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Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Titel: Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. W. Catanese
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nahm an, dass das Geräusch hinter einem dieser Pfeiler hervordrang. Und dann nahm er am Rand eines Pfeilers wahr, wie sich etwas bewegte. Es war dick und rund und gehörte zu etwas weitaus Größerem. »Ich kann es sehen!«, flüsterte er.
    Â»Was ist es?«, wollte Lady Truden wissen.
    Hap zuckte mit den Schultern. Er machte einen Schritt hinter dem Pfeiler hervor, um besser sehen zu können. Zwischen uns sind starke Gitterstäbe , erinnerte er sich selbst, aber ihm schlotterten trotzdem die Knie. Er sah sich nach Sophie um und stellte fest, dass sie ihm mit halb erhobenem Bogen zur Seite stand.
    Der Teil der Kreatur, den er sehen konnte, befand sich auf Augenhöhe. Er bewegte sich langsam und kaum merklich im Rhythmus der Atemzüge. Hap schob sich langsam nach links und konnte jetzt mehr erkennen. Es sah aus wie eine Schulter. »Ich glaube«, begann er zu flüstern, doch dann brach er ab und schnappte nach Luft, denn die Kreatur lehnte sich vor und ein riesiger Kopf erschien, der ihn musterte.
    Hap erkannte ein kleines silbernes Auge und ein breites brutales Maul mit geschürzten Lippen, die ein zerklüftetes, kaputtes Gebiss freigaben. Der Schrei entfuhr Hap, noch bevor er ihn mit der Hand zurückhalten konnte: »Aaah!«
    Das Wesen grunzte und verschwand aus dem Blickfeld. Hap ergriff Sophies Arm und zerrte sie zurück in das Versteck an die Seite von Lady Truden. Sein Herz pochte so laut wie eine Faust, die gegen eine Tür schlägt.
    Â»Hast du etwas gesehen? Was ist es?« Lady Truden presste ihren Rücken weiter fest an den Fels.
    Â»Es war ein … Ich glaube, es war ein …«, keuchte Hap. In diesem Moment erklang ein neues Geräusch, das sie alle erschreckt herumfahren ließ: ein Scharren, auf das dumpfe schwere Fußtritte folgten. Hap riskierte erneut einen Blick und sah gerade noch eine schwerfällige graue Gestalt in der Tiefe des Tunnels verschwinden.
    Â»Ich glaube, das war ein Troll«, sagte er, jetzt wieder in normaler Lautstärke.
    Â»Ich werde Lord Umber Bescheid sagen, sobald er sich erholt hat«, meinte Lady Truden. Ihre Miene wurde hart. »Tief in diesen Höhlen sind schreckliche Wesen, aber schon seit Jahren ist keines mehr in die Nähe des Gitters gekommen. Warum jetzt?«
    Stunden später schlief Umber immer noch – friedlich, wie Balfour berichtete, der nach ihm gesehen hatte – und schließlich fanden die anderen Mittel und Wege, sich selbst zu beschäftigen. Sophie malte oben in ihrem Atelier an ihren Bildern und Oates ging auf ein Kartenspiel mit den Wachleuten ins Pförtnerhaus. Balfour verzog sich in die Küche, um etwas zu backen, während Hap zum Archiv ging. Als er an die Tür klopfte, erwartete er eine barsche, unhöfliche Reaktion, und er wurde von Umbers Archivar nicht enttäuscht.
    Â»Geh weg! Oder erklär mir wenigstens, warum du mich störst!«
    Hap spähte durch das Fensterchen in der Tür. Er erblickte Smudge, der, wie gewöhnlich, mit wirren Haaren und schmutzigem Gesicht an einem großen Eichentisch vor ausgebreiteten Schriftrollen hockte. »Ich bin es, Smudge. Happenstance. Ich hatte mich gefragt, ob du vielleicht Hilfe beim Übersetzen gebrauchen kannst.«
    Smudges grimmiger Gesichtsausdruck entspannte sich ein wenig. Seit er von Haps verblüffender Kenntnis aller Sprachen wusste – eine weitere Gabe der Fädenzieher –, hatte er Haps Fähigkeit, antike Dokumente zu entschlüsseln, schätzen gelernt. »Na gut«, grummelte er. »Komm rein.« Als Hap sich dem Tisch näherte, zeigte Smudge auf ein verstaubtes Buch mit Ledereinband. »Das ist ein Dwergh-Buch, das uns gerade jemand geschickt hat.«
    Hap nahm es. »Macht es dir etwas aus, wenn ich zum Lesen in den großen Saal gehe?«
    Smudge sah auf, die buschigen Augenbrauen finster zusammengezogen. »Aber mach keine Flecken drauf.«
    Â»Ach, und übrigens«, brachte Hap vor, »wenn du etwas über Trolle oder die Höhlen unterhalb von Aerie hast, würde ich das auch gern lesen.«
    Kopfschüttelnd stieß Smudge einen halblauten Fluch aus, verschwand dann aber zwischen den Regalreihen und kam mit einem Arm voller Bücher zurück. Hap nahm sie ihm ab und marschierte zur Tür, denn er wollte möglichst schnell wieder weg, aber Smudge räusperte sich und rief ihm nach: »Junge … erzähl mir noch mal, wie

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