Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit
in Umbers Richtung. »Loden wird früher oder später meine Krone tragen. So viel steht fest. Für mich jedenfalls.«
Umber hob kaum merklich sein Kinn und verbeugte sich erneut. »Möget Ihr stark und gesund sein, König Tyrian, und Celador noch viele Jahre lang in Weisheit regieren.«
Der König keuchte und bedeutete Umber erneut, zu gehen.
Kaum dass sie den Palast verlassen hatten, fragte Umber: »Du hast wieder Filamente gesehen, stimmtâs?«
»Bis vor ein paar Augenblicken«, bestätigte Hap.
Auf der anderen Seite des Hofes wartete Dodd neben der Kutsche. Als er sie kommen sah, bestieg er die Kutschbank.
»War es diesmal anders?«, wollte Umber wissen.
»Deutlicher als bisher.« Hap sah sich zum Palast um. »Ich habe König Tyrians Faden gesehen.«
Umber sah ihn interessiert an. »Und hat er dir etwas mitgeteilt?«
Hap starrte in seine Handfläche. »Irgendwie schon. Ich verstehe die Lichtfäden immer noch nicht ⦠aber ich spüre jetzt etwas.«
Umber beugte sich vor, um Hap in die Augen sehen zu können. »Was hast du gespürt?«
Hap kaute an seinem Daumennagel. Er zwinkerte und merkte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten. »Ich glaube, der König stirbt sehr bald.«
13
U mber hielt den schwarzen Ring hoch und sprach den Befehl aus: Hurkhor .
Die tintenschwarze Steintür teilte sich in der Mitte und schwang geräuschlos auf. Sie betraten Aerie, wo sie wie üblich vom Rauschen des Wassers begrüÃt wurden, das durch den Keller floss. Lady Truden erwartete sie bereits ungeduldig am oberen Ende der in den Felsen gehauenen Treppe. »Ich dachte schon, Sie kommen nie zurück!«, rief sie.
Umber sah zu ihr auf. »Ist was passiert, Tru?«
Lady Truden hatte die Hände in Hüfthöhe gefaltet, aber Hap fiel auf, dass ihre Daumen hektisch aneinander klopften. »Sie ist wach.«
»Sie?«
»Der Gast.«
Hap zuckte zusammen und Umbers Lippen formten ein O.
»Was macht sie?«, fragte Umber.
»Sie gibt einen Sprechgesang von sich.«
»Was für einen Sprechgesang?«
»In irgendeiner schrecklichen Sprache, die ich nicht verstehe! Ich war gerade unten, um nach ihr zu sehen, und da war sie von ihrem Stuhl aufgestanden und stand in der Mitte der Zelle. Vor Schreck wäre ich beinahe gestorben.«
Umber pustete die Luft aus seinen Wangen und wandte sich an Hap. »Ãhm ⦠Happenstance â¦Â«
Hap schüttelte energisch den Kopf. »Zwingen Sie mich nicht dazu. Bitte zwingen Sie mich nicht.«
»Du musst mich begleiten. Aus den üblichen Gründen natürlich. Aber auch ⦠weil du vielleicht diese Sprache verstehst â¦Â«
Hap lieà resigniert den Kopf hängen. Als er der Hexe das letzte Mal begegnet war, hatte sie versucht, ihn zu überlisten, damit er sie befreite, und ihn dann mit der Bemerkung verhöhnt, dass er tot sei. »Ja. Sieht so aus, als bräuchten Sie mich, was?«
In dem Felsengang tief unter Aerie hielten sie an. Die Tür vor ihnen bestand aus schwarzem Eisen. Sie war etwas höher als breit; dicke Scharniere trugen ihr Gewicht. Hinter ihr befand sich Umbers Gefangene â in einer komfortablen Kammer hinter Gittern.
»Sogar hier drauÃen spüre ich die Kälte«, flüsterte Hap.
Umber nickte und starrte die Tür an. »Ich auch.« Er atmete in seine Handflächen und rieb sie aneinander. In den Tunneln und Höhlen war es immer kühl, doch in der Kammer der Hexe herrschte ein schärferer, unnatürlicher Frost, der durch die Tür drang und sich in den Gang ausbreitete. Vor Kälte taten Hap schon die Muskeln weh.
An einem Kleiderständer hingen fünf Umhänge mit wollenem Innenfutter. Umber nahm zwei davon, reichte den kleineren an Hap weiter und atmete tief aus, als sie beide ihre Umhänge anhatten. »Bist du bereit?«
»Nein.«
Irgendwie brachte Umber ein Lächeln zu Stande. »Ich auch nicht.« Er entriegelte die Tür mit seinem Schlüssel und wuchtete sie auf.
Die Kälte traf Hap wie eine Ohrfeige. Er kniff die Augen zusammen und zog seine Hände in die Ãrmel des Umhangs zurück. Dann setzte er sich die Kapuze auf und klemmte sie mit dem Kinn fest. Umber tat das Gleiche. »Denk dran, die Kälte ist nicht echt«, sagte er.
Umber betrat den Raum so, als würde er sich einem starken Wind entgegenstemmen, und Hap
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