Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit
vertraute Schritte die Treppe herunter in den groÃen Saal kommen und riss sich innerlich zusammen. »Das kann nichts Gutes bedeuten«, murmelte er.
Die Küchentür flog auf und Umber stürmte herein. Es war schwer zu sagen, ob er in Panik oder begeistert war. »Wo ist Oates?«
»Wenn ich raten soll, schläft er in seinem Zimmer«, meinte Balfour.
Umber hüpfte auf der Stelle herum. »Hap, hol Oates, egal, wo er ist, und kommt dann zu mir auf die Terrasse! Sag ihm, er soll eine Axt mitbringen.« Damit verschwand Umber, und seine FüÃe attackierten ein weiteres Mal die Treppe.
Hap und Balfour sahen sich mit skeptischen Mienen an. »Ãrger im Palast, Ãrger unten, Ãrger oben«, bemerkte Balfour. »Mein lieber Junge, wir sind umzingelt.«
Hap schlug mit der Faust an Oatesâ Zimmertür. »Oates! Umber braucht dich auf der Terrasse! Bring eine Axt mit!« Aus dem Zimmer kam eine gemurmelte Antwort, dann schepperte Eisen: Oates hatte in den Waffenstapel gegriffen, der in einer Ecke stand, und ihn zum Einsturz gebracht. Der groÃe Kerl riss die Tür mit solcher Gewalt auf, dass sich beinahe die Scharniere gelöst hätten. In der Hand hielt er eine Axt, die kein normaler Mann hochheben könnte.
Balfour trat einen Schritt zurück, damit er nicht von Oates überrannt wurde. Hap jedoch sprintete den beiden voraus und nahm mit seinen starken Beinen immer sieben Stufen auf einmal. Mit einem letzten Sprung erreichte er die Terrasse. Oben war der Himmel mit schweren, grauen Wolken verhangen, die so aussahen, als würden sie jeden Moment zu weinen beginnen.
Umber stand da, raufte sich die Haare und starrte den Baum an, der aus der stacheligen Nuss entstanden war. Der Baum war bereits doppelt so groà wie Umber selbst. Es sah aus, als würde er sich beim Wachsen verdrehen â seine blassgrüne Rinde hatte Rillen wie ein Handtuch beim Auswringen. Zweieinhalb Zentimeter lange Dornen ragten aus dem Stamm und den kahlen Ãsten hervor, die sich über Umbers Kopf ausbreiteten.
»Wie ⦠Wie konnte er so schnell wachsen?«, stammelte Hap.
Umber schüttelte lachend den Kopf. »Ein ganz schöner Oschi, was? Aber diese Wurzeln machen mir Sorgen.« Zwei von Umbers schönsten Pflanzen waren bereits von den Wurzeln des Dornenbaums in ihren Kübeln erdrosselt worden. Und nun näherte sich eine weitere Wurzel Umbers geliebtem Vielfruchtbaum. Sie war bereits an der Seite des PflanzgefäÃes hinaufgewachsen und ihre Spitze ragte wie ein gekrümmter Finger über den Rand.
»Ich habe versucht, sie zu bewegen, aber sie ist zu stark«, sagte Umber.
Oatesâ schwere Schritte kamen näher. Metall klirrte, als seine Axt an die Wand des Treppenhauses stieÃ. Er trat kampfbereit auf die Terrasse, die Axt mit beiden Händen erhoben. »Was ist?«, rief er, immer noch nicht ganz wach. »Was gibt es? Oh!« Er erblickte den dornigen Baum und lieà die Axt sinken. Sie setzte mit einem Klirren auf dem Terrassenboden auf, während sein Blick über die Ãste und Wurzeln glitt.
»Leg die Axt erst einmal beiseite, Oates«, meinte Umber. »Kannst du diese Wurzel da von meinem Obstbaum wegziehen? Den will ich auf keinen Fall verlieren.«
Oates machte ein grimmiges Gesicht und legte die Axt widerwillig auf den Boden. »Ich finde, ich sollte besser diesen ganzen Höllenbaum vom Dach werfen.« Er spuckte sich in die Hände und rieb sie aneinander.
In ihrem Rücken keuchte jemand. Balfour hatte soeben die Terrasse erreicht und stand schwer atmend da. Schwankend hielt er sich an Haps Schulter fest.
Oates legte seine fleischigen Hände um die Wurzel und begann zu ziehen. Es war das erste Mal, dass Hap Oates dabei erlebte, wie er bei einer solchen Kraftprobe an seine Grenzen stieÃ, aber diesmal färbte sich das Gesicht des groÃen Mannes vor Anstrengung rot. Er stemmte einen Fuà gegen den Pflanzkübel und zog noch fester. Zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen trat Schaum hervor. Langsam schaffte er es, die Wurzel zurückzubiegen. Er atmete dreimal tief ein, fasste neu zu und legte noch einmal los. Plötzlich nahm sein Gesicht einen schmerzverzerrten Ausdruck an. Mit einem Aufschrei lieà er die Wurzel los.
»Sie hat mich gestochen!«, rief Oates. Er hielt Umber seine Hände hin, und Hap erblickte Blutflecken. Umber spitzte die Lippen und trat mit prüfendem Blick
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