Die Bücher von Umber: Drachenspiele

sanftere Miene auf. »Ich bin verzweifelt, Umber. Ich habe mich in Schwierigkeiten gebracht und weiß nicht, wie ich da wieder rauskomme.«
    Â»Um ehrlich zu sein, siehst du aus, als wärst du auf dem besten Weg wahnsinnig zu werden«, sagte Umber. »Na gut, komm ins Boot. Wir wissen, wie wir durch …«
    Â»Ich kann nicht! Ich darf den Strand nicht verlassen!«, rief Caspar und krallte die Finger in sein Haar. »Sie lassen mich nicht. Das sind Bittmichs, Umber. Ich habe sie gefunden und geweckt.«
    Umber nickte. »Und ist es wahr? Tun sie alles, worum du sie bittest?«
    Caspar riss sich selbst an den Haaren und lachte gackernd. »Ha! Ja, es ist wahr – aber sie haben Gesetze, musst du wissen! Und die kannte ich natürlich nicht, bevor diese widerlichen Kreaturen erweckt wurden, und genau das ist das Problem!«
    Â»Da kommen deine kleinen Freunde«, sagte Oates.
    Caspar drehte sich um und knurrte das Bittmich-Trio an, das auf ihn zugelaufen kam. »Siehst du, Umber? Da kommen sie wieder! ›Worum bittest du mich?‹, werden sie fragen, und ich muss ihnen eine Beschäftigung geben! Sie gönnen mir keine Ruhe, keinen Schlaf – was habe ich getan, um diesen Fluch zu verdienen?«
    Die Bittmichs kamen bei ihm an. »Worum bittest du mich?«, fragte das Kleinste von ihnen mit quietschender Stimme. Das Geräusch kroch Haps Rücken hinauf wie eine Spinne.
    Caspar fiel auf die Knie. »Warum könnt ihr nicht an der Statue helfen?«, krächzte er.
    Â»Damit sind schon genug andere beschäftigt«, antwortete die Kreatur. »Worum bittest du mich?«
    Caspar drückte die Hände vor die Augen. »Ich weiß es nicht. Ich kann nicht mehr denken …«
    Das Bittmich bleckte die weißen Zähne. Die anderen taten es ihm nach, und bald schienen alle auf der Insel zu unterbrechen, was sie gerade taten, um dasselbe schreckliche Geräusch zu machen: Klack-klick-klack-klack-klick  …
    Â»Meister, worum bittest du mich?«, wiederholte die Kreatur, die Caspar am nächsten stand, und trat noch einen Schritt vor. »Oder hat der Meister keine Bitten mehr?« Dann stimmte das Bittmich wieder in das Klacken der anderen ein und führte seine schnappenden Kiefer an Caspars Knie heran.
    Caspar kroch auf Händen und Füßen rückwärts. »Bitte … gib mir etwas Zeit … Warte, warte … ich weiß!« Er zeigte auf die Glaspyramide. »Reißt sie ein! Sie gefällt mir nicht! Schlagt sie in Stücke; verwandelt sie zurück in Sand!«
    Das Bittmich verbeugte sich. »Was immer du erbittest.« Das Zähneklappern hörte sofort auf. Die Myriaden von Bittmichs wandten sich wieder ihren Aufgaben zu und die drei Kreaturen rannten zur Pyramide.
    Â»Siehst du, Umber?«, jammerte Caspar. »Natürlich werde ich wahnsinnig. Sie tun, worum auch immer ich sie bitte – aber nur das, was auf dieser winzigen Insel möglich ist. Und sie erledigen alle Aufgaben blitzschnell, und dann fragen sie mich wieder und immer wieder: ›Meister, worum bittest du mich?‹«
    Das Geräusch von zersplitterndem Glas drang an Haps Ohr. Er schaute zu der riesigen Pyramide. Noch während das erste Bittmich mit einer neuen Glaskugel an der Seite hochkletterte, um Caspars vorigen Befehl auszuführen, stürzten sich bereits Hunderte seiner Brüder auf die Kugeln, die die Basis bildeten. Die Wände gerieten ins Wanken, und die ersten Kugeln kullerten seitlich herab. Als sie zu Boden fielen, stampften die Bittmichs darauf herum und zermalmten sie. Hap drehte sich der Magen um. Die Pyramide war von atemberaubender Schönheit und ihre Zerstörung mit anzusehen war schrecklich.
    Â»Warum sagst du den Bittmichs nicht einfach, sie sollen sich ertränken oder in einer Höhle begraben?«, fragte Oates. Die Seemänner schauten Oates an, schoben ihre Unterlippen vor und nickten, weil sie dies offenbar für eine schlaue Idee hielten.
    Â»Glaubst du, da wäre ich noch nicht drauf gekommen, du Riesenhornochse?«, rief Caspar. »Das ist eins ihrer Gesetze: Der Meister darf seinen Bittmichs nicht befehlen, sich selbst zu zerstören, denn wer soll dann dem Meister dienen? Oh, es klingt so herrlich – eine Armee von unbesiegbaren Kreaturen, die alles tun, was man ihnen befiehlt. Unbedingter Gehorsam, unerschöpfliche Macht! Aber die verdammten Gesetze verderben