Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind
sich durch den Brustkorb des Mannes und schleuderte ihn mit solcher Wucht zu Boden, dass er Robbie, dessen Schwert polternd auf die Holzdielen fiel, halb unter sich begrub. Eine Frau schrie. Thomas nahm an, dass der Hüne der Kastellan war, der Befehlshaber der Garnison, und er fragte sich, ob der Mann noch lange genug leben würde, um ihm ein paar Fragen zu beantworten, doch Robbie hatte bereits seinen Dolch gezückt und hieb auf den Hals des Mannes ein, dass das Blut über den Boden spritzte. Selbst als der Mann schon tot war, hackte Robbie weiter drauflos. Die Frau schrie immer noch. «Stell sie ruhig», sagte Thomas zu Jake und zerrte den schweren Leichnam von seinem Freund. Das lange weiße Nachthemd des Mannes war jetzt rot. Jake schlug der Frau ins Gesicht, dann war endlich Ruhe.
Es waren keine weiteren Soldaten mehr in der Burg. Etwa zehn Bedienstete schliefen in der Küche und in den Lagerräumen, aber sie leisteten keinen Widerstand. Nachdem die Männer in den Kerker gebracht worden waren, stieg Thomas zur Brustwehr des Turms hinauf und schwenkte eine brennende Fackel. Er schwenkte sie dreimal hin und her, dann schleuderte er sie in den Wald unterhalb des Felsens, auf dem Castillon d’Arbizon und seine Festung erbaut waren, und ging zur Westseite des Turms, wo er ein Dutzend Pfeile auf der Brustwehr bereitlegte. Dort stieß Jake zu ihm. «Sam ist jetzt mit Sir Robbie am Tor», sagte er. Robbie Douglas war nicht zum Ritter geschlagen, aber er war von edler Geburt und ein Soldat, und so hatten Thomas’ Männer ihm den Rang verliehen. Sie mochten den Schotten, genau wie Thomas, und deshalb hatte Thomas sich dem Befehl des Earls widersetzt und Robbie mitgenommen. Jake legte weitere Pfeile auf die Brustwehr. «Das war ein Kinderspiel.»
«Sie haben mit nichts Bösem gerechnet», sagte Thomas. Das stimmte nicht ganz; die Stadt wusste, dass englische Plünderer unterwegs waren – Thomas und seine Männer –, aber irgendwie hatten die Leute sich eingeredet, dass sie bestimmt nicht nach Castillon d’Arbizon kommen würden. Die Stadt hatte schon so lange im Frieden gelebt, dass ihre Bewohner die ungestörte Ruhe mittlerweile für selbstverständlich nahmen. Die Mauern und die Wachleute waren nicht dazu da, um die Stadt vor den Engländern zu schützen, sondern vor den Räuberbanden, die das Land unsicher machten. Ein verschlafener Wächter und eine hohe Mauer mochten ausreichen, um diese Räuber abzuwehren, aber gegen echte Soldaten konnten sie nichts ausrichten. «Wo habt ihr den Fluss überquert?», fragte er Jake.
«Beim Wehr», sagte Jake. Sie hatten die Stadt während der Dämmerung erkundet und schnell erkannt, dass das Wehr bei der Mühle die einfachste Möglichkeit bot, um den tiefen und schnell fließenden Fluss zu überqueren.
«Und der Müller?»
«Ein zitternder Haufen», sagte Jake. «Der muckst sich nicht mehr.»
Thomas hörte Zweige knacken, Schritte und dann einen dumpfen Schlag, als eine Leiter an den Winkel zwischen der Burg- und der Stadtmauer gelehnt wurde. Er beugte sich über die innere Brüstung. «Du kannst jetzt das Tor aufmachen, Robbie», rief er hinunter. Er legte einen Pfeil auf seine Sehne und beobachtete wachsam die lange, mondbeschienene Mauer.
Unterhalb von ihm erklommen Männer die Leiter, warfen Waffen und Taschen über die Brustwehr und kletterten hinterher. Der Widerschein des Feuers schimmerte aus der offenen Seitentür im Burgtor, wo Robbie und Sam Wache standen, und wenig später marschierte eine Reihe von Männern, deren Kettenpanzer in der Dunkelheit klirrten, vom Fuß der Stadtmauer zum Burgtor. Castillon d’Arbizons neue Garnison hielt Einzug.
Am anderen Ende der Mauer erschien ein Wachmann. Gemächlich schlenderte er Richtung Burg, bis er plötzlich das Geräusch von Schwertern, Bogen und Taschen hörte, die auf den Stein fielen, und sah, wie Männer über die Zinnen kletterten. Er zögerte, hin- und hergerissen zwischen der Neugier, näher heranzugehen und nachzusehen, was da los war, und dem Drang, Verstärkung zu holen, und während er noch überlegte, schossen Thomas und Jake ihre Pfeile ab.
Der Wachmann trug ein gepolstertes Lederwams, das zwar ausreichend Schutz gegen den Stock eines Betrunkenen bot, aber gegen die beiden Pfeile nichts ausrichten konnte. Sie bohrten sich durch das Leder, die Polsterung und die Brust des Mannes, bis die Spitzen auf der anderen Seite wieder austraten. Er stürzte zu Boden, sein Wachstab polterte auf den Stein, noch ein
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