Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit
Weder hier noch dort ⦠verstehst du?« Willy verlieÃen die Kräfte und sein Körper erschlaffte. »Aber ich bin müde geworden, war nicht wachsam genug, und er hat mich eingeholt ⦠wie man sieht.« Zitternd erhob er seine Hände und fuhr mit den Fingern über den Verband, der seine Wunden bedeckte. Lily wurde blass und wandte sich ab.
»Wer ist dieser Vollstrecker, Willy?«, fragte Umber leise. Willy versuchte zu antworten, doch in seiner Kehle gluckerte etwas. Sein Brustkorb verkrampfte sich, und er hustete es aus. »Du hast einen von seiner Art bereits gesehen«, brachte er schlieÃlich keuchend hervor.
Die Worte trafen Hap wie ein Blitzschlag. »Von seiner Art â du meinst, er ist wie Occo?«
Willy nickte.
Eine Flut schrecklicher Erinnerungen stieg in Hap auf. Vor seinem geistigen Auge sah er das abstoÃende Gesicht von Occo, dem Widerling, so deutlich wie an jenem Abend, als er ihm zum ersten Mal begegnet war. Occo war eine abscheuliche Kreatur, die anderen Menschen und Tieren die Augen stahl und sie in Augenhöhlen einsetzte, die über sein ganzes Gesicht verteilt waren. Occo hatte die grünen Augen eines Fädenziehers gewollt und hätte sich beinahe die von Hap genommen.
»Occo war ein Kind. Dieser hier, dieser Vollstrecker ⦠ist älter, gröÃer, schrecklicher«, hauchte Willy. »Hat schon Augen von einem Fädenzieher ⦠sogar mehr als ein Paar. Und dadurch auch die Fähigkeiten eines Fädenziehers â und die hatte Occo nicht. Der Vollstrecker kann die Lichtfäden sehen. Kann dich überallhin verfolgen, sogar ins Wedernoch ⦠kann aus dem Nichts auftauchen â¦Â«
Hap starrte Umber an â doch Umber blickte in die verwirrten Gesichter der Schwestern. »Laurel, Lily«, sagte er beruhigend, »kümmern Sie sich nicht um sein wirres Geschwätz. Aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, würden Hap und ich gerne allein mit ihm reden.«
Laurel nickte, aber ihre zweifelnde Miene veränderte sich nicht. »Er ist schwach, Lord Umber. Befragen Sie ihn nicht zu lange.« Auch Lily stand auf und folgte ihr aus dem Zimmer. Sie schlossen leise die Tür hinter sich.
»Willy«, begann Umber, »wenn dieser Vollstrecker Fädenzieher-Augen hat, warum ist er dann nicht einfach ein Fädenzieher â ein Unheilstifter â wie du?«
»Er ist kein Fädenzieher. Seine Veranlagung ist zu stark ⦠Er ist mordlustig, immer gierig nach neuen Augen ⦠Deshalb muss der Junge in deine Welt entfliehen, Umber. Bist du bereit, Happenstance?«
»Ich bin nicht bereit.« Hap sank auf dem Stuhl in sich zusammen.
»Das ist sehr schlecht«, sagte Willy. »Du hast nicht mehr ⦠viel Zeit.«
»Wie viel Zeit haben wir denn?«, fragte Umber.
Willy wackelte mit dem Kopf. »Bin mir nicht sicher ⦠Er braucht eine Weile ⦠um sich an meine Augen zu gewöhnen ⦠ihre Kräfte auf sich übergehen zu lassen ⦠Tage? Eine Woche? Ich weià nicht.«
Hap raufte sich die Haare. Er starrte auf den Boden und unterdrückte ein Stöhnen. Occo war schon schrecklich gewesen. Aber eine gröÃere Version, noch dazu mit der Fähigkeit, Lichtfäden zu lesen? Er konnte sich nicht vorstellen, dass er die Begegnung mit solch einer Kreatur überleben würde.
»Kannst du sie jetzt sehen, Happenstance?«, fragte Willy. »Sind die Fäden hier? Sag mir: Wie lange habe ich noch?«
»Ich sehe sie nicht.« Man hörte Haps Stimme seine Furcht deutlich an. »Ich weià nicht, wie man sie zum Erscheinen bringt.«
»Du brauchst mehr ⦠Erfahrung ⦠mehr Abenteuer â¦Â«
Hap sprang mit solcher Wucht von seinem Stuhl auf, dass seine Fersen vom Boden abhoben und der Stuhl umstürzte. » Mehr Abenteuer? WeiÃt du überhaupt, was ich alles durchgemacht habe?«
»Was auch immer es war, es reicht nicht«, sagte Willy. »Ich weià nicht, wie viele es sein müssen ⦠Es hat noch nie ein Fädenzieher-Kind gegeben â¦Â«
Hap stürzte zum Bett. Am liebsten hätte er Willy am Kragen gepackt und geschüttelt, aber der Fädenzieher wirkte so gebrechlich, dass Hap lediglich mit den Händen durch die Luft wirbelte â erregte Gesten, die Willy nicht sehen konnte. »Nein? Noch nie ein Fädenzieher-Kind? Und warum hast du mir
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