Die Bücher von Umber: Drachenspiele

nicht geübt genug, dachte Hap. Aber tief in seinem Herzen wusste er, dass es ein Chor der Verdammten war. Alle auf diesem Schiff werden sterben . Seine Beine begannen zu zittern und er fiel auf die Knie.
    Umber war ihm quer über das Deck gefolgt. Er beugte sich zu ihm hinab, vielleicht um Hap zu stützen, doch Hap wehrte ihn mit der Hand ab. Es muss etwas geben, was ich tun kann, sagte er zu sich selbst. Denn war das nicht der Sinn dieser Lichtfäden? Sah er sie nicht, damit er das Schicksal lenken konnte? Ihm fiel der Käfer wieder ein, der ihn vor dem tödlichen Pfeil gerettet hatte, und die seltsame, verschwommene Aura, von der er umgeben gewesen war, und wie alles andere außer dem, worauf es ankam, ihm unwichtig erschienen war.
    Â»Wo ist es?«, flüsterte er heiser. Er hob den Blick und ließ ihn über das Deck schweifen, und als er sah, wonach er suchte, explodierte ihm fast das Herz in der Brust.

24
    D as Steuerrad.
    Gab es ein besseres Instrument, um das Schicksal in eine andere Richtung zu lenken? Hap rannte hin. Er war so sehr in seine Aufgabe vertieft, dass er Barber einfach wegschubste und das Steuer packte.
    Â»Was fällt dir ein, Junge?«, brüllte Barber.
    Umber ging dazwischen. »Treten Sie einen Moment zurück, Barber, ich flehe Sie an.«
    Hap hatte Angst zu sprechen und jemandem in die Augen zu sehen, irgendetwas zu tun, das dazu führen konnte, dass die Vision schwächer wurde und verschwand. Die Lichtfäden waren ihm noch nie lange erschienen, deshalb wusste er nicht, wie viel Zeit ihm blieb.
    Er drehte das Steuerrad nach rechts. Das war schwerer, als er erwartet hatte, und er ächzte unter der Anstrengung. Die Lichtfäden vor ihnen fingen an, ihre Richtung zu ändern und den neuen Kurs vorzugeben. Doch ihre Farbe sagte weiterhin Vernichtung voraus. Hap drehte das Steuer weiter, aber noch immer schien nur Verdammnis vor ihnen zu liegen.
    Er veränderte seinen Griff um das Steuer, drehte es in die Ausgangsposition zurück und dann langsam in die entgegengesetzte Richtung. Auch dieser Weg führte in den Tod. Er drehte das Rad noch ein Stückchen weiter. Mehr Tod .
    Barber versuchte, sich an Umber vorbeizuschieben. »Der Junge vergeudet Zeit! Sie werden uns nur umso schneller einholen!«
    Als Hap das Ruder noch ein bisschen weiterdrehte, sah er, wie die Fäden sich aufhellten. Nicht komplett, aber sie waren nun nicht mehr so hässlich grau wie vorher. Die Farbe veränderte sich, wurde abwechselnd dunkler und heller. »Was bedeutet das?«, fragte er sich selbst im Flüsterton. »Eine Chance?« Er drehte noch weiter und die Farbe hellte sich erneut ein kleines bisschen auf. Als er noch weiterdrehte, wurde sie jedoch dunkler und unheilvoller denn je. Er zog das Ruder genau in dem Moment zurück in die vorherige Position, als die Fäden verschwanden.
    Hap schaute über seine Schulter. Dort stand Umber und hielt Barber mit ausgebreiteten Armen von ihm fern. Er grinste und hob eine Augenbraue. Die anderen schauten ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
    Â»Das ist die einzige Richtung, in die wir fahren können«, sagte Hap. »Wenn wir einen anderen Kurs einschlagen, werden wir alle sterben.«
    Ungläubigkeit und Misstrauen hingen in der Luft. Barber brach das Schweigen. »Wir können nicht in diese Richtung fahren, ihr Idioten! Mit dem Wind im Rücken wird die Shark uns in einer Stunde eingeholt haben.« Hap schaute zu dem Schiff hinter ihnen. Es schien näher gekommen zu sein. Plötzlich wurde es hell am Himmel, da im Osten die Sonne aufging.
    Â»Mag sein, dass das unvernünftig erscheint, aber Sie müssen uns vertrauen«, sagte Umber.
    Â»Ach was, das ist nicht unvernünftig – das ist Irrsinn!«, rief Barber.
    Andere Männer waren an Deck gekommen und stellten sich mit düsteren Mienen im Kreis um das Steuerrad auf.
    Â»Seht ihr nicht, was passieren wird?«, rief Barber. »Eine Weile können wir das Tempo noch halten. Aber die Ruderer werden schwächer werden und das Schiff langsamer. Der Wind wird aber nicht müde. Er wird die Shark direkt an unser Heck treiben. Und auf dem Schiff befindet sich ein Mob aus bewaffneten Männern mit Pfeilen, Wurfspeeren und Äxten. Sie warten nur darauf, Hackfleisch aus uns zu machen. Wir müssen unseren Kurs ändern!«
    Die kleine Männergruppe murmelte etwas und schloss ihren Kreis, ängstlich und