Die Bücher von Umber: Drachenspiele
Jagdgesellschaft an.
Loden überspielte sein Missfallen mit einem gewinnenden Lächeln. »Umber, mein Freund. Ich wusste gar nicht, dass Sie uns begleiten würden.«
»Ich habe ihn eingeladen«, sagte Argent mit einem Seitenblick auf seinen Bruder. »Es gibt einige wichtige Dinge, die ich gern mit ihm besprechen würde.«
»Tatsächlich? Da wäre ich dann gern dabei, wenn es dir nichts ausmacht.«
Argent zuckte mit den Schultern. »Wie du willst, Bruder.«
Lodens Augen verengten sich für einen kurzen Moment zu Schlitzen. »Wenn es um das Wohlergehen des Königreichs geht, bin ich selbstverständlich auch geneigt, meinen Standpunkt vorzubringen. Aber bitte, Argent, vergiss nicht, dass diese Jagd als angenehme Ablenkung gedacht ist nach den vielen Wochen der Plackerei beim Wiederaufbau der Stadt. Lass uns die Zeit nicht mit Amtsgeschäften verbringen. Das wäre auch unserem geschätzten Gast gegenüber nicht fair!«
Loden klopfte Umber mit einer Hand auf die Schulter. Umber erstarrte unter der Berührung, rang sich jedoch ein Lächeln ab. »Besprecht, was Ihr wollt. Ich bin nur froh, meine Zeit in Eurer Gesellschaft zu verbringen.«
»Lasst uns aufbrechen«, sagte Argent. Er warf Hap einen missbilligenden Blick zu. »Umber, Sie und Ihr ⦠Mündel  ⦠brauchen Ihr Gepäck nicht zu tragen. Die Pferde übernehmen das für Sie.«
»Ich habe grundsätzlich gar nichts gegen die Jagd einzuwenden«, erklärte Umber Hap während des Aufstiegs. »Sie ist nur natürlich. Die menschliche Spezies hat schon immer gejagt. Und ich habe auch keine Einwände gegen den Verzehr von Tierfleisch. Weià der Himmel, wie viele Fischschwärme, Rinderherden und Geflügelscharen ich schon durch meinen Schlund geschickt habe. Allerdings würde ich es persönlich niemals fertigbringen, einem Tier Leid zuzufügen.«
Umber blickte nach vorn und zurück, um sicherzugehen, dass die anderen auÃer Hörweite waren. »Und ich werde nie verstehen, woher der Impuls kommt, eine Kreatur zu töten, nur weil sie fantastisch, geheimnisumwoben oder beängstigend ist. Wie dieser Todeskeiler, auf den die Prinzen es abgesehen haben.«
Als Hap das Wort »Todeskeiler« zum ersten Mal gehört hatte, war ihm sofort ein Bild vor Augen erschienen. So funktionierte sein mysteriöses Gehirn: Es enthielt einen verborgenen Wissensfundus, und wenn er einen fremden Begriff hörte, lieferte es ihm häufig prompt die Bedeutung. Deshalb wusste er, was dieses Ding war: ein Monster, halb Wildschwein und halb Mensch, ausgestattet mit Klauen, Zähnen und StoÃzähnen, und es war ganz sicher gefährlich, ihm nachzustellen.
»Dabei ist dieser Todeskeiler wahrscheinlich gar kein Tier, Hap«, sagte Umber und senkte seine Stimme noch mehr. »Ich habe auf meinen Reisen ein bisschen was über sie herausgefunden. Es gibt keine groÃe Population dieser Wesen, nur selten wird eins gesichtet, und wenn, dann Hunderte von Kilometern von dem letzten entfernt. In dieser Welt heiÃt das im Allgemeinen, dass wir es mit einem übernatürlichen Phänomen zu tun haben: einem menschlichen Wesen, das mit dem Fluch belegt wurde, in einem Tierkörper weiterzuleben. Was die Vorstellung, es zu jagen, noch abstoÃender macht. Nein, mit ein bisschen Glück wird dieser Todeskeiler unverletzt entkommen.« Umber boxte Hap freundschaftlich gegen die Schulter. »Aber natürlich erst, nachdem wir einen Blick darauf werfen konnten!«
6
A rgent war stehen geblieben, damit Umber und Hap zu ihm aufschlieÃen konnten. Er war der älteste der Prinzen und sein Gesicht war hart, zerfurcht und düster wie die Hänge um sie herum. »Lassen Sie uns ein Stück zusammen gehen, Umber.«
Der Prinz wollte nicht einfach nur plaudern. Er fragte Umber nach seiner Meinung zu den fortschreitenden Reparaturarbeiten am Hafen und in der Stadt und ging dann auf einige Vorschläge ein, die Umber offenbar gemacht hatte. Sie sprachen über ein neues StraÃensystem und neue Brücken, MaÃnahmen zur Verbesserung der Volksgesundheit und der Kanalisation und über den Ausbau der Bibliotheken und Universitäten des Königreichs. Hap fand das alles schrecklich langweilig, vor allem weil Argent dazu neigte, jedes Thema so lange hin und her zu wenden, bis jedes erdenkliche Detail erörtert und genau untersucht war.
Haps
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