Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit
Umber, den Sie beim ersten Mal angetroffen haben, ist der wahre Umber, das versichere ich Ihnen. Und ganz bald werden Sie diesem Mann auch wiederbegegnen. Bitte, Mylady, bleiben Sie noch ein wenig und lassen Sie uns miteinander sprechen.«
Sable zerrte an Fays anderer Hand. »Bitte, Tante Fay! Nur ein paar Minuten!« Ihre dunklen Augen sahen Hap auf eine Art an, die ihm ein Kribbeln im Bauch verursachte.
Fay atmete tief aus und nickte. »Aber nicht allzu lange. Man wird uns im Palast vermissen.« Sie wurde rot und grinste Balfour an. »Um ehrlich zu sein: Wir haben uns davongeschlichen. Wir sollten eigentlich nur auf dem Palastgrundstück herumreiten.«
Balfour lächelte zurück und bot ihr seinen Arm an. »Fahren Sie mit mir im Lift in den groÃen Saal, Mylady. Dann trinken wir ein Glas Wein und ich erkläre Ihnen diese unerklärlichen Auftritte von Umber. Hap, möchtest du deiner hübschen Freundin vielleicht den Ausblick auf Petraportus zeigen?«
»Ja, bitte!«, sagte Sable. Sie hakte sich bei Hap unter und hielt seinen Arm fest wie ein Schraubstock.
Hap und Sable saÃen am Rand des Pfades, von dem aus man die antike, zerfallende Burg in der Bucht von Kurahaven überblicken konnte. Ihre Beine baumelten über die Kante. Unter ihnen spritzte die gewaltige SüÃwasserfontäne, die von einem unterirdischen Strom gespeist wurde, aus dem Fuà von Aerie und klatschte in das tiefer gelegene Salzwasser.
»Ihr wohnt noch immer im Palast?«, fragte Hap.
Sable nickte und strich sich ihre dunklen Locken hinters Ohr. »Da ist alles so schön.«
»Und Prinz Loden behandelt euch gut?« Hap musterte ihre Miene ganz genau.
»Er ist sehr nett zu Tante Fay und zu mir«, sagte sie und rückte mit einer wippenden Bewegung näher an Hap heran.
Hap kaute an seiner Oberlippe. Er war sich nicht sicher, ob es gefährlich war, Sable von ihrem Verdacht zu erzählen, dass Loden notfalls mit mörderischen Mitteln nach der Krone strebte. »Und kommt dir an ihm nichts ⦠komisch vor?«, versuchte er es schlieÃlich.
Sable sah ihn mit schief gelegtem Kopf neugierig an. »Was meinst du damit? Nein, der Prinz ist sehr nett. Obwohl â¦Â« Sie zappelte mit den Beinen und trommelte mit den Hacken gegen den Fels.
»Ja?«, drängte Hap.
»Er will nicht, dass wir alleine irgendwohin gehen. Wir mussten uns wegschleichen, nur um euch zu besuchen! Jedes Mal, wenn Fay einen anderen Teil der Stadt sehen möchte, besteht er darauf, sie zu begleiten. Oder er schickt einen anderen Mann mit uns los ⦠und den mag ich nicht besonders.«
Hap wusste, wen sie meinte. »Larcombe, oder?«
Sie sah erschreckt auf. »Ja, das ist er!«
»Der erinnert mich an eine Eidechse«, fügte Hap hinzu.
»Mich auch!«, rief sie. Lachend lehnte sie sich zur Seite, bis sich ihre Schultern trafen. Die Berührung löste elektrische Impulse aus, die in Haps Beine und bis in seine Zehen vordrangen. Er holte tief Luft und versuchte, die Gedanken, die gerade in seinem Hirn durcheinandergewirbelt worden waren, wieder zu ordnen. Er wollte sie warnen, dass Loden ein böser und skrupelloser Mann war und dass sie und ihre Tante den Palast so bald es nur ging verlassen sollten. Er öffnete den Mund, zögerte dann aber, und genau in diesem Moment hörten sie eine Stimme aus Richtung des Pförtnerhauses.
»Sable! Bist du da?«
Sable stöhnte. »Ja, Tante Fay!«
»Komm, wir müssen gehen!«, rief Fay. Hap meinte einen drängenden Unterton in ihrer Stimme zu hören.
»Och, jetzt schon?«, beschwerte sich Sable, aber nur für Haps Ohren. Hap stand auf und sie streckte ihm die Hand entgegen. »Hilfst du mir?« Er nahm ihre Hand und sie sprang neben ihm auf. »Bei diesem schmalen Pfad bekommt man ganz schön Angst«, meinte sie und hielt seine Hand fester. Hap schluckte und zog eine Augenbraue hoch. Der Pfad war an dieser Stelle nicht besonders schmal und auf dem Hinweg hatte sie keinen besonders ängstlichen Eindruck gemacht. Aber er ging Hand in Hand mit ihr weiter bis zum Pförtnerhaus.
»Beim vorigen Mal war hier ein Mädchen«, sagte Sable mit gespielter Unschuld, »mit nur einer Hand.«
»Ja, das ist Sophie.«
»Wer ist sie?«
Hap sah Sable an und bemerkte, wie sie ihr Stirnrunzeln schnell durch ein sonniges Lächeln ersetzte. »Sie wohnt hier«, erklärte er.
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