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Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Titel: Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. W. Catanese
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Hörweite war, legte er eine Hand an den Mund und trug – ganz der Stegreifdichter – leise einen Reim vor:
    Â»Auf Aerie geht ein Scheusal um,
    Es ist ein Weibsbild und hat Mumm.
    Lässt andren niemals ihre Ruh
    und heißt mit Namen Lady Tru.«
    Hap ertappte sich plötzlich dabei, dass er aufgeregt auf seinem Stuhl herumrutschte. Er rieb sich die Hände und seine Beine zappelten unruhig. »Na komm, Hap«, schlug Balfour mit einem verschlagenen Grinsen unter den grauen Bartstoppeln vor, »lass uns nach unten gehen und Hallo sagen. Es sind ja auch deine Freunde.«
    Â»In Ordnung.« Er erhob sich und Vorfreude wallte in ihm auf, doch dann bemerkte er, wie Sophie sich abwandte, um ihr Gesicht zu verbergen. Hap fragte sich, warum sie das tat; manchmal war sie wirklich schwer zu verstehen. Er war hin- und hergerissen, ob er nach unten gehen und Fay und Sable begrüßen oder hier am Tisch bei Sophie bleiben sollte. Balfour war schon unterwegs, also folgte er dem alten Mann.
    Â»Du kannst doch den Lift nehmen und deine Knie schonen«, schlug Hap vor, als er Balfour einholte.
    Â»Ich fühle mich gerade sehr agil«, gab Balfour fröhlich zurück. Er hielt auf dem obersten Treppenabsatz inne und hob einen Arm, damit Hap stehen blieb. Balfour lauschte mit schief gelegtem Kopf, und Hap war erstaunt, die Stimme Fays innerhalb von Aerie zu hören.
    Â»Sie hat sie reingelassen?« Balfour runzelte die Stirn. »Warum macht sie das?«
    Â»Es tut mir leid, aber Lord Umber ist nicht in der Verfassung, Besuch zu empfangen«, erklärte Lady Tru.
    Balfours Miene verdüsterte sich weiter, und Hap merkte, wie auch sein eigenes Blut in Wallung geriet. »Aber Balfour, du hast doch gesagt, dass wir ihnen …«
    Â»Ich weiß!« Balfour versuchte seine Verärgerung zu überspielen und ging die Treppe hinunter. Hap folgte ihm und sah unten Fay und Sable stehen.
    Â»Sie müssen verstehen, Lord Umber geht es nicht gut«, sagte Lady Tru zu Fay. Sie hatte die Hände vor der Taille gefaltet, und Hap hätte angesichts ihrer selbstgefälligen Miene am liebsten geschrien.
    Balfour hustete laut, und Sable schaute auf. Es verschlug ihr den Atem, als sie Hap erspähte. Sie hüpfte auf der Stelle und winkte stürmisch. Auch Fay blickte auf und schien über die Anwesenheit Balfours und Haps erleichtert – und sei es nur, um mit jemand anders als der herablassenden weißhaarigen Frau sprechen zu können, die vor ihnen stand.
    Â»Balfour«, sagte Fay, »wie schön Sie wiederzusehen. Und dich, Happenstance.«
    Â»Hallo Hap!«, rief Sable.
    Â»Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Mylady«, antwortete Balfour. Er zuckte zusammen, als ihm ein Schmerz durchs Bein fuhr. Als er weiterhumpelte, trat Hap an seine Seite, damit Balfour sich mit einer Hand an seiner Schulter abstützen konnte. Sie hatten bereits die halbe Treppe geschafft. »Ich weiß nicht, was Lady Truden Ihnen gesagt hat, aber ich bin sicher, Lord Umber wird …«
    Lady Truden fiel ihm ins Wort, um den Satz an seiner Stelle zu beenden: »… sich sehr freuen, wenn Sie ihn in Ruhe lassen, damit er sich erholen kann.« Hap merkte, wie Balfours Griff an seiner Schulter fester wurde.
    Â»Diese fürchterliche Schwermut … Hat Lord Umber sich noch immer nicht erholt?«, fragte Fay.
    Â»Ich fürchte, nein«, antwortete Lady Truden.
    Â»Tru!«, fuhr Balfour streng dazwischen.
    Fay sah zuerst Balfour an und dann wieder Lady Tru. »Aber er hat Blumen in den Palast geschickt. Ich hatte angenommen, es ginge ihm wieder gut, und wollte ihm persönlich danken.«
    Â»Es geht ihm gut.« Balfour nickte energisch. »Er erholt sich sogar ausgezeichnet. Aber er schläft jetzt. Ich weiß, dass er sie gerne sehen möchte, doch …« Balfour brach plötzlich ab, denn aus dem obersten Stockwerk von Aerie drang durch die Bodenöffnungen des Fahrstuhls ein schwaches Geräusch herunter. Das Rauschen des Wassers, das durch den Kanal am Fuß von Aerie floss, dämpfte es ein wenig. Es war ein wildes, fast wahnsinniges Gelächter, dem ein weiteres Lied folgte. Es war dasselbe, dessen Melodie Umber auf dem Markt gehört hatte.
    Â»What shall we do with a drunken sailor, / What shall we do with a drunken sailor, / What shall we do with a drunken sailor, / Early in the morning?«
    Fay spähte zwischen den Seilen und

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