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Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Titel: Die Bücher von Umber: Drachenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. W. Catanese
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Leviathane.«
    Â»Leviathane … wie Boroon?«, fragte Hap und wandte sich zum Meer.
    Â»Ja. Und es heißt, dass sie, wenn der Mond aufgeht, aus dem Wasser springen, um ihn mit ihrem Maul zu fangen.« Balfour wurde still und betrachtete den silbernen Himmelskörper, der, fast voll, den Horizont erhellte. Seine Reflexion auf dem Wasser war ein Fluss aus glitzernden Scherben. »Was glaubst du, was der Mond ist, Hap?«
    Hap spitzte nachdenklich die Lippen. »Ich weiß es nicht. Darüber habe ich noch nie nachgedacht.«
    Â»Umber hat gesagt, es sei eine staubige Kugel aus kaltem Stein und wir würden immer nur eine Seite von ihm sehen. Und diese Flecken darauf – er sagt, die seien von anderen Gesteinsbrocken, die in ihn eingeschlagen sind.« Balfour stieß einen Lacher aus. »Er kommt wirklich auf die merkwürdigsten Ideen, findest du nicht?«
    Â»Ja, allerdings«, sagte Hap. Balfour wusste nicht, was Hap wusste – dass Umber sicherlich richtig lag, was den Mond anging und viele andere Dinge mehr. Umber stammte aus einer anderen Welt als dieser. Einer Welt, in der die Technik und das menschliche Wissen sehr weit fortgeschritten waren; in der Menschen auf diesem Mond spazieren gingen. Hap wusste das, weil Umber es ihm auf dieser bemerkenswerten Maschine gezeigt hatte, die er aus der anderen Welt mitgebracht hatte. »Er hat eine Menge merkwürdiger Ideen«, murmelte er.
    Balfour nickte. »Gute Nacht, Hap. Und halt die Augen offen wegen der Leviathane.«
    Hap fühlte sich ein wenig schuldig, während er zusah, wie Balfour die Treppe zum Unterdeck hinabstieg. Je mehr ihm dieser Mann ans Herz wuchs, desto unbehaglicher war ihm zu Mute, weil er Geheimnisse vor ihm hatte. Aber er durfte niemandem erzählen, was er über Umber erfahren hatte.
    Seufzend wandte er sich wieder dem Meer zu. Sein Instinkt befahl ihm, sich zu setzen, aber er kämpfte gegen dieses Bedürfnis an. Es passiert mir nichts, sagte er sich. Das Meer ist ruhig. Es ist ungefährlich. Bleib hier und halte Ausschau nach diesen riesigen Kreaturen – das ist etwas, was ich sehen möchte. Und wenn ich die Nacht über hierbleibe, kann ich die alberne Angst vielleicht besiegen. Also blieb er an Deck, als die Mannschaft bis auf den Steuermann und einen Wachmann nach unten in ihre Schlafkojen verschwand.
    Die ganze Nacht trieb ein lauer Wind die Bounder vorwärts. Hap verbrachte Stunden damit, sich zu fragen, wie er Caspar dabei hätte helfen können, aus seiner Notlage zu entkommen. Wenn ich die Lichtfäden gesehen hätte vielleicht, sagte er sich und dachte über diese seltsamen Erscheinungen nach, die er schon mehrmals erlebt hatte. Einer dieser Fäden war von seinem Körper ausgegangen, als gehörte er zu ihm. Ein anderer schien zu einem Feind von ihm gehört zu haben, der ein grausames Ende gefunden hatte. Hat jeder so einen Faden?, fragte er sich. Er dachte über die Töne nach, die er gehört hatte, als er die Fäden berührt hatte – eine überirdische Musik, die eine schwer zu fassende Bedeutung zu enthalten schien.
    Umber wollte, dass er diese Visionen erforschte und zu beherrschen lernte. Doch schon beim bloßen Gedanken daran drehte sich Hap der Magen um. Umber hatte ihm eine Verantwortung aufgebürdet, die ihm Angst machte. In Umbers ehemaliger Welt war die Zivilisation zusammengebrochen; fanatischer Hass und Technologien von überwältigender Zerstörungskraft hatten eine Katastrophe heraufbeschworen. Irgendwie, wahrscheinlich mit Hilfe des mysteriösen WN, war Umber damals einem gewaltsamen Tod knapp entronnen. Und jetzt hatte Umber einen Plan. Er wollte, dass Hap in diese andere Welt hinübersprang und seine bislang noch ungenutzten Fähigkeiten dazu verwendete, das schreckliche Schicksal ungeschehen zu machen, das die Menschheit dort ereilt hatte. War das wirklich möglich? Hap hatte keine Ahnung.
    Vielleicht war es ein Zufall oder lag daran, dass er gerade über die Fäden nachdachte, aber plötzlich befiel Hap diese beunruhigende Empfindung, die immer ihr Erscheinen ankündigte. Auf einmal zog ein Kältegefühl durch seine Glieder, als würde sein Blut sich in Eis verwandeln. Dann wurde die Kälte durch eine Hitzeexplosion hinweggefegt, die ihm Schweißperlen auf die Stirn trieb und eine anhaltende Wärme in seinen Augen zurückließ. Das alles geschah schnell – viel

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