte seinen hölzernen Löffel beiseite und fixierte den Priester mit einem strengen Blick. «Wie viele sind es? Und wie viele davon gehen zur Messe?»
    Vater Medous war nervös. Alle Priester wurden nervös, wenn Dominikaner auftauchten, denn die Mönche waren Gottes unbarmherzige Krieger im Kampf gegen die Ketzerei, und wenn dieser Mann seinen Obersten berichtete, die Bewohner von Castillon d’Arbizon ließen es an Frömmigkeit mangeln, würde womöglich die Inquisition mit ihren Folterwerkzeugen die Stadt heimsuchen. «Es sind zehn», sagte Vater Medous, «und sie sind alle gute Christen. Genau wie die Menschen hier in der Stadt.»
    Bruder Thomas blickte skeptisch drein. «Alle?»
    «Sie tun ihr Bestes», sagte Vater Medous loyal, «aber …» Er verstummte, erschrocken über sich selbst, weil er zu einer Einschränkung angesetzt hatte. Um sein Zögern zu überspielen, trat er zu dem bescheidenen Feuer und legte ein Scheit nach. Der Wind fauchte in den Kamin und blies eine Rauchwolke in den kleinen Raum. «Nordwind», sagte Vater Medous. «Er bringt die erste kalte Nacht dieses Herbstes. Der Winter ist nicht mehr fern.»
    «Aber?» Der Dominikaner hatte das Zögern bemerkt.
    Vater Medous seufzte und setzte sich wieder hin. «Da ist ein Mädchen. Eine Ketzerin. Sie stammt nicht aus Castillon d’Arbizon, dem Himmel sei Dank, aber sie ist nach dem Tod ihres Vaters hiergeblieben. Sie ist eine Begine.»
    «Ich hätte nicht gedacht, dass es so weit im Süden Beginen gibt», sagte der Mönch. Beginen und Begarden waren Bettler, aber nicht einfach nur irgendein lästiges Völkchen, sondern Ketzer, die die Kirche verleugneten und die Notwendigkeit zu arbeiten. Sie behaupteten, da

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