Die Bücher von Umber: Drachenspiele
würde seinen Sorgen ein Ende bereiten«, sagte Oates.
Umber sah ihn giftig an. »Weil er sich an die Hoffnung klammert, und dafür bewundere ich ihn. Du lebst doch selbst mit einem Fluch, Oates. Du solltest das eigentlich nachvollziehen können.« Oates rümpfte die Nase und steckte sich einen halben Keks in den Mund.
Hap beugte sich vor. »Dann werden Sie ihm also helfen, Lord Umber?«
»Natürlich«, sagte Umber. »Wenn ich kann. Abgesehen davon, dass alles andere nicht gerade menschenfreundlich wäre, ist es auch eine Möglichkeit, mehr über dich und deine grünäugigen Brüder herauszufinden, Hap. Wir müssen diese Unterlagen aus dem Archiv zu fassen kriegen, die er gestohlen hat. Was seine derzeitige Notlage angeht, so kann Smudge vielleicht noch etwas in meiner Bibliothek aufstöbern, das zu klauen Caspar vergessen hat. Und es lohnt sich bestimmt, Turiana zu fragen, so unangenehm das auch ist. AuÃerdem können wir auch noch bei anderen Erkundigungen einholen.«
»Soll ich also den Kurs wechseln und uns direkt nach Kurahaven fahren?«, fragte Sandar.
»Noch nicht. Ich darf diese Drachenspiele nicht verpassen«, sagte Umber. »Balfour, mein Freund, ich möchte dich bitten, auf der Bounder zu bleiben, wenn wir am vereinbarten Treffpunkt sind. Hap, Oates und ich werden die Reise fortsetzen. Du kehrst nach Kurahaven zurück und kümmerst dich um Caspars Problem.«
»Dagegen habe ich nichts einzuwenden«, sagte Balfour und rieb sich den Nacken. »Irgendwie bin ich allmählich ohnehin zu alt und klapprig für diese Abenteuer.«
Kapitän Sandar trommelte mit den Fingern auf dem Tisch herum. »Was ist denn das für ein mysteriöses Treffen, Lord Umber? Nach wem soll mein Mann im Ausguck Ausschau halten?«
Umber kippelte auf seinem Stuhl nach hinten, legte die Hände hinter den Kopf und grinste. »Das werden Sie noch früh genug herausfinden. Kennen Sie den Ort?«
»Unseren Treffpunkt? Das ist ein nackter Felsen mitten im Meer, soweit ich das sagen kann«, erwiderte Sandar.
»Genau das ist die Stelle! Es wird Zeit, dass ich ganz oben auf dem Mast meine Fahne hisse, damit die andere Partei uns identifizieren kann. Ach übrigens, Kapitän Sandar, glauben Sie, Ihr Koch könnte mir einen Kaffee zaubern?«
Hap sah Balfour am Bug stehen; er beobachtete, wie der Mond aufging. »Schade, dass du nicht mit nach Sarnica kommst«, sagte Hap.
Balfour wiegte den Kopf von einer Seite zur anderen, wobei seine Knochen eine ganze Sinfonie von Knacktönen von sich gaben. »Ist mir ganz recht so. Um die Wahrheit zu sagen, fühle ich mich in letzter Zeit ein bisschen erschöpft. Kein Bett erscheint mir so bequem wie mein eigenes.«
»Geht mir genauso«, sagte Hap. »Ich wünschte, wir würden alle zurückfahren.«
Balfour lachte. »Also ehrlich, Happenstance. Du siehst aus, als wärst du noch keine zwölf, aber innen drin bist du anscheinend ein alter Mann wie ich. Ein Junge sollte sich doch Abenteuer nur so herbeisehnen, wusstest du das nicht?« Er lächelte, während er sich die Stelle rieb, an der der Hals in die Schultern überging.
Hap bemerkte, dass er vor Schmerz das Gesicht verzog. »Tut das Ãlterwerden weh?«
Balfour zog die Augenbrauen hoch. »Lustige Frage. Einige Körperteile tun mir schon weh, so viel ist sicher. Aber mein Hirn fühlt sich noch genauso an wie immer. Ãlterwerden ist schon merkwürdig. Die Jahre sammeln sich an, Hap, aber zugleich habe ich immer noch jedes Alter, das ich mal hatte. Als wir vor diesen Seeriesen standen, fühlte ich mich wie fünf, voller Ehrfurcht und Angst. Wenn ich eine hübsche junge Frau sehe, bin ich wieder achtzehn! Und wenn meine Knochen mich daran erinnern, spüre ich alle meine sechzig Jahre. All diese Alter sind immer noch in mir drin, alle auf einmal. Die Jahre schichten sich übereinander wie Ablagerungen und die einzelnen Schichten bleiben erhalten. Eines Tages wirst du das selbst auch merken.« Balfour gähnte. »Ich wollte mir nur anschauen, wie der Mond aufgeht. Aber du solltest noch eine Weile hierbleiben und dich an den Anblick des Wassers gewöhnen, Hap. Ich weiÃ, wie viel Angst es dir macht.«
Hap nickte und legte die Arme fest um seinen Oberkörper.
»Und es gibt noch einen Grund, warum du Ausschau halten solltest, Hap: Umber sagt, in diesen Gewässern sieht man
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