Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Titel: Die Bücher von Umber: Drachenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. W. Catanese
Vom Netzwerk:
enthüllte, was sich auf dieser Seite befand: reihenweise vergitterte Zellen mit Gefangenen, die blind in die endlose Dunkelheit starrten. Ein Kerker, dachte Hap. Der Anblick erinnerte ihn daran, wie grausam Sarnica und seine Herrscher waren.
    Â»Das sind die Mitternachtskerker«, rief Hameron. »Dort hält der König die Feinde gefangen, die er so richtig verabscheut. Aber das ist nicht unsere Richtung, junges Mündel von Umber. Komm mit und trödel nicht.«
    Hap ging den anderen hinterher, doch die geisterhaften Gesichter der Gefangenen verfolgten ihn. Der Gang öffnete sich zu einem größeren Raum. Dort blieb Hameron stehen und vollführte eine dramatische Geste. »Dies ist der Drachen-Inkubator. Diese Kammer ist ursprünglich für andere Zwecke erbaut worden, wie ihr sehen könnt. Aber ich habe darauf bestanden, hier die Eier auszubrüten.«
    Hap zuckte beim Anblick der schrecklichen Apparaturen zusammen, die auf eine Seite des Raums geschoben worden waren. An den Wänden waren Handschellen angebracht, Käfige schwebten über dem Boden, und es gab mit Nägeln bespickte Bretter und andere Folterinstrumente. Als er den Blick davon abwandte, entdeckte er die Quelle des roten Lichtscheins und des zischenden Geräuschs.
    Â»Um einen Drachen auszubrüten, braucht man Feuer«, sagte Hameron. »Und hier kann ich so viel Feuer machen, wie ich will.« Er zeigte auf drei Feuerstellen an der entgegengesetzten Wand. In der mittleren waren rot glühende Kohlen aufgestapelt. Und oben auf den Kohlen lag ein Ei. Zumindest hatte es die Form eines Eis, aber seine Schale war anders als alles, was Hap je gesehen hatte. Es schimmerte, während die intensive Hitze darüber hinwegzog.
    Â»Jetzt sieh sich das einer an«, flüsterte Umber.
    Â»Man könnte meinen, es sei aus Glas, nicht wahr?«, sagte Hameron. »Und schaut mal, man sieht, wie sich das Kleine darin bewegt.«
    Als Hap das Ei näher betrachtete, sah er den winzigen Drachen durch das trübe Kristall der Eierschale. Sein Kopf zuckte und der kurze Schwanz entrollte sich und wickelte sich dann wieder auf. Umber beugte sich so dicht darüber, dass Hap befürchtete, seine Haare könnten Feuer fangen, während er ehrfürchtig das Drachenei bestaunte.
    Hap spürte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat. Es war drückend heiß in dem Raum und wäre sogar noch heißer gewesen, wenn über der Feuerstelle nicht ein Schornstein gewesen wäre, durch den die Hitze nach oben abzog.
    Â»Schau mal hier, Umber«, sagte Hameron und ging zu einer schweren Kiste auf der anderen Seite des Raums. Sie war mit einem Vorhängeschloss verriegelt, das Hameron mit einem weiteren Schlüssel öffnete. Dann klappte er den Deckel auf. Sie war voller weiterer Dracheneier mit kristallenen Schalen.
    Umber staunte. Er streckte die Hand aus und fuhr mit den Fingerspitzen über die Schalen. »Sie schimmern!«, sagte er.
    Â»Ja. Schön, oder?«
    Umber seufzte tief. »Darf ich eins rausholen?«
    Â»Sicher. Sie sind überhaupt nicht zerbrechlich, obwohl sie so aussehen.«
    Hap biss sich auf die Lippen. Das gefiel ihm gar nicht. Er wollte, dass Umber wütend und angeekelt war. Stattdessen benahm er sich genau so, wie der abscheuliche Hameron es wollte: euphorisch vor Begeisterung.
    Umber umfasste das Ei mit beiden Händen. Er roch daran, hielt es an sein Ohr und schaute durch die halb transparente Schale, bevor er es wieder zurücklegte. »Wann wird er schlüpfen?«, fragte er mit einer Handbewegung zu dem Ei in der Glut.
    Â»In ein oder zwei Tagen«, erwiderte Hameron. »So genau lässt es sich nicht vorhersagen. Dann geht es nur noch darum, das Kleine zu füttern. Fisch und Ziege sind gut – das bringen die Drachen ihren Jungen auch in die Höhlen.«
    Â»Wie interessant. Ich würde ja zu gern ein lebendes Exemplar sehen«, sagte Umber.
    Â»Da wirst du bis morgen warten müssen.«
    Â»Warum bis morgen?«
    Hameron hob lächelnd eine Augenbraue. »Na, bis zu den Spielen natürlich.«

18
    W ohin gehen wir jetzt?«, fragte Oates.
    Â»Wir treffen jemanden. In einem Gasthaus nicht weit von hier.«
    Sie eilten durch die engen Straßen von Faldran. Es war fast Mittag und die Stadt inzwischen überfüllt. Zu den Einheimischen kamen immer mehr Passagiere der einlaufenden Schiffe. Auch Soldaten verstopften die Straßen; sie

Weitere Kostenlose Bücher