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Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Titel: Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. W. Catanese
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antwortete Umber. »Ja, Eure Majestät, sie lebt, aber sie verbringt ihre Tage bewegungslos in Trance.«
    Â»Wir hätten sie exekutieren sollen. Es war ein Fehler, sie am Leben zu lassen.«
    Â»Sie kann uns nicht mehr gefährlich werden, mein König«, sagte Umber.
    Â»Das werden wir sehen. Denken Sie an unsere Vereinbarung – wenn die Hexe flieht, landen Sie auf dem Schafott.«
    Umber massierte seinen Hals. »Ich erinnere mich ganz genau, Eure Majestät. Ich habe meinen Kopf sehr lieb gewonnen und würde es ausgesprochen ungern sehen, wenn er von mir getrennt werden würde.«
    Tyrian machte eine säuerliche Miene bei dem Scherz, blickte dann aber an Hap und Umber vorbei auf Tattersall, der mit einem jungen Mann an seiner Seite eingetreten war. Der Mann war, wenn überhaupt, dem Teenageralter gerade entwachsen und hatte eine gestreifte Katze im Arm, die sich verschlafen im Raum umsah. Tyrian winkte sie heran, und Tattersall tippte dem jungen Mann auf die Schulter. Der Mann ging an Umber und Hap vorbei, bis er vor dem König stand.
    Â»Dieser Bursche war auf einem Schiff unserer Marine, das sich dem Fernen Kontinent genähert hat«, sagte Tyrian. »Sein Name ist Burrell.«
    Â»Sehr erfreut, Mister Burrell.« Umber streckte eine Hand aus. Doch Burrell reagierte nicht und blieb mit gesenktem Blick vor dem König stehen.
    Â»Er kann sie nicht hören«, erklärte Tyrian. Er nahm das Pergament, das er geschrieben hatte, und hielt es Burrell unter die Nase. Hap konnte mit seinen scharfen Augen lesen, was dort in krakeliger Handschrift stand: Erzähl ihnen, was passiert ist.
    Burrell rückte die Katze so zurecht, dass er sie mit einem Arm halten konnte, nahm mit seiner freien Hand das Blatt und studierte es sorgfältig und mühevoll. Schließlich nickte er, sah Umber und Hap an – und bedachte natürlich Haps Augen mit einem zweiten Blick. Während er sprach, war seine Stimme mal zu laut und mal zu leise, als ob er Schwierigkeiten hätte, seine Lautstärke zu kontrollieren.
    Â»Ich war auf der Gabrielle «, begann er. Hap sah, wie der König seufzte und sich nach einem Porträt an der Wand über seinem Tisch umdrehte. Das Gemälde zeigte eine Frau mit dunklen Haaren, die an den Schläfen zu Zöpfen geflochten waren und eine schlanke Krone auf ihrem Kopf einrahmten. Sie stand auf einem Balkon mit Aussicht aufs Meer; die Falten ihres blaugrünen Kleides waren wie Wellen und der weiße Pelzbesatz am Saum umspielte ihre Füße wie Schaum am Strand. Ihr Gesicht erinnerte Hap an den armen Prinz Galbus. Er verlor sich für einen Moment in der traurigen Erinnerung, und als er wieder zuhörte, stellte er fest, dass Burrell bereits damit begonnen hatte, seine Geschichte zu erzählen.
    Â»â€¦Â den Befehl, so nahe heranzufahren, wie wir uns trauten, und vielleicht im Schutz der Dunkelheit ein kleines Boot mit einer Gruppe von Spionen an Land zu schicken, die eventuell herausfinden konnten, was da los war. Ich war der Zimmermannsmaat, müssen Sie wissen, deshalb habe ich das meiste nur von den anderen Besatzungsmitgliedern gehört.« Seine Stimme wurde leise, und als er sah, dass sich Umber zu ihm hinbeugte, sprach er so laut, dass Umber das Gesicht verzog und zurückschreckte.
    Â»Aber so weit sind wir nie gekommen. Wir waren meilenweit von der Küste entfernt, als es passiert ist. Ich war gerade dabei, mit dem Zimmermann ein Leck im Laderaum zu stopfen, darum habe ich nichts gesehen. Ganz plötzlich hörten wir oben Schreie, und das Schiff machte eine scharfe Wende. Wir rannten die Treppe rauf, um zu sehen, was los war. Als wir auf dem Mitteldeck ankamen, hörte ich meine Kameraden schreien und den Kapitän den Befehl für mehr Segel geben. Und von ganz oben – aus dem Ausguck, glaube ich – hörte ich jemanden rufen: ›Was ist denn das für ein Ding?‹«
    Burrell drückte die Katze fest an sich. Sie streckte sich, rieb ihre Wange am Kinn des Seemanns, und fing, von der dramatischen Erzählung unberührt, zu schnurren an. »Dann hörten wir ein … ein Riesengetöse«, sagte Burrell noch lauter. »Aus der Ferne. Wie Donner, oder wie das Brechen von großen Wellen, oder wie eine Meereskreatur, die ich noch nie vorher gehört habe. Aber das war gar nichts gegen das, was als Nächstes passierte. Ich hörte ein Geräusch, das ich nicht

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