Die Bücher von Umber: Drachenspiele
schien ihn unglaublich viel Kraft zu kosten, seine Gedanken beieinander zu halten. »Wo war ich? Also, wir kamen hier an. Desolas war ⦠Niemandsland. Leer. Nur Sand und Fels und diese merkwürdigen Bäume. Wir schauten uns um und fanden ein Loch, das zu einer Wendeltreppe führte. Und am Fuà dieser Treppe ⦠war eine Kammer mit einer Eisentür, und die Tür hatte einen eisernen Ring, mit dem man anklopfen konnte. Wir zogen an der Tür ⦠Sie bewegte sich nicht. In die Tür waren Wörter eingeritzt, und ich erkannte die alte Sprache von der Schriftrolle. Da stand: âºKlopfe dreimal an, und du sollst Meister sein.â¹
In dem Moment habe ich an dich gedacht, Umber«, sagte Caspar. »Daran, wie neidisch du wärst, wenn du mich dort sehen könntest, auf der Schwelle zu ⦠einer gröÃeren Entdeckung, als du sie je gemacht hast. Ich dachte, ich könnte meinen neuen Dienern befehlen ⦠mir einen prächtigen Palast zu errichten ⦠mir einen Fädenzieher zu besorgen ⦠und auch dich herzubringen, damit du sehen kannst, was ich gemacht habe â dass ich, dein armer bescheidener Archivar, deinen Ruhm in den Schatten stelle!«
Umber faltete die Hände und tippte mit den Daumen gegeneinander. »Du warst nie arm, Caspar. Aber erzähl weiter. Du hast also angeklopft.«
Caspars Mund verzerrte sich zu einer Grimasse. »Ich habe angeklopft ⦠drei Mal. Eine Zeit lang passierte gar nichts. Blacktree lachte und nannte mich einen Narren. Aber dann ⦠hörten wir sie .« Caspar erschauderte. »Auf der anderen Seite der Tür. Unzählige stampfende Schritte, lauter und immer lauter. Einige der Männer rannten weg, aber Blacktree blieb. Die Tür ging quietschend auf, und wir sahen Augen, so viele wie Sterne am Himmel; sie leuchteten im Schein der Fackeln. Eins der Bittmichs, das kleinste von allen ⦠trat heraus und fragte: âºWer hat geklopft?â¹ Aber es guckte dabei die ganze Zeit mich an; sie alle schauten mich an, weil sie wussten, dass ich es war. Und ich sagte zu ihnen: âºIch habe geklopft.â¹ Und dann kamen sie mit ihren schnappenden Kiefern aus der Dunkelheit. Sie strömten an mir vorbei wie Wasser um einen Stein und fielen über Blacktree und die anderen Narren her, die in der Kammer geblieben waren. Dann liefen sie die Treppe hoch und verfolgten den Rest der Männer.« Caspar legte sein Gesicht in die Hände.
Jetzt ergriff einer der Seemänner das Wort und umfasste dabei seine Gurgel. »Aber ⦠was ist dann mit den Männern passiert? Der Besatzung der Audacious ?«
Caspar hob den Kopf. Er knirschte mit den Zähnen und zeigte in seinen Schlund. »Alle weg!«, heulte er. »Die Männer auf der Audacious wären fast davongekommen, weil sie nicht an Land gegangen waren, aber sie schossen mit Pfeilen auf die Bittmichs und die kleinen Monster fielen über sie her ⦠Umber, sie haben sogar das Schiff aufgefressen!«
Die Gesichter der Seeleute und die von Balfour und Oates wurden so weià wie der Sand. Aus dem Innern der Insel drang ohrenbetäubender Lärm, als der Rest der Pyramide schwankte und dann zusammenbrach. Die Kugeln flossen über den Boden wie eine Meereswelle, die an den Strand schlägt. Tausende von Bittmichs sprangen wie im Rausch auf die herabgefallenen Kugeln und zertraten sie mit ihren bloÃen FüÃen, ohne dabei einen Tropfen Blut zu verlieren.
Trotz des Lärms sank Caspar erneut der Kopf auf die Brust. Er biss sich in die Fingerknöchel, um sich wachzuhalten.
»Was kannst du mir sonst noch erzählen, Caspar?«, fragte Umber.
Caspar schüttelte den Kopf. »Nichts ⦠Seit diesem Augenblick verfolgen mich diese Teufel und fragen wieder und wieder ⦠Ich verbringe jede Sekunde damit, mir neue Aufgaben für sie auszudenken ⦠schlafe nie länger als ein paar Minuten, esse nichts auÃer den abscheulichen Blättern, die sie aus dem Meer ziehen, und diesen ⦠Dingern von den Bäumen.«
»Kokosnüsse«, sagte Umber und zeigte auf die Fruchtstände mit riesigen Nüssen in den Wipfeln der Bäume. »Die sollten hier eigentlich gar nicht wachsen, aber die Vulkane spenden offenbar genügend Wärme.«
»Egal«, murmelte Caspar in seine Hand.
Balfour räusperte sich. »Besuch.«
Eine Schar von Bittmichs, die Wenigen, die
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