Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Gäste hier«, sagte Hameron mit einer vagen Geste in Richtung Hafen. Hap sah zahlreiche Schiffe mit fremden Bannern und Flaggen im Hafenbecken liegen.
    Â»Ja, zumindest aus den Ländern, die Brugador noch nicht ausgeplündert hat«, sagte Umber. »Aber was sind denn diese großen roten Schiffe?« Auf die war auch Haps Blick gerade gefallen. Sie waren beide in demselben dunklen Rot gestrichen, hatten jedoch eine unterschiedliche Form, wie ein Spaten und ein Speer. Das größere, plumpere Schiff verfügte über drei hohe Masten, wohingegen das schlanke, schmale Gefährt überhaupt keinen hatte, dafür jedoch kleine Löcher an den Flanken. Beide wirkten unheilvoll und bedrohlich.
    Â»Komm schon, Umber, du musst doch von Brugadors Kriegsschiffen gehört haben: Shark und Eel . Sie sind die gefürchtetsten Schiffe des Meeres. Die Shark ist ein Segelschiff für Raubzüge in der Ferne. Die Eel bleibt auf den Schifffahrtsrouten nahe Sarnica. Sie wird von Brugadors Sklaven gerudert. Du wusstest doch, dass Brugador Sklaven hält, oder?«
    Sklaven?, dachte Hap und spürte, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten. Umber verzog keine Miene, aber als Hap Oates anschaute, sah er die Kiefer des großen Mannes mahlen.
    Als Umber nicht antwortete, plapperte Hameron weiter. »Nun, ich kann mir nicht vorstellen, dass es dir, dem berühmten Freiheitsliebenden, gefällt, Umber. Aber damit muss man sich abfinden, oder? Ich glaube, Sarnica ist dazu bestimmt, eine gefürchtete Seemacht zu werden. In diesem Moment werden in der Werft auf der anderen Seite der Insel weitere Schiffe gebaut. Aber ich glaube nicht, dass dein guter König irgendetwas zu befürchten hat, Umber.« Hameron grinste. »Noch nicht.«
    Â»Celador ist ein friedliches Königreich ohne Kriegsgelüste«, sagte Umber.
    Â»Ein friedliches Königreich. Natürlich«, sagte Hameron seufzend. »Da fällt mir ein – es hält sich hier eine Art Gesandter auf. Ein Freund von dir, nehme ich an? Er bat darum, informiert zu werden, wenn du eintriffst.«
    Umber lächelte. »Bertram Charmaigne? Ja, ich wusste, dass er hier sein würde.«
    Hameron verdrehte die Augen. »Du kannst ihm gleich sagen, dass er in diesem Palast seine Zeit vergeudet. Brugador ändert sich nicht.«
    Â»Bertram ist ziemlich überzeugend«, sagte Umber.
    Â»Ziemlich ermüdend, wenn du mich fragst. Wenn er dein Freund ist, solltest du ihm klarmachen, dass es Leute gibt, die gegen seine Überredungskunst immun sind«, erwiderte Hameron. Er stieß zwei schwere Türflügel auf. »Jetzt kommt etwas, was dir gefallen wird, Umber. Das Kuriositätenkabinett.«
    Sie betraten einen lang gestreckten Raum mit hoher Decke. Hap gefror einen Moment lang der Atem in der Lunge. Dieser Ort war vollgestopft mit seltsamen Kreaturen, alle tot und teilweise oder ganz präpariert. Über viele von ihnen hatte er in Umbers Büchern gelesen und Illustrationen von ihnen gesehen. Umber bedeckte seinen Mund und atmete vorübergehend in seine Hand. »Du warst fleißig, Hameron.«
    Â»Nimm dir ruhig einen Moment Zeit für die Sammlung, Umber. Die Drachen können warten«, sagte Hameron. Er lehnte sich an eine Säule und verschränkte die Arme vor der Brust. Oates ging alleine weiter, und Hap folgte einen Schritt hinter Umber. Umbers Augen schossen hin und her, um alles in sich aufzunehmen, doch er verzog dabei den Mund, als hätte er etwas Ekliges gegessen.
    Auf einem Tisch lag ein Schädel so groß wie ein Fass. Auf einem Schild daneben war zu lesen: SCHÄDEL EINES RIESEN. AUSGEGRABEN IN LONDRIA.
    Danach folgte ein ausgestopfter Kopf auf einer Tafel – eine beängstigende Mischung aus Mensch und Wolf.
    Daneben befand sich ein Sarg mit einem Deckel aus trübem Glas. Darin lag ein Skelett – nur etwa einen Meter zwanzig lang, aber mit kräftigen Knochen. Quer über seinen Rippen lag eine breite Axt. Ein Schild auf dem Sarg besagte: UNBEKANNTER DWERGH. Dort blieb Umber einen Moment stehen. Hap sah, dass er seine Hände zu Fäusten ballte und so fest zusammenpresste, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten.
    Hap blickte über Umbers Schulter, als sie sich dem nächsten Ausstellungsstück näherten: einem steinernen Kasten ohne Deckel. Darin lag eine verschrumpelte Gestalt von der Größe eines Kindes. Sie war einst komplett in