Die Bücher von Umber: Drachenspiele
ihnen fielen um wie Bowlingkegel. Das Mädchen starrte Oates mit offenem Mund an.
Oates griff nach dem nächsten Fass. »Worauf wartet ihr?«
Tolliver nickte lachend, und seine Männer stürmten den Landungssteg hinauf. Als sie das Deck erreichten, hatte Oates sieben weitere Wachmänner niedergestreckt und die übrigen fingen an, über die Reling ins Wasser zu springen.
Als Hap losrennen wollte, spürte er, wie jemand seine Hand ergriff. Neben sich sah er das Mädchen, das die Prinzessin an der anderen Hand hielt. Es war schwierig, so zu laufen, vor allem, wenn man einen Käfig mit einem Drachen im anderen Arm hatte, aber er hielt die Hand dennoch fest. Hap spürte, wie sich der Landungssteg unter ihnen bog, als Oates ihnen aufs Schiff folgte. Die ehemaligen Häftlinge machten schnell die Leinen los.
Sobald sie an Bord waren, lieà das Mädchen Haps Hand los und umklammerte die Taille der Prinzessin. Fay presste die Lippen zusammen und schaute mit einem grimmigen Lächeln Richtung Festung. Aus den Fenstern schlugen Flammen. Der Lärm der Schlacht wurde leiser. Dann kamen zweihundert Männer auf Pferden ans obere Ende der HafenstraÃe getrappelt. Hap sah, dass sie von einer vertrauten Gestalt angeführt wurden. »Das ist Magador!«, rief er. Beim Klang dieses Namens klammerte das Mädchen sich fester an die Prinzessin, und Fays Lippen kräuselten sich vor Verachtung.
Magador beugte sich auf seinem Sattel vor und spähte zum Hafen hinab. Hap kam es so vor, als wäre sein Blick direkt auf das Deck ihres Schiffes gerichtet. Er schaute alarmiert zu dem Häftling, der mit einer Fackel neben ihnen stand und die Prinzessin anleuchtete. Hap konnte sich vorstellen, wie gut sie zu erkennen waren, sogar aus groÃer Entfernung.
Umber hatte denselben Gedanken. »Lösch das Licht!«, rief er. Der Häftling warf die Fackel über Bord und sie versank zischend im Hafenbecken.
Pfeile sirrten durch die Luft. Der kleine Drache quiekte in seinem Käfig.
»Geht nach unten!«, rief Umber. »Sie schieÃen von dem anderen Kriegsschiff auf uns!«
Der riesige Segler, der wie die Eel blutrot angestrichen war, ankerte ganz in der Nähe. In einer Reihe waren Bogenschützen auf dem Deck aufgestellt und Pfeile schlugen überall um sie herum ein, prallten an den Planken ab und blieben an der Reling hängen. Von der HafenstraÃe drang immer lauter und tiefer werdendes Hufgetrappel zu ihnen. Umber lief neben Fay her und schirmte sie ab, und Hap und Oates folgten ihnen durch die offene Luke.
Tolliver wartete unten an der Treppe auf sie. »Die Wachen sind alle weg, Umber. Und sie haben die Schlüssel mitgenommen. Wir können die Sklaven nicht befreien!«
»Vielleicht können wir das doch«, sagte Umber und berührte die Vorderseite des Hemdes, wo für die anderen unsichtbar der Schlüssel hing.
Hap betrachtete den groÃen Raum, der über die ganze Länge des Schiffs ging. Von einem Mittelgang getrennt, verliefen Bankreihen an beiden Seiten. Unter den Bänken waren Ruder verstaut und an den Seitenwänden saÃen Männer auf Strohmatten. Sie trugen FuÃschellen, die alle durch lange Ketten miteinander verbunden waren. Das hier war ihr ganzes Leben, dachte Hap. Sie haben an diesem einen Ort gegessen, geschlafen und gerudert.
Die Männer starrten die Neuankömmlinge ängstlich an.
»Sie haben für einen Tyrannen gerudert«, sagte Umber. »Rudern Sie jetzt für die Freiheit?«
Die Männer tuschelten miteinander, Hoffnung flackerte in ihnen auf. Einige nickten.
Umber ging zu den Schlössern, die das Ende der vier Ketten sicherten. »König Brugador ist tot«, begann er und machte eine Pause, als daraufhin lauter Jubel ausbrach. Er schirmte den Schlüssel mit seinem Körper vor den Blicken der anderen ab und öffnete die vier riesigen Vorhängeschlösser. »Aber Magador lebt. Und er reitet gerade mit einer beachtlichen Streitmacht auf den Hafen zu. Wir müssen so schnell wie möglich von hier entkommen. Doch zuerst lösen Sie Ihre Fesseln!«
Die Männer grinsten, als sie begriffen, was vor sich ging. Sie nahmen die Kette, zogen sie durch die Ringe an ihren FuÃschellen und befreiten sich so einer nach dem anderen. Ein Mann sprang auf und rannte zur Treppe, begierig, von dem Schiff zu fliehen, das so lange sein Gefängnis gewesen war. »Kommen Sie zurück!«, rief
Weitere Kostenlose Bücher