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Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Titel: Die Bücher von Umber: Drachenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. W. Catanese
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mit ausdrucksloser Miene zusah, wie ihr Ehemann quer durch die Arena schritt. Als Hap merkte, dass das Mädchen ihn beäugte, sah er schnell wieder weg. Seine Wangen liefen rot an.
    Vier Männer zogen mit Hilfe von Seilen einen der Wagen aus dem Tunnel. Ein weiterer, mit langen Speeren bewaffneter Mann folgte ihnen und das Tor schwang hinter ihnen zu. Einer der Männer kletterte auf den Wagen und stieg auf die Kiste. Umber gab sich Mühe, ruhig zu bleiben, aber Hap sah, wie sich seine Fingernägel in die Lehnen des Stuhls gruben.
    Magador trat in die Mitte der Arena. Diener brachten ihm einen mit Edelsteinen besetzten Helm sowie eine Streitaxt mit Doppelklinge und einen Schild, der in der Mitte mit einem Dorn besetzt war. Der Prinz stellte sich breitbeinig hin, ging in die Hocke und schlug zweimal mit der Axt gegen den Schild. Bei diesem Signal warf der Mann oben auf der Kiste einen Riegel um und die Kiste klappte vorne auf. Die Menge hielt den Atem an.
    Nichts passierte. Die Männer stießen von beiden Seiten ihre Speere zwischen die Latten und bewegten sie hin und her. Ein Kreischen ertönte, die Kiste erbebte, und schließlich krabbelte das Tier heraus, direkt in das Licht der Fackeln.
    Aus tausend Mündern gleichzeitig kam der Ausruf: »Ooh!« Die Zeit schien langsamer zu werden und Haps Wahrnehmung schärfer, als er sich den Drachen ansah. Mit seinem schlanken Körper und dem stacheligen Kamm, der seinen Rücken hinablief, sah er zugleich niedlich und gefährlich aus. Der Kopf und die Füße waren übergroß, wie bei jedem Tierbaby. Die gesamte Kreatur schien ausschließlich aus wertvollen Materialien zu bestehen: Hap erspähte Schuppen aus Gold und Kupfer, Klauen aus Silber und Augen, die wie Saphire leuchteten.
    Â»Schau nur, was sie ihm angetan haben«, murmelte Oates. Hap stöhnte auf, als er sah, was Oates meinte. Die Beine des Drachen waren zusammengekettet, so dass er sich nur humpelnd fortbewegen konnte. Sein Maul war fest mit Draht umwickelt und um sein Schwanzende, das, wie Hap annahm, mit Stacheln besetzt und gefährlich war, hatte man ein Tuch gebunden. Aber am meisten widerte ihn an, was diese Barbaren mit den Flügeln gemacht hatten: Sie waren unterentwickelt und noch zu klein, als dass der Drache hätte fliegen können. Trotzdem wiesen gut sichtbare, grobe Narben darauf hin, dass sie verstümmelt worden waren; der Drache konnte nur kraftlos mit ihnen flattern.
    Â»Sie haben ihm die Flügel gestutzt, die dreckigen Feiglinge«, zischte Oates wütend.
    Die Ketten um seine Füße rasselten, als der Drache versuchte, sich unter den Wagen zu flüchten. Doch die Männer ließen nicht zu, dass er sich versteckte. Sie stießen mit den Speeren nach ihm und trieben ihn so auf die freie Fläche, wo Magador auf ihn wartete und die Axt schwang.
    Hap wandte sich ab. Er ertrug es nicht, das weitere Schicksal des Drachen mit anzusehen. Umber schaute mit der Hand über dem Mund zu. Fay presste die Lippen so fest zusammen, dass alle Farbe aus ihnen wich, während das Mädchen dahinter ihr Gesicht in den langen braunen Haaren der Prinzessin verbarg. Aus der Menge hörte man Rufe, Gelächter oder bestürztes Aufstöhnen. Hap steckte sich die Daumen in die Ohren und kniff die Augen fest zu.
    Als Jubelgeschrei ertönte, öffnete er ganz kurz die Augen und drückte sie sofort wieder zu. Aber ein schreckliches Bild hatte sich doch in sein Hirn eingebrannt: Magador, wie er seinen Helm aus dem breit grinsenden Gesicht schob und eine blutige Trophäe hochhielt, damit die Menge sie sah.
    Hap hörte das schreckliche, tierische Gebrüll des Königs: »Den Ersten hab ich selbst erschlagen, wussten Sie das, Umber? Jetzt ist auch mein Sohn ein Drachentöter! Drachentöter Brugador! Drachentöter Magador!«
    Wieder rumpelten Wagenräder, und die Türen gingen quietschend auf. Hap hielt die Augen geschlossen, bis er spürte, dass ihn jemand am Knie berührte. Umber kauerte vor ihm und fragte leise: »Alles in Ordnung mit dir?«
    Hap schüttelte den Kopf. »Können wir gehen?«
    Umber blickte sich zum König um und schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Hap, aber das ist unmöglich. Wir haben Brugador und seinen Sohn schon genug verärgert. Du musst stark sein, bis das hier vorbei ist.«
    In Haps Kehle stieg ein saurer Geschmack hoch. »Wie lange geht das denn noch? Wie viele wollen

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