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Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Titel: Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. W. Catanese
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Spinnen-Mannschaft so schnell nicht wieder zu sehen bekommen.«
    Nima stand abrupt auf. Hap erkannte ihre Anspannung an den geweiteten Nasenlöchern und der Kiefermuskulatur. »Ich muss zurück zu Boroon«, sagte sie. Hap wusste, dass sie damit eigentlich meinte, dass sie in die geschmeidige Umarmung des Meeres zurückkehren wollte.
    Umber stand ebenfalls auf. »Was hast du jetzt vor? Wo willst du hin?«
    Â»Ich habe mit einem unserer Schiffe ein Treffen auf hoher See, um meine Fracht auszuladen«, antwortete sie. Ihre Schultern zitterten und sie rieb sich den Arm. »Und danach erwarte ich den nächsten Auftrag von Hoyle.«
    Â»Sei vorsichtig«, mahnte Hap. »Ich meine, halt dich von diesem Wesen fern, was auch immer es ist.«
    Trotz ihrer Anspannung musste sie lächeln. »Boroon wird mich viele Meilen von diesem Ungeheuer fernhalten, Happenstance. Das kann ich dir versprechen.«
    Sie sahen zu, wie Nima von den Felsen aus in das tintenschwarze Wasser sprang. Minuten später tauchte sie dicht bei Boroon wieder auf. »Sie winkt«, informierte Hap Umber, der ihre Geste in der Dunkelheit nicht erkennen konnte. Nima kletterte auf den Rücken des Walfischs, und mit einem leichten Schlag seiner breiten Schwanzflosse bewegte sich Boroon aufs offene Meer hinaus. Hap wünschte, die Lichtfäden würden ihm wieder erscheinen; er wollte wissen, was das Schicksal für Nima bereithielt.
    Als sie hineingingen, trafen Umber und Hap auf Laurel, die ihnen mit einer hoch erhobenen Kerze entgegeneilte. »Da sind Sie ja!«, rief sie. »Schnell – der Patient ist aufgewacht!«
    Â»Was für ein interessanter Abend«, stellte Umber fest. Hap folgte Umber und Laurel in den dritten Stock. Mit jedem Schritt, den sie näher an Willy Nillys Zimmer herankamen, krampfte sich Haps Magen stärker zusammen. Nachdem Umber eingetreten war, blieb er einen Moment lang vor der Tür stehen. Er bedeckte das Gesicht mit den Händen, atmete tief aus und betrat das Zimmer.
    Willy hatte ein Kissen im Rücken und Lily goss ihm etwas in den offenen Mund – ein Medikament, oder vielleicht auch nur Wasser. Er schluckte schwach, und ein Teil der Flüssigkeit lief an seinem Kinn hinab.
    Â»Ich habe sie mitgebracht«, sagte Laurel zu ihm.
    Willy leckte sich mit geschwollener Zunge die Lippen. Seine Haut war fleckig gerötet und mit Schweißperlen bedeckt. Lily wischte ihm mit einem Tuch die Stirn ab.
    Â»Umber … bist du da?«, fragte der Fädenzieher. Seine Worte drangen als dünnes Keuchen hervor – ein schwacher Widerhall der spöttischen melodiösen Stimme, die Hap schon zweimal zuvor gehört hatte.
    Â»Das bin ich. Und Happenstance ebenfalls«, antwortete Umber leise und mitfühlend.
    Â»Ahh … Happenstance«, sagte Willy. Er versuchte, sich aufzusetzen, verzog aber schmerzvoll das Gesicht und fiel schlaff in die Kissen zurück.
    Haps Hände verkrampften sich zu Fäusten und er presste die Lippen zusammen. Er verkniff sich seine Worte über all den Schmerz, den der Fädenzieher verursacht hatte.
    Â»Ich habe ihn auf eine Irrfahrt gelockt, Happenstance«, fuhr Willy fort, »um ihn von dir fernzuhalten … und dir Zeit zu geben, deine Fähigkeiten reifen zu lassen.«
    Umber bemerkte, dass Hap kaum verbergen konnte, wie aufgewühlt er war, und sprach als Erster: » Wen hast du auf eine Irrfahrt gelockt, Willy?«
    Willy brachte ein klägliches Lächeln zu Stande. »Nicht übel. Du hast meinen Namen erraten! Aber ist Happenstance wirklich hier? Ich habe seine Stimme noch nicht gehört.«
    Â»Ich bin hier«, sagte Hap. Es gelang ihm nicht, die Verachtung aus seinem Tonfall herauszuhalten.
    Â»So voller Wut«, kommentierte Willy. Er lachte, aber es war ein leises, grausiges Gelächter. »Ich rede natürlich vom Vollstrecker. Ich habe dich vor ihm gewarnt. Versucht, ihn abzulenken. Ein- oder zweimal habe ich ihn im Wedernoch abgehängt. Es ist kalt im Wedernoch, und wenn du lange genug dortbleibst und dich schnell genug bewegst, dann bringt das die Signale durcheinander, und es wird schwieriger, die Lichtfäden zu verstehen …«
    Â»Das Wedernoch?«, fragte Hap. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    Â»Das Wedernoch ist der Ort, den wir durchqueren, mein Junge – von Ort zu Ort, von Zeit zu Zeit. Ein kaltes, dunkles Nichts, nicht von dieser Welt.

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